Berlin baut um

Blick auf den Gendarmenmarkt Berlin

von Hans Eblok

Im Herbst ging es Schlag auf Schlag: Innerhalb weniger Wochen ist der Baustart für mehrere Grün Berlin Projekte erfolgt. Am Gendarmenmarkt finden erste Maßnahmen zur klimagerechten Sanierung des historischen Platzes statt. Auf dem Tempelhofer Feld wurde mit der Aufwertung des Teilbereichs Oderstraße begonnen. Auf einem rund 1,1 Kilometer langen Teilstück im Bezirk Treptow-Köpenick sind die Arbeiten zur Qualifizierung des Berliner Mauerwegs angelaufen.

Am Gendarmenmarkt startete die klimagerechte Sanierung
Am Gendarmenmarkt in Berlin Mitte starteten erste bauvorbereitende Arbeiten zur klimaangepassten Sanierung und Weiterentwicklung des Platzes. In den kommenden zwei Jahren macht die landeseigene Grün Berlin die 14.000 Quadratmeter des historischen Platzes fit für die Zukunft. Grundlage hierfür ist ein vorgelagertes umfassendes Beteiligungsverfahren. Neben einer umfangreichen unterirdischen Infrastruktur erhält einer der bedeutendsten Orte der Berliner Stadtgeschichte ein nachhaltiges Regenwassermanagement und ist künftig barrierefrei nutzbar. Die intensive Nutzung eines der beliebtesten Plätze Berlins hat über die vergangenen Jahrzehnte deutliche Spuren mit maroden Oberflächen und temporärer Infrastruktur hinterlassen. Das Konzept zur Sanierung und Weiterentwicklung sieht eine nachhaltige und denkmalgerechte Umgestaltung des Gendarmenmarktes vor.

Die Baumaßnahmen starten zunächst mit der notwendigen Kampfmittelerkundung. Durch Bohrungen, Grabungen und Schürfungen wird das Erdreich auf Munition und andere Kampfmittel hin untersucht. Im Anschluss starten die umfangreichen Tiefbauarbeiten. Rund 6.000 Tonnen Natursteinpflaster werden abgetragen. Der Platz erhält ein unterirdisches, rund fünf Kilometer langes Leitungsnetz für Strom, Wasser und Abwasser. Dies wird die bisherigen temporär oberirdisch verlaufenden Leitungen auf dem Platz langfristig ablösen. Mit über 50 versenkbaren Trinkwasser- und Schmutzwasseranschlüssen und rund 30 unterirdischen Stromabschlüssen können Veranstaltungen künftig unabhängig von der Infrastruktur des Konzerthauses stattfinden. Dadurch verkürzen sich die Auf- und Abbauzeit erheblich.

Künftig wird ein nachhaltiges Regenwassermanagement kostbares Regenwasser auffangen und dem Grundwasser zurückführen. Das anfallende Niederschlagswasser wird dafür in unterirdischen technischen Anlagen vorgereinigt und in Rigolen gesammelt. Besonders bei Starkregenereignissen fungieren die Rigolen als wichtige Speicherräume. Sie halten überschüssiges Wasser zurück, entlasten das Kanalnetz und sorgen dafür, dass örtliche Überschwemmungen verhindert werden.

Abschließend wird neuer Naturstein verlegt. Die Mosaikpflaster und Platten orientieren sich dabei an der aktuellen Pflasterrasterung. Das historische Bild der Pflasterfläche bleibt somit erhalten und wird gleichzeitig für die in den letzten Jahrzehnten gestiegenen Nutzungsansprüche modifiziert. Während der zweijährigen Bauzeit ist das Baufeld des Gendarmenmarktes komplett gesperrt. Die Kosten für die denkmalgerechte Sanierung und Weiterentwicklung belaufen sich auf rund 20 Millionen Euro und werden im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) mit Bundes- und Landesmitteln gefördert.

Berliner Mauerweg: Baustart für Aufwertung des historischen Rundwegs
Anfang September 2022, starteten die Bauarbeiten zur Aufwertung des rund 1,1 Kilometer langen Teilstücks des Berliner Mauerwegs am Schlesischen Busch im Bezirk Treptow-Köpenick. Die Maßnahme ist Teil des gemeinsamen Projekts der Länder Berlin und Brandenburg zur Ertüchtigung des circa 180 Kilometer langen Mauerwegs. Mit den Bauarbeiten werden die noch vorhandenen historischen Relikte im ehemaligen Grenzraum gesichert und für die öffentliche Nutzung dauerhaft und durchgängig erlebbar gemacht.

