Knochenbrüche im Alter

Ein eingegipstes Bein auf einem Tisch aufgelegt

von Edelgard Richter

In jedem Jahr erleiden 700.000 ältere Menschen in Deutschland einen Bruch des Oberschenkels, der Wirbel oder der Arme und die Tendenz ist stark steigend, was auf die demografische Entwicklung zurückgeführt werden kann.

Knochenbrüche im Alter zählen daher inzwischen zu den häufigsten Ursachen für eine Krankenhauseinweisung und eine spätere Pflegebedürftigkeit, menschliches Leid und Immobilität. Knochenbrüche sind überwiegend die Folge von Stürzen. 30 bis 40 Prozent der über 65jährigen stürzen mindestens einmal im Jahr. Wenig bekannt ist, dass die Hälfte aller Stürze zu Hause passieren, die auf Unordnung, Stolperfallen wie beispielsweise Teppichläufer oder -brücken oder auch schlechte Beleuchtung zurückgeführt werden können.

Oftmals leiden die Menschen, die einmal gestürzt sind, am sogenannten Post-Fall-Syndrom, das heißt die Angst wieder zu fallen, begleitet sie ständig. Daher wird empfohlen, sich beim An-und Ausziehen hinzusetzen. Außerdem sollten keine Telefon- oder Elektrokabel im Weg liegen. Rutschfeste Matten und Haltegriffe im Badezimmer minimieren das Risiko eines Sturzes auf nassen Fliesen im Bad. Das Tragen von Schuhen mit Ledersohlen, Pumps, Flip Flops, Sandaletten ohne Fersenriemen, Pantoffeln oder Pantoletten sollte vermieden werden. Auch auf Strümpfen herum zu laufen ist nicht empfehlenswert. Besser ist es, Hausschuhe mit Gummisohlen zu tragen.

Die schlechte Nachricht ist: Orthopäden und Unfallchirurgen gehen davon aus, dass sich die Zahl der Brüche bei den betagten Menschen in den kommenden Jahren verdoppeln oder gar verdreifachen könnte. So hat beispielsweise die Anzahl der Oberschenkelhalsbrüche in den vergangenen 15 Jahren um 20 Prozent zugenommen. Damit ist die Fraktur am Hüftgelenk der häufigste Grund für eine Krankenhauseinweisung bei über 85jährigen Frauen.

Die Hälfte der Patienten ist anschließend hilfsbedürftig oder können nicht mehr nach Hause. Durch das hohe Alter der Senioren und bereits bestehenden Erkrankungen, wie Herz- oder Nierenschwäche, ist die Behandlung erschwert. In solchen Fällen ist eine ganzheitliche Behandlung erforderlich, die in speziellen Traumazentren erfolgen sollte. So zeigten internationale Studien an älteren Patienten mit Knochenbrüchen, dass es bei einer Behandlung in einem interdisziplinären und multiprofessionellen Team gemeinsam mit Altersmedizinern im Vergleich zur Standardbehandlung wesentlich bessere Ergebnisse gab. Zu einem solchen Team gehören nicht nur Unfallchirurgen, sondern auch Altersmediziner, Pflegekräfte, Physiotherapeuten und Mitarbeiter des Sozialdienstes. So kann erreicht werden, dass mehr Patienten in ihre häusliche Umgebung entlassen werden konnten.

Traumazentren gibt es in Berlin in folgenden Kliniken: Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Unfallkrankenhaus Berlin, Helios Klinikum Berlin-Buch, Charité – Campus Rudolf-Virchow-Klinikum, Klinikum Barnim GmbH, Werner-Forßmann Krankenhaus DRK Kliniken Berlin Köpenick, St. Marien-Krankenhaus Berlin, Bundeswehrkrankenhaus, Vivantes Humboldt-DRK Kliniken Berlin, Helios Klinikum Emil von Behring.