Ungewöhnlichen Besuch erhielten am Donnerstagvormittag die Schüler der Klasse 8 d der Neuköllner Kepler-Oberschule. Im Rahmen einer Rechtskunde-Projektwoche hatten sie sich mehrere Tage lang mit den Ursachen und Konsequenzen jugendtypischer Straftaten, dem Ablauf eines Jugendstrafverfahrens und den Aufgaben der verschiedenen Berufsgruppen dabei befasst.
Besuch der Projektwochen
Am vierten Tag der Projektwoche, an dem üblicherweise eine von den Schülern erarbeitete gespielte Verhandlung in einem Berliner Gericht stattfindet, statteten gleich mehrere Persönlichkeiten aus Politik und Verwaltung den Jugendlichen einen Besuch ab. Sie würdigten damit das lebendige Engagement der Klasse 8 d, der Projektwochenleiterin Kirsten Heinz und die Arbeit der Projektverantwortlichen von der Programmagentur Rechtskundepaket der Stiftung SPI (Sozialpädagogisches Institut Berlin).
Der Vorsitzende der Landeskommission Berlin gegen Gewalt Staatssekretär Andreas Statzkowski, Jugend-Staatssekretärin Sigrid Klebba, Polizeivizepräsidentin Margarete Koppers und Dr. Joachim Vetter von der Senatsverwaltung für Justiz und Verbraucherschutz zeigten sich beeindruckt von der Authentizität der gespielten Gerichtsverhandlung im Amtsgericht Mitte. Sie wurde – wie üblich bei den Rechtskunde-Projektwochen – bestritten unter Beteiligung eines Berufsrichters, eines Staatsanwalts, einer Jugendgerichtshelferin und eines Rechtsanwalts. Damit konnte der gespielte Verhandlungsfall – der Raub eines Smartphones – besonders realitätsnah aufgeführt werden.
Das Projekt
Das seit knapp fünf Jahren erfolgreiche Projekt der Stiftung SPI hat in Kooperation mit zahlreichen freien Trägern der Jugendhilfe seit Herbst 2008 über 230 Rechtskunde-Projektwochen in allen 12 Berliner Bezirken organisiert – aktuell sind etwa 35 Berliner Sekundarschulen beteiligt.
Ziel der Rechtskunde-Projektwochen sind die Entwicklung des Rechtsbewusstseins, das Kennenlernen des Rechtssystems und seiner Akteure sowie die Stärkung der Konfliktlösungs- und Sozialkompetenzen der Jugendlichen. Eine Besonderheit des Bildungs- und Präventionsprojektes liegt in der Kooperation verschiedener Verwaltungen und der aktiven Mitwirkung von Präventionsbeauftragten der Berliner Polizei, von Jugendgerichtshelfern der Berliner Jugendämter und nicht zuletzt von Richtern, Staats- und Rechtsanwälten.
Das von der Landeskommission Berlin gegen Gewalt ursprünglich beauftragte Projekt wird gefördert von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF).