Zum 250. Geburtstag Alexander von Humboldts

Alexander von Humboldt und sein Begleiter Bonpland am Orinoco

Alexander von Humboldt und sein Begleiter Bonpland am Orinoco

von Tristan Micke

Alexander von Humboldt gilt als einer der Begründer der wissenschaftlichen Erdkunde, der Klimalehre, der Lehre vom Erdmagnetismus, der Meeres- und Pflanzenkunde. Er erforschte den Vulkanismus und verfasste zahlreiche Schriften zu diesen Themen. Er ist einer der letzten Universalgelehrten und in der Welt einer der bekanntesten Deutschen.

Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt wurde am 14. September 1769 in Berlin geboren. Seine Eltern waren der aus Pommern stammende preußische Offizier Alexander Georg und Marie Elizabeth von Humboldt. Er hatte noch den 1767 geborenen Bruder Wilhelm. Wegen seiner Verdienste im Siebenjährigen Krieg war sein Vater zum Kammerherrn der Kronprinzessin ernannt worden. Der Kronprinz, der spätere Friedrich Wilhelm II., war einer der Taufpaten Alexanders. Nach der Scheidung der Ehe des Thronfolgers im Geburtsjahr Alexander von Humboldts entfielen die Aufgaben des Vaters als Kammerherr und er zog sich ins Privatleben auf Gut und Schloss Tegel zurück.

Ausbildung und Studium

Dort kümmerte er sich um eine gute Erziehung und Ausbildung seiner Söhne durch Hauslehrer. Lange Zeit erschien Alexander seinen Erziehern als weniger befähigt als Bruder Wilhelm. Abstrakt aufbereiteter Lernstoff lag ihm weniger. Alexander zeigte besonderes Interesse an der Natur und beschäftigte sich mit Insekten, Pflanzen und Steinen. Er entwaf bereits als Zehnjähriger Karten zum Planetensystem und von Amerika.

Dieser Beschäftigung ging er zusätzlich zum Unterricht nach, sodass er schließlich ein größeres Stoffpensum bewältigte als Bruder Wilhelm. Von Vorteil war dabei sein Zeichen- und Maltalent, welches unter Anleitung von Daniel Chodowiecki im Kupferstechen und Radieren geschult wurde. 1786 stellte er in der ersten Kunstausstellung der Berliner Akademie seine Werke der Öffentlichkeit vor. Nach dem Tod des Vaters ging die Planung der Erziehung von Wilhelm und Alexander an die Mutter über.

Bei verhältnismäßig bescheidener eigener Lebensführung war ihr Ziel, den Söhnen zu bedeutenden Posten im Staatsdienst zu verhelfen. 1787 gingen beide Söhne nach Frankfurt/Oder an die Viadrina. Wilhelm studierte dort Jura, Alexander Staatswirtschaftslehre. Nebenbei hörte Alexander Altertumswissenschaften, Medizin, Physik und Mathematik. Mit dem Theologiestudenten Wilhelm Gabriel Wegener schloss Alexander von Humboldt 1788 einen “ewigen Freundschaftsbund”. Weil er außerdem unverheiratet blieb, wird in einem Teil der Forschungsliteratur die Meinung vertreten, dass Alexander von Humboldt homosexuell gewesen sei.

In Frankfurt/Oder offenbar akademisch unterfordert, ging Alexander von Humboldt nach einem Semester wieder zurück nach Berlin. Hier ließ er sich von Carl Ludwig Willdenow in Botanik ausbilden. 1789 immatrikulierte er sich an der Universität Göttingen. 1790 schloss Humboldt das Manuskript seiner Publikation über einige Basalte am Rhein ab. Von Ende März bis Juli 1790 unternahm er zusammen mit dem Naturforscher Georg Förster eine Forschungsreise von Mainz über den Nordrhein nach England und zurück über Paris. Danach setzte Humboldt seine Ausbildung in Staatswirtschaftslehre an der Hamburger Büsch-Akademie fort.

Karriere im Staatsdienst

1791 schlug Alexander von Humboldt den Weg als Bergbeamter im Staatsdienst ein. Dazu war noch ein Studium an der Bergakademie in Freiberg nötig. Er erforschte die Pflanzenwelt unter Tage und befasste sich mit den chemischen Problemen der Verbrennung. 1792 erhielt er ein Patent als Bergassessor und wurde mit der Untersuchung des Lotharheiler Schiefers betraut. Bereits nach einem halben Jahr erfolgte die Beförderung Humboldts zum Oberbergmeister.

