Wie können wir die Zukunft mitgestalten?

Vorplatz des Futurium

Vorplatz des Futurium

von Ursula A. Kolbe

Es ist ein beeindruckendes Gebäude, das in den letzten vier Jahren am Berliner Alexanderufer, direkt an der Spree, entstanden ist. Ideal zwischen Hauptbahnhof und dem Gelände des Bundesforschungsministeriums gelegen hat das Futurium, auch „Haus der Zukunft“ genannt, seit wenigen Wochen seine Türen für die Besucher geöffnet.

Das Thema ist, und soll es auch sein, hochaktuell: Die Welt von Morgen. Bei der Eröffnung hatte Stefan Brandt, der Direktor des Futuriums, dieses Haus als einen Ort, „der die Menschen zum Mitgestalten der Zukunft ermuntern soll“, bezeichnet. Dabei werde die Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen breiten Raum einnehmen. Das müsse interdisziplinär gelingen, auch um die Frage zu beantworten „Wie wollen wir in Zukunft leben?“

In diesem, von außen ein wenig futuristisch anmutenden Bau sollen alle interessierten Menschen zusammenkommen und darüber diskutieren, sollen mitdenken, mitmachen, mitgestalten – bei Themen wie die Grüne Stadt, Entschleunigung, der Mensch und die Maschine sowie Kunst und Wissenschaft. Mit rund 200.000 Besuchern im Jahr rechnen die Veranstalter und denken dabei an Schulklassen, Familien, Einzelpersonen, die neugierig auf die verschiedensten Ausstellungen, Foren und viele Experimente sind. Und das alles bei kostenfreiem Eintritt.

Wie gesagt: Das Konzept besteht aus drei Elementen: Denkräume, Debatte, Lab. In der ersten Etage werden vielfältige Themen vorgestellt, die zukunftsrelevant sind. Essen aus dem Labor z. B. oder vertikale Bauernhöfe, die den Bedarf nach Nahrungsmitteln trotz knappem Angebot in Metropolen decken sollen. Oder die Kernfusion als mögliche Energiequelle, nachwachsende Baustoffe und Kunststoffe aus der Natur.

Dargestellt werden all die Themen auf großzügigen Flächen mit Videos und interaktiven Bildschirmen; Tablets für Augmented-Reality-Anwendungen stehen bereit. Im aktiven Teil, im Labor, können Besucher vom Grundschulalter an mit 3D-Druckern und Laserfräsen arbeiten, Roboter programmieren und ihre Zukunftsideen in Greifbares umsetzen. Das brauche auch Fantasie. Was erwartet uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten? Welche Erwartungen haben wir an neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Technologien? Fragen über Fragen.

Dabei sollen natürlich ebenso wissenschaftliche Erkenntnisse vermittelt werden. So verriet der Geophysiker und Astronaut Alexander Gerst bei einem Podiumsgespräch im Futurium, eine Zukunftsfantasie sei, wie Captain Future zu sein. Dieser habe die Probleme der Zukunft immer schon gelöst. Als er größer wurde, habe er feststellen müssen, dass es doch eine Menge Probleme gebe und sich daran gemacht, zumindest ein bisschen zu ihrer Lösung beizutragen.

Mit Zukunftsfantasien an die Lösung von Problemen gehen

Am Eröffnungstag hatte die Bundesministerin für Bildung und Forschung Anja Karliczek auch das „Zukunftsbüro“ ihres Ministeriums und den jetzt berufenen „Zukunftskreis“ mit Experten vorgestellt, die zuerst den „Wertewandel in der Bevölkerung“ untersuchen sollen. Dazu gehören Fragen wie „Ob und wie sich der innere Kompass der Menschen verändert und was die junge Generation ihren Kindern mitgeben wird“. Erste Ergebnisse sollen dann Anfang 2020 vorliegen.

Dass die Bürger solche Ausblicke erwarten, ließ sich die Ministerin vorab mit einer Umfrage bestätigen. Fast die Hälfte der 2.500 Befragten durch das Meinungsforschungsinstitut Civey gebe an, keine konkreten Vorstellungen von der Zukunft zu haben. Orientierung wird also gebraucht. Es hielten auch 60 Prozent für sehr wichtig, dass die Bundesregierung Zukunftsszenarien durchspielt und notwendige Vorkehrungen trifft“, teilte das Ministerium mit.

Futuriumsdirektor Brandt machte aber auch deutlich, dass sich die Ausstellungen verändern werden, kein Besuch werde sein wie der vorige, weil wir die Zukunft je morgen schon anders sehen als heute. Und Berlin sei das ideale Umfeld, weil sich hier ständig alles ändert. Zukunft geht jeden einzelnen an, und jeder kann auch etwas dafür tun.