Dafür erhält der Rundweg entlang der ehemaligen Grenzanlage um das einstige West-Berlin eine verbesserte Infrastruktur für Radfahrende und Fußgängern und zusätzliche Aufenthaltsorte. Die Bauarbeiten des Teilprojekts starten auf Höhe Lohmühle entlang des Landwehrkanals und werden voraussichtlich im Sommer 2023 im Abschnitt der Grünanlage „Schlesischer Busch” abgeschlossen sein. Bis Ende 2026 sollen nach aktuellem Planungsstand insgesamt acht Teilbereiche des Mauerwegs auf einer Strecke von circa 14 Kilometern grundhaft erneuert werden.

Neuer Belag, mehr Informationen und neue Aufenthaltsorte
Zwischen September 2022 und Sommer 2023 wird der Belag entlang des Flutgrabens und des Landwehrkanals im Bezirk Treptow-Köpenick erneuert. Mit der Beseitigung der schadhaften Stellen wird dieser Abschnitt des Mauerwegs wieder durchgängig begeh- und berollbar hergestellt. Zudem entstehen im Streckenverlauf drei attraktive Aufenthaltsbereiche mit robusten und witterungsbeständigen Sitzgelegenheiten am Wasser.

Der Rundweg erhält einheitliche Wegemarkierungen, Schildersysteme und Pläne für eine bessere Orientierung. Zusätzliche Infostelen bieten mehrsprachig Auskünfte und Fotomaterial zur deutschen Teilung, der Berliner Mauer und den Geschehnissen, die sich an den jeweiligen Stationen zugetragen haben. Aufgrund der bauabschnittsweisen Umsetzung kann jeweils ein Abschnitt des betroffenen Mauerwegs zur weiteren Nutzung offenbleiben. Entsprechende Umleitungen werden ausgeschildert.

Als nächstes Teilprojekt wird Grün Berlin für das Land Berlin den südlichen Mauerweg – Jenbacher Weg – auf einer Länge von knapp sechs Kilometern ertüchtigen. Die Strecke verläuft entlang des ehemaligen Grenzstreifens zwischen den Berliner Stadtteilen Marienfelde und Lichterfelde auf der Fläche der Gemeinde Großbeeren. Ein Baustart ist für Oktober 2022 geplant. Der Mauerweg umfasst rund 45 Kilometer um den ehemaligen Westteil der Stadt sowie circa 135 Kilometer auf angrenzendem Brandenburger Gebiet. Grundlage für die qualifizierende Ertüchtigung des Mauerweges ist der Senatsbeschluss aus dem Januar 2019 (S-1848/2019) „Gemeinsame Ertüchtigung des Berliner Mauerwegs“.

Für die Ertüchtigung des Berliner Mauerweges steht bis Ende 2026 eine Summe von 12, 39 Mio. Euro zur Verfügung. Die Finanzierung des Projektes erfolgt zu 90 Prozent durch die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe GRW (Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“) und zu 10 Prozent durch die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz.

Tempelhofer Feld: Baustart im Teilbereich Oderstraße
Anfang Oktober 2022, starteten die Bauarbeiten der Grün Berlin Stiftung im Teilbereich Oderstraße zur nachhaltigen Sanierung und Entwicklung der Eingangsbereiche und des Freiraums von der Herrfurthstraße im Nordosten bis zum Eingang Crashgate im Südosten des Tempelhofer Feldes (THF). Das Maßnahmenpaket zur Aufwertung des Teilbereichs Oderstraße wurde mit den Bürger*innen ausgearbeitet. Im Rahmen der Bauarbeiten werden unter anderem die am stärksten genutzten Eingänge des Tempelhofer Feldes komfortabler, breiter und barrierefrei gestaltet. Zusätzliche, generationsübergreifende Angebote für Fitness und Bewegung ergänzen zukünftig das bisherige Freizeit- und Erholungsangebot. Zudem werden unterirdische Leitungen für Strom und Wasser im Projektgebiet erneuert. Während der Bauarbeiten wird der Zugang auf das Tempelhofer Feld jederzeit sichergestellt. Die nächstgelegenen, geöffneten Eingänge werden ausgeschildert. Die Fertigstellung aller Maßnahmen im Teilbereich Oderstraße ist für Ende 2024 geplant.

Neugestaltung der Eingangsbereiche
Um den Zugang zum Tempelhofer Feld künftig für alle Nutzende komfortabler zu gestalten sowie dem hohen Nutzungsdruck Rechnung zu tragen, werden die Haupteingänge Herrfurthstraße und Crashgate um jeweils 10 Meter verbreitert auf dann insgesamt 21,5 Meter bzw. 24 Meter. Zusätzlich werden die Nebeneingänge Kienitzer Straße, Allerstraße, Okerstraße und Leinestraße jeweils auf vier Meter vergrößert. Alle sechs Eingänge werden barrierefrei gestaltet, inklusive eines Blindenleitsystems. Der Zugang Leinestraße erhält zusätzlich ein neues Drehkreuz. Dadurch können die Besucher*innen das Gelände auch nach Ende der Öffnungszeiten verlassen, wie schon an den Eingängen Tempelhofer Damm, Columbiadamm, Herrfurthstraße und Crashgate.