Er wurde mit der Sanierung des Bergbaus im Fichtelgebirge und im Frankenwald beauftragt. Im Fichtelgebirge endeckte er, dass der Haidberg bei Zell teilweise aus stark magnetisiertem Gestein besteht und bezeichnete ihn als “Magnetberg”.

Humboldt modernisierte den Abbau von Silber, Nickel, Zinn, Eisen und Alaunschiefergestein in der Region Bayreuth sowie den Goldbergbau in Goldkronach, wodurch sich auch die Arbeitsbedingungen der Bergarbeiter verbesserten. Humboldt entwickelte eine Atemschutzmaske und verbesserte die Sicherheit der Grubenlampen. In Steben gründete er eine Bergschule, die erste Arbeiter-Berufsschule in Deutschland. 1794 traf Alexander von Humboldt in Jena Johann Wolfgang von Goethe. Beide Männer waren daraufhin eng befreundet. Im selben Jahr wurde Humboldt Bergrat und 1795 Oberbergrat. Um sich seinen Forschungen zu widmen, bat er aber den preußischen König um Entlassung aus dem Dienst im Bergbau. Er befaßte sich nun mit Mykologie und der “tierischen Elektrizität”.

Weltreisen

Durch den Tod seiner Mutter war Alexander von Humboldt zu einem vermögenden Erben geworden. Jetzt konnte er seine erträumten Forschungsreisen unternehmen. Er nahm dabei die modernsten Instrumente mit:

Amerikanische Forschungsreise 1799-1804

Humboldt sammelte in Amerika Pflanzen und Fossilien, studierte die Düngeeigenschaften von Guano (Vogelkot); betrieb geographische und geologische Forschungen, protokollierte ein heftiges Erdbeben und machte astronomische Beobachtungen. Ihm ging es dabei vor allem um das “Zusammenwirken der Kräfte, den Einfluss der unbelebten Schöpfung auf die belebte Tier- und Pflanzenwelt.”
Auf seiner Reise musste Humboldt immer wieder die grausame Behandlung der Sklaven beobachten, was ihn zu einem entschiedene Gegner der Sklaverei machte. Zum Ende der Reise war Humboldt zu Gast bei Präsident Thomas Jeffersen in Washington und in Philadelphia.

Nach seiner Rückkehr lebte Humboldt 20 Jahre in Paris, der damaligen Hauptstadt der Wissenschaft. Dann zwangen ihn finanzielle Engpässe zurück nach Berlin. Sein zwischen 1805 und 1839 entstandenes 34-bändiges Reisewerk, welches unvollendet blieb, hatte ihn ruiniert.

Russlandexpedition (1829)

Die Expedition führte Alexander von Humboldt über Moskau, Kasan, Perm nach Jekaterinburg. Die Route ermöglichte geologische Forschungen und ein reichhaltiges Sammeln von geologischem Material. Auf dieser Reise verbrachte Humboldt seinen 60. Geburtstag. Der Zarin sagte Humboldt Diamantenfunde im Ural voraus, die dann tatsächlich eintraten.

Lebensende

Wegen seines guten Gespürs für den Umgang mit Menschen wurde Alexander von Humboldt von Preußen mehrmals in diplomatischen Missionen eingesetzt.

1848 hatte die Revolutionswelle auch Deutschland erreicht. Humboldt begrüßte zwar das Streben nach Reformen, lehnte jedoch das brutale Vorgehen der Revolutionäre ab. Er nahm aber an ihrer Siegesfeier Teil und lief an der Spitze des Trauerzuges der Märzgefallenen mit.

Bis kurz vor seinem Tode arbeitete Humboldt an seinem 1834 begonnenen Lebenswerk, dem “Kosmos”, in dem er das gesamte Wissen der Welt vereinen wollte.

Am 6. Mai 1859 starb Humboldt verarmt in seiner Berliner Wohnung in der Oranienburger Straße 67. Sein Vermögen hatte er in seine Forschungen investiert. Beigesetzt wurde Alexander von Humboldt im Familiengrab im Schlosspark von Tegel, einem Ehrengrab der Stadt Berlin.