Musikalischer Brückenschlag aus Usedom

Strandflügel an der Seebrücke Ahlbeck im Sonnenuntergang

von Ursula A. Kolbe

Wer liebt es nicht, den Duft von Meer, würziger Luft – auch auf Usedom. Wo sonst treffen Meer und Natur so einzigartig zusammen wie auf der Sonneninsel, wie sie gern genannt wird. Mit durchschnittlich 1.906 Sonnenstunden im Jahr scheint sie nirgendwo in Deutschland so häufig wie auf der zweitgrößten Insel des Landes. Auch der 42 Kilometer lange Strand zieht Einheimische und Urlauber magisch an.
Und nicht nur das.

Auch Musik wird hier großgeschrieben. Und jetzt steht wieder das Usedomer Musikfestival vor der Tür. Ein Jubiläum zumal – das 25. Es feiert den Ostseeraum in seiner Gesamtheit musikalisch. Festivalintendant Thomas Hummel verspricht drei prall gefüllte Wochen vom 22. September bis 13. Oktober, die die ganze musikalische Vielfalt der Ostseeregion zeigen. Das Programm solle an Höhepunkte erinnern, aber auch in die Zukunft blicken.

Erstmals bringt das Festival Künstler aus allen neun Ostseeanrainerstaaten und Norwegen zusammen. Erwartet werden u. a. die schwedische Sopranistin Anne Sofie von Otter, der in Litauen geborene Cellist und Dirigent David Geringas, die Jazzsängerin Gitte aus Dänemark, die norwegische Geigererin Mari Samuelsen, die polnische Pianistin Aleksandra Mikulska sowie die Ensembles Raro aus Lettland und Triskele aus Estland.

Zur Eröffnung am 22. September spielt das Baltic Sea Philharmonic unter Leitung von Kristjan Järvi im Kraftwerk des Museums Peenemünde. “Im reinsten C-Dur lässt Kristjan Kärvi sein Konzert „Aurora“ strahlen, inspiriert von den faszinierenden Polarlichtern, wie sie im nördlichen Norwegen immer wieder zu erleben sind“, schreibt Hans Ackermann in der Tagesspiegel-Beilage SOMMERKULTUR. Ein klangprächtiges Werk, das den Ostseehimmel erleuchtet – und damit wie geschaffen ist zur Eröffnung des Usedomer Musikfestivals.

Ergänzt wird das rund zehn Minuten dauernde Doppelkonzert für Violine und Cello unter anderem von ‚Montains. Waters. Freedom‘, ein zeitgenössisches Werk des litauischen Komponisten Gediminas Gelgotas. Komplett aus dem Gedächtnis führen die Musiker die Konzertsuite ‚Der Sturm‘ von Jean Sibelius und die ‚Rock Symphony‘ des Letten Imants Kalnins auf.

Eine Gemeinschaft, die Grenzen überwindet

Wie gesagt, spielt das „Baltic Sea Philharmonic“, ein 2008 als Jugendorchester gegründetes Ensemble – mit Musikern aus allen zehn Ostseeländern. Dirigent Järvi nennt das Orchester, das beim Festival sein zehntes Jubiläum feiert, eine Gemeinschaft, die Grenzen überwindet und Menschen „von Norwegen bis Russland“ zusammenbringt.

Die Förderung des musikalischen Nachwuchses ist fester Bestandteil des Musikfestivals. Der 2015 gestorbene Ehrenschirmherr Kurt Masur holte bereits 1995 Preisträger des New Yorker Wettbewerbs Young Concert Artists nach Usedom. In diesem Jahr treten drei weitere Teilnehmer auf. Zudem wetteifern „Jugend musiziert“-Gewinner um den Achterkerke-Musikpreis für Kinder.

Eine Attraktion des Festivals ist auch die Rundfahrt auf der polnischen Nachbarinsel Wolin, die mit Usedom eine enge kulturelle Partnerschaft pflegt. Die Busreise von Heringsdorf, mit der Überfahrt in das rund 40 km entfernte Wolin, beginnt morgens um 10 Uhr und mündet am Abend in ein Festkonzert mit der internationalen Chorakademie Lübeck, die in der Nikolaikirche Bachs h-Moll-Messe aufführt.

Zum Abschluss des musikalischen Sommers stehen die Komponisten „Strauß und Strauss“ auf dem Programm. So gibt es im Kaiserbädersaal im Seebad Heringsdorf Musik des Walzerkönigs, gespielt vom Johann-Strauß-Orchester Frankfurt.
Einen Tag später führt die Radiophilharmonie des NDR Hannover in Peenemünde „Ein Heldenleben“ von Richard Strauss auf.

Dieser Komponist hat seine Freizeit bekanntlich lieber in den Alpen verbracht, in Garmisch oder Marquartstein. Johann Strauß hingegen wusste die Vorzüge der sonnigen Insel zu schätzen und war erwiesenermaßen 1889 in der „Villa Anna“ in Heringsdorf zu Gast. Die Vermutung liegt nahe, dass sein Walzer „Wellen und Wogen op. 141“ also durchaus von sommerlichen Erlebnissen am schönen Usedomer Ostseestrand inspiriert worden ist.

Mehr dazu unter www. usedomer-musikfestival.de.