Musikschule Spandau

Foto des Gebäudes Moritzstrasse 17

Die Musikschule Spandau wurde während der Nachkriegszeit 1948 unter der Bezeichnung Volksmusikschule als Abteilung der Volkshochschule gegründet. Die ersten Räume befanden sich in der Moritzstraße 17 im ehemaligen Militärlazarett Prinz Heinrich (der heutigen Moritzstraße 9). 1950 übernahm Helmut Weber die Leitung der Musikschule. Im Jahr 1952 bestand das Unterrichtsangebot aus 16 Unterrichtsfächern, die von 15 Musiklehrkräften unterrichtet wurden. Die Nachfrage nach praktischem Musikunterricht war enorm: 1958 wurden bereits über 1000 Schülerinnen und Schüler von 22 Lehrenden unterrichtet. Das beliebteste Instrument der damaligen Zeit war das Akkordeon.

Die zunehmende Schülerschaft erforderte eine größere Unterrichtsstätte: Dies führte 1966 zum Umzug in das Gebäude der Beseler-Kaserne (Hohenzollernring 15). Die 13 Unterrichtsräume sowie ein Vortragssaal boten ganz neue Möglichkeiten für Vorspiele, Kammerkonzerte und Orchesterproben. Für uns heute selbstverständlich ist die Vertragsabwicklung über das Sekretariat, eine gute Ausstattung mit Leihinstrumenten und klare Honorarvereinbarungen mit den Lehrkräften. Vormals mussten die Lehrenden ihr Honorar noch selbst kassieren.

Zum Ende der 70er Jahre wurde verstärkt daran gearbeitet, eine neue Grundlage für den Umgang mit Finanzen, Personal und Räumen zu entwickeln, so dass die Musikschule schließlich 1979 verwaltungstechnisch von der Volkshochschule gelöst und in ein eigenes Amt eingegliedert wurde. Kaum vorstellbar, aber bis zu diesem Zeitpunkt arbeitete der damalige Musikschulleiter Heinz Korous nur mit einer alten Schreibmaschine und einem ausrangierten Kopierer. Erst 1981 traten dann neue Ausführungsvorschriften in Kraft, welche die Honorarverhältnisse der Musikschullehrkräfte neu regelten. Zwei Jahre später wurden erstmalig vier Stellen mit festangestellten Fachbereichsleitungen besetzt.

Von Anfang an fand der Musikschulunterricht auch in der Nachnutzung in Schulen statt, ganz besonders aber in der Zeit nach der Aufgabe des Hohenzollernrings und des Umzugs der Verwaltung in die Paul Moor Schule. Anfang der 1980er Jahre waren es ca. 30 Schulstandorte. Durch diese Maßnahme hatte die Musikschule über mehrere Jahre praktisch keine Unterrichtsräume in Eigenregie.

Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung waren von enormer Bedeutung für das Berliner Musikschulwesen insgesamt. Unter ihrem neuen Leiter Norbert Weber stellte sich die Musikschule Anfang der 1990er Jahre breiter auf, und die Musikschule erhielt wieder eigene Räume in der Moritzstraße 17.

Im Bereich der Elementaren Musikpädagogik hat die Musikschule Spandau Ende 1990 als eine der ersten Musikschulen den Hohner Musikgarten ins Angebot aufgenommen. Die frühkindliche Musikerziehung (Eltern-Kind-Gruppen) ist heute ein essentieller und selbstverständlicher Teil des Musikschulangebots.

Neue große Veranstaltungsformate, darunter das Musikschulfest, wurden auf der Zitadelle Spandau durchgeführt und etablierten sich als wichtige musisch-kulturelle Ereignisse im Bezirk. Auch die Kooperation mit Schulen bot ein neues und wichtiges Feld für die Musikschularbeit.

2010 trat die Musikschule mit dem Wettbewerb „Ein Song für Spandau“ in die Spandauer Öffentlichkeit. Unter der Leitung von Jürgen Mularzyk entwickelte die Musikschule eine rege Kooperation im Rahmen der Städtepartnerschaft mit dem Konservatorium von Asnières-sur-Seine. Zahlreiche Ensemblereisen förderten den kulturellen Austausch. Einen wichtigen Stellenwert nahmen in den folgenden Jahren sowohl die Quartiersarbeit wie das Projekt „Musik im Stadtteil Heerstraße Nord“ als auch die Durchführung von Meisterkursen im Rahmen der Gitarrenfeste ein.

Wie eine Zeitenwende fühlte es sich an, als die 12 Berliner Musikschulen im Jahr 2018 neue feste Stellen schaffen konnten. An der Musikschule Spandau wurden so unter anderem neue Fachgruppenleitungen für die Bereiche Tanz, Gesang, Alte Musik und Szenisches Spiel sowie Inklusion und Musik verschiedener Kulturen eingerichtet. Weitere feste Stellen kamen im Jahr 2021 hinzu.

Heute nehmen mehr als 2500 Schülerinnen und Schüler regelmäßig an den Unterrichtsangeboten von über 120 Lehrkräften teil. Workshops und Kurse bieten die Möglichkeit bereits vorhandene Fähigkeiten auszubauen, in kreatives Neuland hinein zu schnuppern oder sich auf besondere Projekte oder Veranstaltungen vorzubereiten. Der Musikunterricht findet neben dem Hauptstandort in der Spandauer Altstadt überwiegend in Allgemeinbildenden Schulen statt. In fast allen Spandauer Ortsteilen ist die Musikschule mit Angeboten präsent.

Die Musikschule ist nun breit aufgestellt und kommt ihrem Ziel, eine Musikschule für alle zu sein, immer näher. Wenn im kommenden Jahr auch die Baumaßnahmen in unserem Stammhaus abgeschlossen sind und das Musikschulgebäude in der Moritzstraße 17 wieder zentraler Anlaufpunkt und Veranstaltungsort ist, kann die Musikschule den Herausforderungen der wachsenden Stadt, der Inklusion und Integration in viel stärkerem Maß als bisher gerecht werden. Das rundum sanierte Haus wird endlich auch barrierefrei zugänglich sein. Unterrichtsangebote und Veranstaltungen können dann wirklich im Sinne einer „Musikschule für alle“ konzipiert werden und die Musikschule Spandau wird noch in viel stärkerem Maße als bisher zum musisch-kulturellem Leben im Spandauer Zentrum beitragen können.

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Die Musikschule Spandau ist Mitglied im Verband deutscher Musikschulen.