Häusliche Gewalt

Mann droht mit geballter faust einer ängstlichen Frau

Häusliche Gewalt bezeichnet, unabhängig vom Ort, Gewalthandlungen zwischen Erwachsenen, die entweder in einer partnerschaftlichen Beziehung leben, deren Beziehung sich in Auflösung befindet, die schon getrennt sind oder die in einer verwandtschaftlichen Beziehung zueinander stehen.

In Deutschland suchen nach Schätzungen der Frauenhäuser jährlich 45.000 Frauen mit ihren Kindern ein Frauenhaus auf. Viele von häuslicher Gewalt betroffene Frauen haben Kinder, die in besonderer Weise geschützt und unterstützt werden müssen, weil ihr physisches und psychisches Wohlergehen ebenfalls erheblich gefährdet ist. In der Mehrzahl der Fälle, in denen ein Elternteil, in der Regel die Mutter, durch einen Partner misshandelt wird, sind die Kinder anwesend oder in der Nähe, d.h. sie erleben die Gewalt direkt oder indirekt mit. Die selbst erlebte oder beobachtete Gewalt hat unterschiedliche Auswirkungen auf die betroffenen Kinder. Das Miterleben kann zu Beeinträchtigungen der emotionalen, körperlichen und kognitiven Entwicklung führen bis hin zu traumatischen Schädigungen. Das Aufwachsen in einer Atmosphäre häuslicher Gewalt bedeutet eine nachhaltige Gefährdung für das Kindeswohl.

Kooperation und präventive Arbeit zum Thema

Der Berliner Notdienst Kinderschutz hat seit vielen Jahren Erfahrungen mit Kindern und Jugendlichen, die häusliche Gewalt erlebt haben. Seit Beginn des Modellprojektes Berliner Interventionsprojekt gegen häusliche Gewalt (BIG), arbeitete der Kindernotdienst, jetzt der Berliner Notdienst Kinderschutz, in verschiedenen Arbeitsgruppen mit und kooperiert mit den Unterstützungsprojekten für die betroffenen Frauen, Kinder und Jugendliche.

Erfassung von Fällen häuslicher Gewalt

Seit 2002 erfasst der Kindernotdienst (KND) systematisch Fälle von häuslicher Gewalt. In der Mehrzahl der Fälle, in denen meist die Mutter durch einen Partner misshandelt wurde, haben die Kinder die Tat direkt oder indirekt miterlebt. Viele waren nach der Tat traumatisiert.

Größere Kinder und Jugendliche verlieren häufig bei anhaltender häuslicher Gewalt den Respekt vor den Eltern: vor dem gewalttätig Agierenden, der sich nicht unter Kontrolle hat und vor dem Gewaltbetroffenen, der sich demütigen lässt, der unfähig zu konsequentem Handeln ist und die Kinder nicht schützen kann oder konnte. Eine Gewaltbeziehung, insbesondere wenn geliebte Menschen betroffen sind, zeigt den Kindern und Jugendlichen ein höchst problematisches Rollenmodell auf.

Das BIG Präventionsprojekt gegen häusliche Gewalt

BIG Prävention ist ein innovatives und praxisorientiertes Projekt zur Prävention von häuslicher Gewalt an Schulen. Es ist ein kostenfreies Angebot für die 4.-6. Grundschulklassen in Berlin, die pädagogischen Fachkräfte und Eltern.

Die Aufgaben des Projektes sind die Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften, die Elternarbeit und die Stärkung und Aufklärung von Mädchen und Jungen. Fachwissen über Kinder und häusliche Gewalt soll vermittelt, das Thema soll enttabuisiert sowie der Schutz für Kinder und deren Mütter verbessert werden.

Die Schulkinder rufen im Rahmen einer vom BiG Präventionsteam vorbereiteten Unterrichtseinheit im Kindernotdienst an. Jungen und Mädchen lassen sich in geschlechtergetrennten Gruppen zu ihren persönlichen Fragen beraten. Die Schwellenängste, sich Hilfe zu holen, werden so bei den Kindern herabgesetzt. Sie erfahren, dass sie ein Recht auf Beratung und Hilfe haben. Manchmal lassen sich Kinder nach dem Unterricht ganz persönlich beraten. In einer Evaluation der wissenschaftlichen Begleitung von BiG (WIBIG) wurde der Anruf beim Kindernotdienst als beliebtes „Highlight“ und wichtige Erfahrung von den Kindern benannt.

Bei häuslicher Gewalt · Hilfe für Frauen und ihrer Kinder