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Denkmaldatenbank
Nikolaiviertel
Obj.-Dok.-Nr.: | 09011266 |
Bezirk: | Mitte |
Ortsteil: | Mitte |
Strasse: | Am Nußbaum |
Hausnummer: | 3 & 5 & 6 & 7 & 8 & 9 &10 |
Strasse: | Nikolaikirchplatz |
Hausnummer: | 4 & 5 & 6 & 7 |
Strasse: | Poststraße |
Hausnummer: | 4 & 5 & 6 & 7 & 12 & 13 & 14 & 16 & 21 & 22 & 23 & 25 & 28 & 30 |
Strasse: | Propststraße |
Hausnummer: | 2 & 4 & 5 & 7 & 12 & 13 & 14 & 16 & 21 & 22 & 23 & 25 & 28 & 30 |
Strasse: | Rathausstraße |
Hausnummer: | 17 & 19 & 21 & 23 & 25 |
Strasse: | Spandauer Straße |
Hausnummer: | 25 & 27 & 29 |
Strasse: | Spreeufer |
Hausnummer: | 1 & 3 & 4 & 6 |
Denkmalart: | Ensemble |
Sachbegriff: | Bauwerksensemble |
Datierung: | 1979-1987 |
Entwurf: | Stahn, Günter (Architekt) |
Bauherr: | Stadt Berlin |
Das Nikolaiviertel
Gewölbte Arkaden im Erdgeschoss von Wohnhäusern in Großplattenbauweise oder aus Fertigteilen zusammengesetzte Giebelgruppen in der Nachbarschaft von barock gegliederten Häuschen prägen das Bild des Nikolaiviertels. Rund um die Nikolaikirche, auf einem mittelalterlich anmutenden Stadtgrundriss mit schmalen unregelmäßig verlaufenden Gassen, liegt ein Stadtteil, der im Gegensatz zu den umliegenden vielspurigen Autostraßen, den Platzanlagen und Hochhausscheiben der 1960er und 1970er Jahre einem anderen Ideal folgt. Das in der Abfolge des Wiederaufbaus von Berlin sehr spät, erst zwischen 1980 und 1987, aufgebaute Nikolaiviertel zeigt am stärksten ein "historisches" Gesicht. Nicht nur durch die Architektur, sondern auch durch viele Details wie nachgebaute historische Laternen, Reklamezeichen und anderes Stadtmobiliar, sollte die Aura des "Alten" Berlins wiedererweckt werden. Bis zum Ende der 1970er Jahre bot sich hier ein völlig anderes Bild. Jahrzehntelang hatte das im Krieg zerstörte Herz Berlins als beräumte Fläche mit wenigen geretteten Gebäuden und der Ruine der Nikolaikirche südwestlich des Berliner Rathauses brachgelegen. An historischer Bausubstanz blieben neben der stark zerstörten Nikolaikirche nur das Knoblauchhaus sowie fünf Wohn- und Geschäftshäuser in der Poststraße erhalten. Erst eine Neubewertung des "nationalen Erbes" in Hinblick auf die 750-Jahrfeier der Stadt ließ die Idee reifen, das Viertel mit Nikolaikirche in Anlehnung an den alten Stadtgrundriss wieder aufzubauen. Das hauptstädtische Zentrum - der Komplex um Staatsrat, Palast der Republik, Marx-Engels-Forum und Fernsehturm - sollte mit Rückgriff auf das verlorene historische Stadtbild vervollständigt werden. Obwohl in der offiziellen DDR-Sprache als "Wohngebiet am Marx-Engels-Forum" benannt, setzte sich im Sprachgebrauch "Nikolaiviertel" für diese "Traditionsinsel" durch. Ausgeführt wurden die Arbeiten vom Büro für Städtebau/Bereich Historische Bauten im Bezirksbauamt unter Leitung des Architekten Günter Stahn.
Das Nikolaiviertel besitzt knapp 800 Wohnungen, 33 Läden und 22 Gaststätten. Nicht an ihrem ursprünglichen Standort, aber nach realen Vorbildern rekonstruiert sind die Gaststätte "Zum Nußbaum", die Gerichtslaube und die Fontane-Apotheke. Die Häuserzeilen Propststraße und Nikolaikirchplatz/Mühlendamm sind freie Adaptionen historischer Bürgerhäuser aus dem 18. und 19. Jahrhundert nach Plänen von Heinz Mehlan und Rolf Ricken, während das barocke Ephraim-Palais unter Verwendung originaler Bauteile und um einige Meter westlich von seinem ursprünglichen Standort versetzt wiedererrichtet wurde.
Getragen wird das Denkmalensemble Nikolaiviertel von den Bauten, die tatsächlich historische Bausubstanz enthalten. Ihnen wird trotz der schwer zu entschlüsselnden Umgebung als letzte Überreste des historischen Ortes und als maßstabgebende Bauten für das gesamte Viertel ein herausragender Zeugniswert für die jeweiligen Phasen der Entwicklungsgeschichte des ältesten Siedlungskerns Berlins beigemessen.
Literatur: |
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