„Sehnsuchtsort Garten“ im Pergamonmuseum - Iranische Kunst und Kultur aus fünf Jahrtausenden und der Bezug zum Heute

Malerei Nachtigall auf einem Rosenbusch (Gul o Bulbul) Detail, Iran 1652

von Ursula A. Kolbe

Gärten und Parks sind seit jeher Sehnsuchtsorte der Menschen für Entspannung und Freizeit. Man denke nur an das Grillfest mit Freunden, kann sich aus der Öffentlichkeit zurückziehen und entspannen, in der Gartenlaube oder beispielsweise im Pavillon.

Allein in heißen und trockenen Regionen wie den Iran wurden anheimelnde Gärten mit kühlenden Wasserläufen angelegt, finden sich schattenspendende Bäume als ideale Rückzugsorte. Wohl jeder hat solche Motive schon gesehen. Persische Buchmalereien illustrieren detailreich und farbintensiv den Zauber des Gartens. Sie wurden kontrapunktisch in Bezug gesetzt zu dem Freiheitsversprechen der Kleingärten, Datschengrundstücke oder jetzt auch den durch die Corona-Pandemie veränderten Bezug zu Parks und Gärten.

Die Sonderpräsentation im Buchkunstkabinett des Museums für Islamische Kunst hatte schon einen Vorgeschmack auf die Anfang Dezember des Vorjahres gestartete Sonderausstellung „Iran, Kunst und Kultur aus fünf Jahrtausenden“ in der James Simon-Galerie gegeben. Hochkarätige Buchmalereien des 15. bis 18. Jahrhunderts vermitteln einen farbenfrohen Eindruck davon, wie iranische Gärten historisch gestaltet und genutzt wurden und als Sehnsuchtsorte bis heute nachwirken.

Ob Gartenpartys oder Romanzen im Park – nicht erst in der Gegenwart träumen sich Menschen an Orte, die mit Erinnerungen an eine schöne Zeit verbunden sind. Sie sind und waren Sehnsuchtsorte. Diese gesellschaftliche Funktion von Gärten, ebenso wie die große Bedeutung der Gartenkultur als eigenständige Kunstform, finden in der Buchmalerei und persischer Dichtung wie von Saadi (13. Jahrhundert) und Farrukhi (11. Jahrhundert) einen reichen Ausdruck.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, in denen die Gestaltung von Gärten im Fokus der Malereien steht, bilden diese meist den passenden Ort und Rahmen eines Ereignisses. Empfänge und Feiern oder Zusammentreffen wurden fast immer mit Bäumen und Blüten gerahmt oder direkt im Grünen gezeigt. Die Anlage und Nutzung von Gärten änderte sich zwischen dem 14. Und 18. Jahrhundert nur wenig. Die Miniaturen aus diesem Zeitraum zeigen Feste und Empfänge, intime Momente oder Promenaden durch diese Anlagen.

Damit betont die Buchmalerei vor allem auch die Nutzung und gesellschaftliche Funktion von Gärten. Eben hier schlägt die Sonderpräsentation des Museums für Islamische Kunst eine Brücke zwischen damals und heute. Trotz unterschiedlicher Kleidung oder anderen Verhaltensweisen können Gärten als Sehnsuchtsorte, voll von Erinnerungen und Erwartungen an Zusammentreffen mit anderen Menschen, von heute aus begriffen werden.

Fotografien aus Berliner Kleingartenanlagen und Parks mit aktuellem Bezug
Um den Zugang zu den Gärten der iranischen Buchkunst zu erleichtern, öffnen aktuelle Fotografien aus Berliner Kleingartenanlagen und Parks Assoziationsräume in die Gegenwart. In Berliner Lauben, am Spreeufer oder auf dem Tempelhofer Feld aufgenommen, zeigen sie, wie wir diese Sehnsuchtsorte auch heute vor allem mit unseren Mitmenschen teilen.

Die Sonderpräsentation bietet mit rund 20 erlesenen Arbeiten des Museums für Islamische Kunst sowie der Sarikhani Sammlung, London, einen Vorgeschmack auf die Sonderausstellung „Iran, Kunst und Kultur aus fünf Jahrtausenden im Pergamonmuseum, die bis zum 20. März 2022 die Kulturgeschichte des Iran- von den frühen Hochkulturen bis zur Neuzeit –erstmals ins Zentrum einer großen kunsthistorischen Übersichtsausstellung setzt. Rund 360 Objekte aus der Sarikhani Sammlung, London, bezeugen mit Exponaten der Staatlichen Museen zu Berlin die herausragende Bedeutung des Iran als Impulsgeber, Schmelztiegel und kulturellem Motor zwischen Afrika, Asien und Europa. Im Rahmen der Sonderausstellung findet auch ein Vermittlungsformat zum Thema Gartenidyll statt.

Museum für Islamische Kunst, Pergamonmuseum. Zugang über James-Simon-Galerie