Deutschland feiert das Lutherjahr

Lutherdenkmal ins Worms

von Edelgard Richter

Vom 24. bis 28. Mai 2017 fand der Deutsche Evangelische Kirchentag in Berlin und Wittenberg statt. Die meisten Veranstaltungen werden in Berlin stattfinden. Allerdings wird auf den Elbwiesen in Wittenberg die größte Feier durchgeführt werden.

Das Lutherjahr in Deutschland findet statt, weil vor 500 Jahren, am 31. Oktober 1517, Luther seine 95 Thesen gegen den Ablasshandel an das Tor der Schlosskirche zu Wittenberg schlug. Doch der Ablasshandel war für Luther nicht allein der Grund seine 95 Thesen zu verfassen, sondern auch die Prunksucht des Papstes Leo X. sowie andere Missstände der römisch-katholischen Kirche. Luther zweifelte auch die Unfehlbarkeit des Papstes und der Konzile an.

Der erfolgreichste Ablassprediger war Johann Tetzel. Die Ablassbriefe sollten auf dem Weg zu Gott vor dem Fegefeuer bewahren: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt“. Ein sogenannter Tetzelkasten wird in der Nikolaikirche zu Jüterbog gezeigt, auf den man sehr stolz ist. Im Kulturquartier Mönchenkloster ist ein Ablassbrief im Original zu sehen.

Martin Luther wurde am 10. November 1483 in Eisleben als zweites Kind von neun Kindern des Hüttenmeisters Hans Luther und seiner Ehefrau Margarete geboren. Sein Vater brachte es im Kupferbergbau von Mansfeld zu bescheidenem Wohlstand und konnte den Sohn studieren lassen. Luther besuchte die Schule in Mansfeld von 1488 bis 1496, dann ein Jahr in Magdeburg. Von 1498 bis 1501 war er Schüler der Georgenschule in Eisenach.

1501 bis 1505 studierte er in Erfurt unter anderem Jura; brach aber das Studium ab um ins Kloster der Augustiner-Eremiten in Erfurt einzutreten. Wegen seines vorbildlichen Lebens wurde er bereits 1507 zum Priester geweiht. 1508 nahm Luther das Studium der Theologie in Wittenberg auf, wo er 1523 zum Doctor Theologiae promovierte. 1524 trat er aus dem Mönchsorden aus und heiratete ein Jahr später 41jährig die ehemalige Nonne Katharina von Bora, damals 26 Jahre alt, mit der er drei Söhne und drei Töchter hatte.

1518 wurde Luther der Häresie beschuldigt und von der Kurie nach Rom eingeladen, der er nicht Folge leistete und um Anhörung auf deutschem Gebiet bat. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise unterstützte sein Begehren. 1520 drohte Papst Leo X. mit dem Kirchenbann, dem Ausschluss aus der Kirche. Mit der Bannbulle vom 3. Januar 1521 wurde Luther dann schließlich exkommuniziert. Auf Vermittlung des Kurfürsten durfte er am 17. April 1521 seine Thesen vor dem Reichstag zu Worms erläutern. Er sollte sie widerrufen, was er ablehnte. Über Luther wurde die Reichsacht verhängt; er war nun „vogelfrei“, jeder konnte ihn töten.

Auf dem Heimweg von Worms ließ ihn Kurfürst Friedrich entführen und auf die Wartburg in Eisenach bringen, wo er als Junker Jörg ein knappes Jahr lebte. In dieser Zeit übersetzte Luther das Neue Testament in eine allgemein verständliche deutsche Sprache. Er schuf dabei neue Worte: Lückenbüßer, Feuertaufe, Machtwort, Schandfleck, Lockvogel und Lästermaul gehen auf Luther zurück. Die Redewendungen „Perlen vor die Säue werfen“, „sein Licht unter den Scheffel stellen“, „die Zähne zusammenbeißen“, „im Dunkeln tappen“, „ein Herz und eine Seele“, „auf Sand bauen“, „Wolf im Schafspelz“, „etwas ausposaunen“ und „ ein Buch mit sieben Siegeln“ stammen ebenfalls von Luther.

Die Bibelübersetzung gilt als das Hauptwerk Luthers, der sich auch für Reformen im Kirchen-, Schul- und Sozialwesen einsetzte. Für das Seelenheil des Menschen maß Luther der Musik eine hohe Bedeutung bei. Neben 35 anderen Liedern komponierte er das wohl bekannteste: „Ein feste Burg ist unser Gott“, das auch heute noch in den Gottesdiensten gesungen wird.
Luther starb am 18. Februar 1546 in Eisleben, wo er drei Tage zuvor noch in der St. Andreaskirche eine Predigt hielt. Bestattet wurde er in der Schlosskirche zu Wittenberg.