Mehr Aufenthalts- und Freizeitmöglichkeiten
Mit der Schaffung von fünf neuen Bewegungsflächen im Teilbereich Oderstraße finden große und kleine Besuchende nach Abschluss der Baumaßnahmen mehr Angebote für Fitness und Bewegung. Vor allem die Nutzungsmöglichkeiten für Kinder sowie barrierefreie Ausstattungselemente werden ergänzt, u.a. um eine Hüpfscheibe, einen Drehkreis, einen Kletterbogen, Trittplattformen, eine Wassersprühanlage sowie ein Rollstuhl-Karussell und ein Rollstuhl-Trampolin.

Zusätzliche 25 Sitzbänke, darunter zwei neuartige Holzbänke mit einer Sitzfläche von insgesamt 84 Metern, zwei neue Trinkbrunnen sowie zwei neue Toilettenanlagen erhöhen die Aufenthaltsqualität für alle Besuchende des größten Freiraums der Stadt. Mit insgesamt 176 neuen Stellplätzen für Fahrräder, davon vier speziell für Lastenräder, finden Fahrradfahrende künftig deutlich mehr sichere Abstellmöglichkeiten im Innenbereich vor. Bodenschwellen bzw. -markierungen tragen außerdem zur Entschleunigung des Radverkehrs und zum sicheren Miteinander aller Nutzenden in den Eingangsbereichen bei.

Als erster sichtbarer Bauschritt vor Ort erfolgt ab Oktober 2022 die sogenannte Medienerschließung, bei der im Untergrund Trinkwasser-, Abwasser- und Stromleitungen für die bestehenden Gebäude, Projektflächen und Freizeitangebote neu verlegt und teilweise alte Leitungen saniert werden. Die aus Landesmitteln finanzierten Kosten für die Baumaßnahmen belaufen sich auf rund 10,82 Mio. Euro brutto. Für das Land Berlin, Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz (SenUMVK), übernimmt die Grün Berlin die Bauherrenfunktion und ist verantwortlich für die Steuerung des Projekts. Die Fertigstellung aller Maßnahmen im Teilbereich Oderstraße ist voraussichtlich für Ende 2024 geplant.

Gefärbter Asphalt in der Grellstraße eingebaut
Erster Bauabschnitt wurde begonnen. Für Berliner Radfahrstreifen ist der grün gefärbte Asphalt eine Neuerung. Für Radfahrenden entstehen entlang der Grellstraße und Storkower Straße durchgängige und grün-eingefärbte Radfahrstreifen in einer Breite von bis zu 2,50 Meter. Dafür ist im ersten Bauabschnitt auf der südlichen Straßenseite der Grellstraße zwischen Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße der neue grüne Radfahrstreifen gebaut worden.

Als neue Deckschicht der Straße wurde für den Radfahrstreifen ein bereits grün eingefärbter Asphalt eingebaut, ohne dass noch auf den Asphalt eine farbliche Beschichtung aufgetragen werden musste. Der Einbautermin hatte sich um wenige Wochen verschoben, da es Lieferprobleme für die Zuschlagstoffe des grünen Bindemittels gab. Die Lieferprobleme sind auf die aktuelle geopolitische Lage zurückzuführen. Nach dem Asphalteinbau folgen noch weitere Maßnahmen bis der Radfahrstreifen wieder befahren werden kann: Fugen werden verschlossen, Markierungen aufgebracht sowie die Baustelle beräumt, so dass der Radfahrstreifen in diesem Bauabschnitt bis voraussichtlich Anfang November fertiggestellt ist.

Gefärbter Asphalt im Test
Eingefärbter Asphalt wird in Deutschland bisher selten eingesetzt. Der in Berlin nun erstmals für den Radfahrstreifen benutzte grün gefärbte Asphalt soll hinsichtlich relevanter Eigenschaften wie Griffigkeit, Sichtbarkeit und Haltbarkeit untersucht und mit den „klassischen“ grünen Berliner Radwegbeschichtungen Kaltplastik und Epoxidharz verglichen werden. Der erste Bauabschnitt der Grellstraße kam für diesen Test in Frage, da die Fahrbahn im Bereich des Radfahrstreifens sanierungsbedürftig war: Eine neue Deckschicht war hier ohnehin notwendig. Der eingefärbte Asphalt wurde in einem spezialisierten Mischwerk in Sachsen-Anhalt produziert und mit mehreren Lkw in Thermobehältern angeliefert, damit er eine optimale Temperatur zum Einbau hat.