Mit der neuen U5: Ab durch die Mitte

Zehn Jahre Bauzeit und mehr als 500 Millionen Euro teuer: Am 4. Dezember wurde die 2,2 Kilometer lange Strecke der U-Bahn-Linie 5 zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor in Betrieb genommen.

Zehn Jahre Bauzeit und mehr als 500 Millionen Euro teuer: Am 4. Dezember wurde die 2,2 Kilometer lange Strecke der U-Bahn-Linie 5 zwischen Alexanderplatz und Brandenburger Tor in Betrieb genommen.

von Christian Tänzler, visitBerlin

Am 4. Dezember 2020 wurde die erweiterte U-Bahnlinie 5 in Betrieb genommen. Damit wird die bisherige Lücke zwischen dem Brandenburger Tor und dem Alexanderplatz mit einem 2,2 Kilometer langen Tunnel geschlossen. Für Berliner*innen und Gäste der Stadt bedeutet der Lückenschluss eine neue, umsteigefreie Verbindung aus dem Zentrum in Richtung Osten. In nur 41 Minuten können Fahrgäste dann ohne Umstieg zwischen dem Hauptbahnhof und Berlin-Hönow hin- und herfahren.

Die Fahrgäste auf der U5 dürfen sich nicht nur über die neue Verbindung, sondern auch über drei neue U-Bahnhöfe im Herzen der Stadt freuen: Mit Inbetriebnahme der neuen Strecke werden schrittweise auch die Bahnhöfe Rotes Rathaus, Museumsinsel und Unter den Linden eröffnet. Für Berlin Besucher*innen besonders praktisch, denn alle drei Stationen verbinden zahlreiche Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt – darunter die Staatsoper, den Berliner Dom und das Nikolaiviertel.

Mit der U5 ist damit entspanntes Sightseeing möglich. Aber auch abseits der bekannten Pfade warten versteckte Perlen entlang der U5 darauf, entdeckt zu werden. Insgesamt bedient die U5 nach Inbetriebnahme 26 Stationen auf einer Gesamtstrecke von 22 Kilometern.

Die neuen U-Bahnhöfe und ihre Umgebung

U-Bahnhof Rotes Rathaus – schwarz-weiße Eleganz

Der neue U-Bahnhof Rotes Rathaus befindet sich direkt vor dem Roten Rathaus im Stadtbezirk Mitte und verfügt über zwei Ebenen und drei Aufgänge. Gestaltet wurde der Bahnhof vom Berliner Büro Collignon Architektur. Inspiration für das moderne und in klaren Schwarz-Weiß-Farben gehaltene Design lieferte das historische Deckengewölbe des mittelalterlichen Rathauses, das bei archäologischen Grabungen wiederentdeckt wurde.

Denn die Architekten wählten als moderne Analogie zum Deckengewölbe Stützenköpfe, die mit ihrer Trichterform wie Pilze wirken und damit an das gotische Gewölbe erinnern. In Kombination mit den außenliegenden Bahnsteigen ist so eine besonders offene und großzügige Bahnhofshalle entstanden, die mit ihren handgeschliffenen Terrazzofliesen sehr elegant wirkt.

Rund um den U-Bahnhof Rotes Rathaus warten viele Sehenswürdigkeiten, Museen und Attraktionen darauf, entdeckt zu werden. So ragt der Berliner Fernsehturm mit seinen 368 Metern imposant in den Berliner Himmel und ist damit bereits vom Roten Rathaus nur schwer zu übersehen. Von seiner Aussichtsplattform schenkt er Besucherinnen und Besuchern einen einmaligen 360 Grad Blick über die Hauptstadt. Zwischen Rotem Rathaus und Fernsehturm stehen der Neptunbrunnen sowie die Marienkirche. Der Neptunbrunnen ist zählt zu den größten Brunnenanlagen Berlins.

Die Marienkirche ist die älteste Pfarrkirche Berlins, in der noch heute Gottesdienste stattfinden. Ebenfalls nur ein Katzensprung entfernt liegt der Alexanderplatz, der 1805 nach dem russischen Zaren Alexander I. benannt wurde. Mehrere zehntausend Passanten sind dort täglich unterwegs, um in eine der Bahnen ein-, aus- oder umzusteigen, die rund acht Hektar große Fußgängerzone zu erkunden, in einem der umliegenden Hotels einzuchecken oder eines der großen Einkaufszentren zu besuchen. Beliebtester Treffpunkt auf dem Alexanderplatz ist übrigens die zehn Meter hohe und unter Denkmalschutz stehende Weltzeituhr, auf der die Namen von 146 Orten zu finden sind.

Südlich des Roten Rathauses erwartet Besucherinnen und Besucher im Nikolaiviertel dagegen eine ganz andere Welt. Das Nikolaiviertel ist heute eine moderne, historisierende Rekonstruktion des ursprünglichen Viertels. Rund um die wiederaufgebaute Nikolaikirche laden enge Gassen und die malerische Kulisse aus historischen Bürgerhäusern, kleinen Geschäften, gemütlichen Gaststätten zum Flanieren ein.

Ebenfalls nur wenige Minuten zu Fuß vom U-Bahnhof Rotes Rathaus entfernt liegt eines der meistbesuchten Museen Berlins: Das DDR Museum, in dem das Leben und die Alltagskultur der DDR im Mittelpunkt stehen. Beeindruckend ist aber auch der AquaDom. Der 16 Meter hohe und 11,5 Meter breite Zylinder machen den AquaDom zum größten freistehenden zylindrischen Aquarium weltweit.

U-Bahnhof Museumsinsel – Unter dem Sternenhimmel

Voraussichtlich ab Mitte 2021 wird der U-Bahnhof Museumsinsel eröffnet. Gestaltet wurde er vom renommierten Architekturbüro Max Dudler. Der 180 Meter lange Bahnhof verläuft südlich der Schlossbrücke unter dem Spreekanal. Das Besondere an diesem Bahnhof: mehr als 6.600 Lichtpunkte verwandeln das leuchtende ultramarinblaue Bahnsteig-Gewölbe in einen glitzernden Nachthimmel – in Anlehnung an das berühmte Bühnenbild, das Friedrich Schinkel für die Aufführung von Mozarts Zauberflöte im Jahr 1816 entworfen hat.

Seit 1999 gehört die Museumsinsel zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist damit nicht nur eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt, sondern mit insgesamt fünf Museen auch eine der abwechslungsreichsten. Praktisch: Mit der Berlin WelcomeCard Musumsinsel von visitBerlin kann an drei aufeinanderfolgenden Tagen jeweils einmal täglich die Alte Nationalgalerie, das Alte Museum, das Bode-Museum, das Neue Museum und das Pergamonmuseum kostenfrei besucht werden.

Das dreiflügelige Pergamonmuseum von Alfred Messel zählt zu den meistbesuchten Museen Berlins, es vereint die Antikensammlung, das Museum für Islamische Kunst und das Vorderasiatische Museum unter einem Dach. Bis voraussichtlich 2024 sind einzelne Säle des Pergamonmuseums wegen Sanierungsarbeiten geschlossen, darunter befindet sich auch der Nordflügel mit dem Pergamonaltar.

Im Bode-Museum können die Skulpturensammlung, das Museum für Byzantinische Kunst, über 100 Werke der Gemäldegalerie und ein Großteil der Münzsammlung bestaunt werden. Das Neue Museum zeigt ausgewählte Ausstellungstücke des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung, des Museums für Vor- und Frühgeschichte sowie der Antikensammlung. Im Herzen der Museumsinsel befindet sich die Alte Nationalgalerie, die Skulpturen und weltbekannte Gemälde unter anderem von Caspar David Friedrich, Claude Monet und Auguste Renoir beherbergt.

Das Alte Museum beherbergt ebenfalls zahllose Meisterwerke der klassischen Antike aus der Sammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Dreh- und Angelpunkt des gesamten Ensembles Museumsinsel ist die James-Simon-Galerie. Das moderne Eingangs- und Ausstellungsgebäude wurde nach Plänen des britischen Architekten David Chipperfield erbaut.

An das Alte Museum grenzen der Berliner Dom und der Lustgarten, der zunächst als Obst- und Kräutergarten diente und erst im 17. Jahrhundert kunstvoll zum eigentlichen Lustgarten gestaltet wurde. Über die Jahrhunderte wurde der Platz immer wieder verändert. Inzwischen bietet die große Rasenfläche jedoch bei vielen Besucher*innen den idealen Ort für eine kleine Verschnaufpause.

Der Berliner Dom ist die heute größte Kirche Berlins. Der Dom beheimatet die Predigtkirche mit der beeindruckenden Kuppel, die Tauf- und Traukirche, das Dommuseum und die Hohenzollerngruft mit 90 Särgen aus fünf Jahrhunderten, die wegen Sanierungsarbeiten bis mindestens 2023 geschlossen ist. Wer mag, kann eine Führung buchen oder die rund 270 Stufen zur Kuppel emporsteigen, um die Skyline der Stadt zu bestaunen.

