Schnutenpulli

Gesichtsmaske selbst gemacht

von Brunhild Hauschildt

Ein Kleidungsstück bekleidet und begleitet uns nun schon über zwei Jahre. Wenn die Brille beschlägt, das Hörgerät am Haltegummi hängt und die Nase läuft, dann verdamme ich diesen „Rotzfänger“. Zum Glück geht es den anderen Mitmenschen ebenso. Ich kann auch immer noch darüber lachen, obwohl langsam „Schluss mit lustig“ sein könnte.

„Hast du deine Maske dabei?“ fragt mein Mann seit zwei Jahren, bevor wir die Wohnung verlassen. Und seit zwei Jahren antworte ich :“ danke“ und fange an, in meinen Taschen zu kramen, um sicher zu sein. Es ist ein Albtraum.

Anlässlich meines Geburtstages vor zwei Jahren schenkte mir eine gute Freundin zwei selbst genähte OP-Masken. Sie können sich sicher denken, wie sehr ich mich über diesen Schatz gefreut habe. In dieser Zeit gab es nur die OP-Masken in hellblau oder weiß und das auch sehr eingeschränkt. Meine Freundin griff das Manko an den Alltagsmasken, wie sie auch genannt wurden, auf und nähte bergeweise aus lustigen bunten Stoffen „Maulkörbe“. Diese gab sie an Arztpraxen und in den Altersheimen kostenlos ab. Sogar die Charité bekam von fleißigen Schneiderinnen solche Zuwendungen.

Meine „Speichelbremse“ zeigt mein Glücks-und Leittier, einen bzw. mehrere Elefanten. Ins Konzert tragen mein Mann und ich „Mundgeruchssperren“ mit Noten- und Musikinstrumentenmotiven. Noch können wir kreativ auf diese neue „Zwangs-Mode“ reagieren. „Hast du deine Maske dabei?“ – diese Fragerei nimmt kein Ende. Inzwischen sehe ich die „Gesichtsvorhänge“ auch im Straßenmüll. Der Wind treibt mit den „Gesichtsfetzen“ sein Spiel und hängt sie in Sträuchern und Bäumen auf.

Über einen selbst genähten „Lappen“ konnte ich mich zu meinem wieder mit viel Abstand gefeierten Geburtstag nicht freuen. Inzwischen gab es genug Material zum Mund-und Nasenschutz und nun galt die FFP2- Maske, auch partikelfiltrierende Halbmaske genannt, als effektiver und wurde Vorschrift in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens.

Die durfte nicht nachgenäht werden, die war eine medizinisch und fachlich geprüfte „Keimschleuder“. Und sie gab es nur in Weiß, der Farbe der Unschuld. Die meisten Menschen tragen diese weißen „Gesichtsschlüppa“. Sie sehen damit aus, als wenn sie Schnäbel hätten. Wäre ja nicht schlecht, wenn das Virus aufgefressen und einfach weggeschluckt werden könnte. Aber gegen diese ernst zu nehmende Pandemie kann man nicht fabulierend und mit „Gesichtssauna“ ankommen.

Neuerdings hält der Markt auch farbige Halbmasken im Angebot. Das ist speziell für mich entwickelt worden. Ich bin ja besonders kritisch und nörgelig in dieser Beziehung. Aber, Achtung, ich bin kein Skeptiker oder gar Gegner oder schlimmer: Montagsspaziergänger! Ich trage nun grün, rot, gelb, oder schwarz. Nun bitte, keine voreiligen Schlussfolgerungen auf meine politische Einstellung! Mein „Schnutenpulli“ greift nur die Farbe meines Körperpullis auf.

Im Herbst könnte nach Einschätzung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die inzwischen weitgehend aufgehobene Maskenpflicht in Innenräumen wieder eingeführt werden. Die Lage werde sich dann wieder ändern, sagte er der “Bild am Sonntag”.