Der Orion – ein auffälliges Wintersternbild

Das beschriftete Sternbild des Orion

von Tristan Micke

Das Sternbild Orion ist in Mitteleuropa von etwa August am Morgenhimmel bis April am Abendhimmel zu sehen. Wegen der einprägsamen Anordnung heller Sterne ist es das auffälligste Sternbild des Winterhimmels und kann deshalb in klaren Nächten auch von flüchtigen Himmelsbetrachtern erkannt werden.

Orion liegt auf dem Himmelsäquator und gehört zu unserem Milchstraßensystem. Es ist von der nördlichen und der südlichen Erdhalbkugel aus sichtbar.
Die einzelnen Sterne von Sternbildern haben untereinander keine Verbindung. Sie sind nur zufällig so angeordnet, dass die Menschen mit ihrer Fantasie von der Erde aus darin ein Bild erkannt haben. Orion soll einen Himmelsjäger aus der griechischen Mythologie darstellen.

Acht helle Hauptsterne bilden die charakteristischen Umrisse Orions. Von links oben betrachtet sind dies: Beteigeuze als linker Schulterstern, Heka als Kopfstern, Bellatrix als rechter Schulterstern. Etwa in der Mitte des Sternbildes liegen die drei auffällig aufgereihten Gürtelsterne Alnitak, Alnilam und Mintaka. Die Sterne Saiph und Rigel sind der linke und der rechte Fuß.

Das “Schwertgehänge” des Himmelsjägers geht von den Gürtelsternen senkrecht nach unten. Es wird von drei lichtschwächeren Sternen und dem aus interstellarer Materie bestehenden Nebel M42 gebildet. Rechts des Orions befinden sich sechs weitere bogenförmig angeordnete lichtschwache Sterne, die als sein “Rucksack” oder seine “Keule” gedeutet werden.

Beteigeuze ist ein rot leuchtender Riesenstern, von Astronomen als roter Überriese bezeichnet, und ungefähr 300 bis 400 Mal so groß wie unsere Sonne. Er hat etwa ihre 10.000 fache Leuchtkraft und ist ein veränderlicher Stern. Dadurch, dass der Durchmesser dieser riesigen glühenden Gaskugel innerhalb von 5,7 Jahren zwischen 290 Millionen und 480 Millionen Kilometer schwankt, verändert sich auch ihre Leuchtstärke.

An die Stelle unserer Sonne versetzt, würde Beteigeuze in seiner größten Ausdehnung bis über die Bahn des Planeten Mars reichen und sich dabei die Planeten Merkur, Venus, Erde und Mars einverleiben. Die Entfernung zur Erde beträgt ca. 427 Lichtjahre. Als sehr alter Stern steht Beteigeuze am Ende seines kosmischen Lebens.

Man nimmt an, dass er in den nächsten 1.000 bis 100.000 Jahren als Supernova (explodierter Stern) enden wird. Da das Licht und andere elektromagnetische Wellen aber 427 Jahre von Beteigeuze bis zur Erde brauchen, würde man erst nach dieser Zeit hier von diesem Ereignis etwas erfahren.

Die anderen Sterne des Orion sind im Gegensatz zu Beteigeuze noch sehr jung und heiß. Sie leuchten alle bläulich und könnten eine gemeinsame Entstehungsgeschichte haben. Heka ist 1055 Lichtjahre, Bellatrix 243 Lichtjahre und Alnitak 817 Lichtjahre von uns entfernt. Alnitak hat den 10,7 fachen Sonnendurchmesser und leuchtet 100.000 Mal stärker als unser Heimatgestirn.

Alnilam leuchtet sogar 375.000 Mal stärker als die Sonne und ist damit einer der leuchtkräftigsten Sterne die bekannt sind. Er ist von uns 1.200 Lichtjahre, Mintaka 916 Lichtjahre und Saiph 722 Lichtjahre entfernt. Rigel leuchtet 62.000 Mal stärker als die Sonne und ist der siebthellste Stern am Himmel. Seine Entfernung zu uns beträgt etwa 700 bis 800 Lichtjahre.

Es wird angenommen, dass er von zwei kleineren Begleitsternen umkreist wird, die sich wiederum einander umkreisen. Der Gas- und Materienebel M42 befindet sich in 1.500 Lichtjahren Entfernung zur Erde und ist nur die von ionisierten Wasserstoff zum Leuchten angeregte Spitze einer großen Gas- und Materiewolke von mehreren hundert Lichtjahren Ausdehnung, die den ganzen Orion durchzieht. Bestandteile dieser Wolke sind auch der kleine Orionnebel M43 und der Pferdekopfnebel, der oft auf astronomischen Fotografien gezeigt wird.

Unter Schwerkrafteinwirkung (Gravitation) erfolgt an manchen Stellen eine Verdichtung dieser Gas- und Materiewolke und es entstehen hier innerhalb einiger zehn- bis hunderttausend Jahren neue Sterne. Im Orion sind also Sterne in verschiedenen Entwicklungsstadien vertreten. Wegen seiner relativen Nähe zur Erde ist der Orionnebel einer der am besten erforschten Gas- und Materienebel des Weltalls und eines der schönsten Beobachtungsobjekte am Nachthimmel. Schon mit einem Fernglas ist er als nebliges Gebilde erkennbar.

In den Großstädten erhellt die künstliche Beleuchtung den Nachthimmel und wirkt sich zusammen mit Dunst leider störend auf astronomische Beobachtungen aus. Außerhalb der Städte bietet der tiefschwarze Nachthimmel dagegen bessere Beobachtungsmöglichkeiten, sodass auch lichtschwächere Objekte erkennbar sind.