Das Chamäleon wird 15

Szene aus "Memories of fools"

Szene aus "Memories of fools"

von Günter Knackfuß

Die neue Spielzeit des einmalig originellen Thaeters „Neuer Zirkus“ in den Hackeschen Höfen in Berlin verspricht wieder so einiges. Denn dieses Jahr ist ein Jubiläumsjahr. Theater und Team werden 15 Jahre. In dieser Zeit konnte es einen wesentlichen Beitrag zur Verbreitung dieses noch recht jungen Genres innerhalb der Darstellenden Künste in Deutschland und Europa leisten. Hierzulande ist das CHAMÄLEON die einzige Spielstätte, die ausschließlich derlei Produktionen zeigt.

Den Auftakt zum Festjahr bildete die Weltpremiere von MEMORIES OF FOOLS am 14. März 2019, dem neuesten Werk der tschechischen Zirkusrebellen Cirk La Putyka. Was steckt eigentlich hinter der Faszination „Neuer Zirkus“? Entstanden unter dem Namen Cirque Nouveau in Frankreich und dem frankophonen Kanada der 1970er Jahre hat sich diese Spielart mittlerweile international zu einer eigenständigen Kunstform entwickelt. In ihm verschmelzen die Elemente der Akrobatik mit Theater, Musik, Tanz, neuen Medien und bildender Kunst.

Artistische Höchstleitungen sind nicht länger der alleinige Sinn der Aufführung, sondern werden zu künstlerischen Ausdrucksmitteln der Performer. Jede Show hat eine Grundidee, die sich in Regie, Design und Darstellung wiederfindet. Dabei besteht der Anspruch im Chamäleon: Nahbar und authentisch muss es sein!

Gegründet wurde das CHAMÄLEON als Varietétheater 1991. Zu sehen gab es hier ein Off-Programm unter Leitung der anarchischen Clownslegende Hacki Ginda. Immer mit viel Herz und am Puls des Zeitgeistes. Die Fangemeinde wuchs rasant und strömte in den 1994 komplett sanierten Hofkomplex. In jenen Tagen galt der Spielort als die heißeste Kleinkunstadresse der Stadt. Und das Veranstaltungskonzept lief lange Zeit prima. Nach einigen Durststrecken konnte das Theater wieder zu alten Erfolgszeiten zurückkehren.

Nicht zuletzt durch eine neue Programmausrichtung. Dabei zogen auch große Namen der Szene: So holte das CHAMÄLEON bereits 2005 die kanadische Kompanie Les 7 doigts de la main / the 7 fingers mit ihrer ersten Show LOFT nach Berlin und brachte gleich im nächsten Jahr deren brandneue Folgeproduktion TRACES auf die Bühne. Der vor Originalität sprühende Inszenierungsstil der 7 fingers erwies sich beim Berliner Publikum als ganz großer Erfolg. Unter aktueller Führung von Anke Politz und Hendrik Frobel gibt es im Jubiläumsjahr eine große Bandbreite von Inszenierungen mit Clowns, Akrobatik oder Puppenspiel. Ein Höhepunkt dabei das Sondergastspiel von LEO Y2D Productions vom 22. April & 10. Juni 2019. Geplant ist zudem ein Tag der OFFENEN TÜR für Alt und Jung.

Der Charme des privaten CHAMÄLEON Theaters ist kaum vorstellbar ohne den Zauber der Hackeschen Höfe, dessen Juwel zweifelsfrei der alte Jugendstil-Ballsaal ist. Für internationale Touristen sind die verschachtelten Wohn- und Gewerbehöfe ein beliebtes Besichtigungsziel. Ein Umstand, den das Theater mit nonverbalen Formaten charmant zu nutzen weiß. Doch auch und gerade für das regionale Publikum ist das CHAMÄLEON eine feste Größe im überbordenden Berliner Kulturangebot: Über 50% der Gäste kommen aus Berlin und Brandenburg. Und demnächst wird der, die, das Millionste Besucher*in begrüßt werden können (www.chamaeleonberlin.com)