Sage mir, welche Musik du hörst, und ich sage dir, wer du bist. Musik unterscheidet und verbindet uns. Musik kann Unterhaltung, Ausdrucksmittel, Nahrung, ja Lebenselixier sein. Musik hören können wir fast alle. Selbst zu musizieren ist dagegen eine Fähigkeit, die in der Regel eine intensive Ausbildung voraussetzt, wie sie zum Beispiel die örtlichen Musikschulen anbieten. Im neugebildeten Bezirk Pankow trägt die kommunale Musikschule seit dem Jahr 2007 den Namen Béla Bartók. Das fünfjährige Jubiläum dieser Namensgebung bietet Anlass, einen genaueren Blick auf die insgesamt 65-jährige Musikschulgeschichte in Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee zu werfen.
Die Gründung der ersten Musikschule im sowjetischen Sektor Berlins fand 1947 in den Räumen des heutigen Kultur- und Bildungszentrums Sebastian Haffner in Prenzlauer Berg statt. In den Jahren 1962 und 1975 folgten Gründungen in den Stadtbezirken Pankow und Weißensee. Im Gegensatz zur anfänglichen Praxis durfte seit den 1950er Jahren nicht mehr jeder Unterricht erhalten: Musikalische Begabung war nun Voraussetzung und Kinder von Arbeitern und Bauern hatten Vorrang. Im Interesse der Ausbildung von Berufsmusikern wurden analog zu den allgemeinbildenden Schulen Zensuren und Leistungskontrollen Bestandteil des Unterrichts. In Pankow befand sich auch die Bezirksmusikschule, die alle Musikschulen in Ostberlin kontrollierte und die Begabtenförderung betrieb.
Das musikalische Leistungsniveau spiegelte sich in dem 1977 gegründeten Gemeinschaftsorchester der Berliner Musikschulen wieder, das auf vielen Ostberliner Bühnen gastierte.
Alle drei Musikschulen im Nordosten Berlins erlebten eine hürdenreiche Anfangszeit. Die Lehrer waren neben ihrem Unterricht mit vielfältigen gesellschaftlichen Aufgaben betraut, wozu auch der schwierige Bezug von Instrumenten gehörte.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht die Geschichte der einzelnen Musikschulstandorte. In Filmsequenzen und Audioaufnahmen kommen zudem ehemalige und heutige Schüler, Lehrer und Leiter der Musikschulen mit ihren ganz persönlichen Erinnerungen zu Wort.
Die Ereignisse von 1989/90 bedeuteten auch für die Musikschulen einen deutlichen Einschnitt, eine Zeitenwende. Den Umwälzungen, welche die Auflösung der DDR und die deutsche Wiedervereinigung für die Musikschulen mit sich brachten, ist deshalb ein eigener Abschnitt der Ausstellung gewidmet.
Die Nachfrage nach Musikschulunterricht war nach 1990 enorm. Allein im Bezirk Pankow stiegen die Schülerzahlen von 411 im Jahre 1989 auf 1.200 zu Beginn der 1990er Jahre. Zensuren standen von nun an nicht mehr im Vordergrund. Stattdessen erweiterte sich das Notenrepertoire und der Aufbau eines eigenen Jazz-Rock-Pop- und Tanz-Bereiches wurde möglich. Gemeinsam mit den Beschäftigten bemühten sich die neugeschaffenen Schüler- und Elternvertretungen, bewährte Strukturen zu erhalten und vor allem die Notwendigkeit hauptamtlicher Musikschullehrer zu verteidigen.
Ein abschließender Ausstellungsteil beschreibt die Entwicklung der Musikschulen nach der Bezirksfusion im Jahre 2001 und die aktuellen, vielfältigen musikalischen Aktivitäten, darunter die Unterstützung konkreter Hilfsprojekte der Musikschule Béla Bartók.