Gegenüber der Museumsinsel befindet sich das Humboldt Forum, das neue Forum für Kultur und Wissenschaft. Die Fassade ist eine teilweise Rekonstruktion des ehemaligen Barockschlosses. Das Eröffnungsjahr beginnt Mitte Dezember aufgrund der Corona-Beschränkungen zunächst mit einem virtuellen Rundgang durch das Gebäude. Ab 2021 werden das Humboldt Forum, die geplanten Ausstellungen sowie die Sammlungen des Ethnologischen Museum und des Museums für Asiatische Kunst für die Öffentlichkeit zugänglich sein.

U-Bahnhof Unter den Linden – Der Wissenschaftsbahnhof

Der neue U-Bahnhof Unter den Linden befindet sich direkt unter dem gleichnamigen Boulevard und erstreckt sich von westlich der Friedrichstraße bis vor die Charlottenstraße. Für die Ein-, Um- und Aussteiger befinden sich drei der Bahnhofszugänge in der Mittelpromenade Unter den Linden, jeweils einer westlich und östlich der Friedrichstraße sowie einer westlich der Charlottenstraße. Zwei weitere Zugänge zum Bahnhof liegen in der Friedrichstraße nördlich der Behrenstraße. Um die Prachtstraße nach der langen Bauzeit auch überirdisch wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, sollen bis 2021 mehr als 110 neue Bäume gepflanzt werden.

Gestaltet wurde der Kreuzungsbahnhof mit drei Ebenen von den Architekten Ingrid Hentschel und Professor Axel Oestreich, die bereits den U-Bahnhof Brandenburger Tor geplant haben. Sowohl dem Design als auch den verwendeten Materialien liegt daher ein ähnliches Konzept zugrunde: An den Wänden wurde Muschelkalkstein verarbeitet, die Fußböden sind mit weißem Terrazzo verkleidet und im Inneren dienen elegante schwarze Säulen als Träger. Darüber hinaus wird auch dieser Bahnhof an den Hintergleiswänden mit einer Ausstellung bespielt. Pate steht dabei die benachbarte Humboldt-Universität, die den Bahnhof damit zum Wissenschaftsbahnhof macht. Ihr Thema: das Anthropozän, das vom Menschen geprägte geologische Zeitalter.

Die Straße Unter den Linden beginnt am Brandenburger Tor und führt bis zur Schlossbrücke. Unweit der Schlossbrücke befindet sich die Friedrichswerdersche Kirche – ein Baudenkmal, das im Auftrag des preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm in den Jahren 1824–1831 von Karl Friedrich Schinkel im Stil der Neogotik erbaut wurde. Die Staatlichen Museen zu Berlin nutzen das Kirchengebäude als Ausstellungsraum für die Skulpturensammlung der Alten Nationalgalerie.

Doch der Prachtboulevard hält noch weitere spannende Stationen bereit: Da wäre beispielsweise die Humboldt-Universität zu Berlin, die im Sommer 1809 vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. gegründet und als größte und älteste Hochschule der Hauptstadt 1949 nach den preußischen Wissenschaftlern Wilhelm und Alexander von Humboldt benannt wurde.

Oder die Staatsoper Unter den Linden, die im Auftrag Friedrichs II. in den Jahren 1741–1743 von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff im Stil des Palladianismus errichtet wurde. Im Zweiten Weltkriegs zerstört, wurde sie als Teil des Forum Fridericianum wiederaufgebaut. Ein Ort der Einkehr und des Gedenkens ist die Neue Wache – hier wird der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gedacht. Als ältestes Gebäude Unter den Linden und einer der bedeutendsten Barockbauten Berlins beherbergt das Zeughaus heute das Deutsche Historische Museum und gibt einen Einblick in 1.500 Jahre deutsche Geschichte.

Wem nach so viel Kultur der Sinn nach Genuss oder leichterer Unterhaltung steht, der sollte in Richtung Brandenburger Tor schlendern und auf dem Weg dorthin im legendären Hotel Adlon Kempinski einkehren, im Wachsfigurenkabinett von Madame Tussaud Stars und Prominente aus aller Welt besuchen oder im Café Einstein*** österreichische Spezialitäten verzehren. Am *Brandenburger Tor angekommen, lohnt sich eine Besichtigung dieses Wahrzeichens. Denn das einzige erhaltene Stadttor Berlins, das früher vor allem für die Trennung der Stadt in Ost und West stand, ist seit dem Mauerfall das Symbol für die Einheit Deutschlands. Darüber hinaus zählt der Sandsteinbau zu den schönsten Beispielen des deutschen Klassizismus.