Mit „Zucker“ gärtnern

verschiedenes Gartenwerkzeug

von Hans-Jürgen Rudolf

Die kalten Wintermonate neigen sich dem Ende zu, und die Tage werden nun im Frühling wieder länger. Ich gebe es zu: Es juckt schon wieder in den Fingern. Der Frühling lockt zu sportlichen Aktivitäten und zur Gartenarbeit. Wer die Möglichkeit hat, im Garten zu buddeln, zu pflanzen und letztlich auch zu ernten, der fühlt sich gut und ist zufrieden. Dieses Gefühl teile ich mit rund acht Millionen Mitbürgern, die regelmäßig im Garten arbeiten.

Was das mit Diabetes zu tun hat? Mehr als man denkt. Denn Gärtnern tut gleich mehrfach gut. Nicht nur der Garten freut sich über die erneute Aufmerksamkeit, auch der Körper profitiert, denn Gartenarbeit ist ein echtes Ganzkörpertraining – und das kann sich auch auf den Blutzucker auswirken.

Gut für die Gesundheit

Pharmakologen verweisen in diesem Zusammenhang im Informationsdienst „Leben mit Diabetes“ auf die Ergebnisse einer schwedischen Langzeitstudie mit über 4.000 Menschen: Schon 20 Minuten tägliche leichte Aktivität – wie Gartenarbeit – reicht aus, um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 27% zu senken. Eine japanische Studie bestätigte außerdem, dass die Herzkranzgefäße von Gärtnern überwiegend in einem viel besseren Zustand waren als die von Nicht-Gärtnern.

Wer also nicht gerne ins Fitnessstudio geht oder es lieber langsam angehen möchte, hat mit der Gartenarbeit eine ganz natürliche und einfache Möglichkeit, sich fit zu halten. Doch damit nicht genug. Ein weiteres Ergebnis der japanischen Studie war, dass Gartenarbeit das Nervensystem beruhigt, Stress reduziert und Glücksmomente hervorruft. All das stärkt die Seele und damit die Gesundheit.

Trinken und essen – nicht vergessen!

Eine mäßige körperliche Bewegung ist bei einer Diabetes-Erkrankung also sinnvoll. Man sollte allerdings auch einige Besonderheiten beachten: Vor, während und nach der Gartenarbeit sollte der Blutzucker kontrolliert werden. Durch die vermehrte Muskelbewegung kann es zu einer Unterzuckerung kommen, denn die Aktivitäten dieser Art sind in der „Alltagsdosis“ unserer Bewegung nicht mit eingerechnet.

Damit sich Gartenarbeit nicht negativ auswirkt, sollte man Vorsorge treffen:
• Gesicht, Nacken, Schultern, Arme und Beine mit Sonnencreme (Lichtschutzfaktor 50) behandeln; eine Kopfbedeckung schützt zusätzlich;
• Gartenhandschuhe tragen, um an den Händen Verletzungen durch Blasen oder Splitter zu vermeiden;
• festes Schuhwerk sollte für jeden Diabetiker zur Pflichtbekleidung gehören, da gerade Verletzungen an den Füßen bei Diabetikern schlecht heilen;
• Wasser oder eine Saftschorle immer in greifbarer Nähe bereithalten und ab und zu einen Schluck trinken;
• Traubenzucker griffbereit halten, um bei drohender Unterzuckerung schnell gegensteuern zu können;
• das Blutzuckermessgerät am besten an einem schattigen Ort aufbewahren.
Bei all diesen Vorkehrungen sollte man trotzdem immer noch an sich selbst denken. Deshalb sind regelmäßige Pausen nach einer bis anderthalb Stunden sinnvoll – um etwas zu essen.

Kleine Schritte bewirken Großes

Menschen mit einemTyp-2 Diabetes wird empfohlen, sich möglichst täglich, aber „moderat“ körperlich zu bewegen. Deshalb freuen sich alle Gelenke, wenn die einseitige, oft gebückte Haltung auch einmal unterbrochen wird. Also immer mal wieder aufstehen, sich strecken und dehnen, um die Durchblutung zu mobilisieren und den Körper zu neuer Bewegung zu mobilisieren. Dabei geht es auch darum Knie, Rücken und sämtliche Gelenke zu entlasten. Apropos Lasten: Schwere Gegenstände sollten Diabetiker am besten zu zweit heben oder mit einer Schubkarre transportieren.

Buddeln im Garten und das „Zucker“-Wetter

Ich gebe zu, vom Einfluss des Wetters auf den Blutzucker hatte ich noch nie gehört. Aber eine Ausgabe des Apothekenmagazins „Diabetes Ratgeber“ machte mich schlauer: „Sinken können sie (die Blutzuckerwerte), wenn Sonnenschein und Frühlingslüftchen ins Freie locken, etwa zu gärtnern. Denn dann bewegt man sich mehr…Für alle, die Insulin spritzen, ist es wichtig zu wissen, dass Wärme die Hautdurchblutung verstärkt.

Dadurch gelangt das Insulin schneller ins Blut. Mögliche Folge sind Unterzuckerungen…Indirekt auf den Blutzucker auswirken kann sich auch Wetterfühligkeit: Viele Menschen reagieren empfindlich auf Wetterwechsel, werden müde, gereizt oder schlafen schlecht…Wissenschaftlich belegt ist dieser Zusammenhang aber nicht.“

Ich jedenfalls habe viele gute Gründe, nun bald wieder „ab ins Beet“ zu gehen. Ich lass‘ mich von der Natur inspirieren und hoffe auf das richtige „Zucker“-Wetter.