Was Impotenz über Ihre Gesundheit aussagt

nackter Mann mit einem Schild Außer betrieb

von Prof. Dr. med. Curt Diehm

Es ist nach wie vor ein Tabuthema, über das Männer nicht gerne sprechen: Erektile Dysfunktion (ED), landläufig auch Impotenz genannt. So schweigsam die Betroffenen in Gesprächen mit Freunden, Bekannten und Kollegen sein mögen, so sehr öffnen sie sich in meinen Sprechstunden. Man spürt, da liegt eine schwere Last auf den Schultern. Es sind meist Männer ab 50, die das Problem plagt. Personen also, die im Leben gewohnt sind, dass sie und ihr Umfeld gut funktionieren und alles nach Plan läuft. Das Phänomen beobachte ich massenhaft.

Ein besonders hohes Impotenz-Risiko tragen jene Menschen mit allgegenwärtigem Stress. Es belastet nicht nur ihr Selbstbild, sondern natürlich auch die Partnerschaft.

Erektile Dysfunktion und was man dagegen tun kann, hat mehrere Dimensionen. Da sind beispielsweise Prostataerkrankungen. Niedrig dosiertes Cialis ist heute das meistverschriebene Prostatamittel. Die Kosten werden sogar von den privaten Krankenkassen übernommen. Gleichzeitig bringt es die meisten Patienten sexuell wieder in Form. Das heißt, auch ohne Prostatadiagnose versprechen Medikamente nachhaltig Wirkung.

Die Einnahme von Tabletten wie Viagra und Cialis sind für die Patienten die einfachste Form der Therapie. Diese Medikamente, sogenannte 5-PDE-Hemmstoffe, haben ihre Wirksamkeit bewiesen. Weit über 50 Prozent der Nutzer verbessert ihre Sexualität oder gewinnt sie sogar wieder zurück. Vom Kauf der Medikamente im Internet rate ich jedoch ab. Oft werden gefälschte und teilweise nicht ungefährliche Präparate angeboten.

Früher praktizierte Behandlungen mit Yohimbin-Abkömmlingen haben in den meisten Fällen nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Auch technische Möglichkeiten wie die Schwellkörper–Autoinjektionstherapie (SKAT) und das Instillieren von speziellen Medikamenten in den Harnleiter sowie sogenannte Vakuum-Erektionshilfen werden von den betroffenen Patienten und vor allem auch von ihren Partnern nicht besonders geschätzt.

Bei einem relativ neuen Verfahren wird ein Stent implantiert. Oft sind kleinste Blutgefäße, die den Penis versorgen, stark verkalkt. Es gelingt mit einer Mini-Ballon-Technik die entsprechenden Arterien aufzudehnen und die Erweiterung mit einem Stent offen zu halten. Der Eingriff ist minimalinvasiv. Er geschieht unter örtlicher Betäubung und dauert 1 bis 2 Stunden. Die Ergebnisse sind gut.

Ursachen der erektilen Dysfunktion
Eine Selbstmedikation mit Viagra, Cialis & Co ist auch deshalb nicht zu empfehlen, weil die erektile Dysfunktion ein probates Frühwarnsystem für eine Vielzahl ernsthafter Krankheiten ist und mit diesen in engem Zusammenhang steht. Der erwähnte Stress ist nämlich nicht die Hauptursache für Erektionsstörungen. In gewisser Weise ist die Fähigkeit zum Sex ein Spiegelbild der Gesamtgesundheit sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Bei jungen Männern im Alter unter 30 Jahren haben nur etwa zwei Prozent Erektionsstörungen. Bei den 70- bis 80-jährigen erhöht sich dieser Anteil dann auf bis zu 60 Prozent.

Die wichtigsten Risikofaktoren von Potenzstörungen sind unsere typischen Zivilisationskrankheiten: Diabetes, Übergewicht, Bluthochdruck, Stoffwechselprobleme, koronare Herzprobleme und Plaquebildung in den Arterien. In besonderem Maße gefährdet sind auch Raucher, Männer mit Alkoholabusus und Bewegungsverweigerer. Eine nachhaltige Behandlung von Erektionsstörungen muss deshalb immer auch mögliche Grunderkrankungen einschließen.

Die wichtigste Ursache erektiler Dysfunktion sind jedoch schlicht arterielle Durchblutungsstörungen wie Arteriosklerose infolge von Gefäßverkalkung. Die Erektionsfunktion ist dann so intakt wie Ihre Blutgefäße! Erektionsstörungen können auch als Nebenwirkungen von Medikamenten auftreten. Zu diesen Medikamenten gehören zum Beispiel Blutdruck senkende Medikamente, Blutfettsenker, harntreibende oder -entwässernde Medikamente, Herzmittel wie Digitalis (Fingerhut), Magenmittel, Beruhigungsmittel und Psychopharmaka.

Nur wenige gehen zum Arzt
Weil Erektionsstörungen mit vielen Krankheiten und Medikamenten in Wechselbeziehung stehen, sollten Betroffene den Arzt ihres Vertrauens aufsuchen. Jenseits der ganz Alten haben etwa fünf bis sechs Millionen Männer in Deutschland Potenzstörungen. Davon gehen aber nur geschätzt zehn bis 20 Prozent zum Arzt. Dabei werden die Kosten für alle erforderlichen Untersuchungen im Rahmen der Diagnostik von den Krankenkassen übernommen. Der Arzt wird auch entscheiden, ob eine Vorstellung beim Urologen beziehungsweise bei einem Gefäßspezialisten erforderlich ist.

Fassen Sie also den Mut und sprechen Sie entsprechende Störungen offen bei Ihrem Arzt an. Sollte der Hausarzt von diesem Thema „nichts wissen wollen“, Ihre Probleme bagatellisiert (“Das wird schon wieder”) oder sich nicht auskennen, dann gibt’s nur eins: Suchen Sie sich schleunigst einen anderen Arzt!