Gute Zwischenbilanz zum Bauhaus-Jubiläum in Dessau-Roßlau

Gute Zwischenbilanz zum Bauhaus-Jubiläum

Blick auf den Eingang zum Bauhaus in Dessau.

Meisterhäuser, Bauhausgebäude und bald noch das Museum: Dessau-Roßlau steht in diesem Jahr wegen des Bauhaus-Jubiläums besonders im Fokus. In der Stadt macht sich das bemerkbar.

Gut besuchte Feste, volle Restaurants: Die ersten Monate des Jubiläums zu 100 Jahre Bauhaus in Dessau-Roßlau sind aus Sicht von Veranstaltern und Tourismusbranche gelungen. «Mehrere hundert Gäste pro Tag machen deutlich, welche Anziehungskraft die originalen Bauhausbauten für Besucher und Besucherinnen weltweit haben», sagte Ute König von der Stiftung Bauhaus Dessau. Allein zur Auftaktveranstaltung am 23. Februar kamen demnach rund 1500 Gäste an einem einzigen Nachmittag in das Gebäude des künftigen Bauhaus-Museums.

Das Bauhaus wurde vor 100 Jahren vom Architekten Walter Gropius in Weimar gegründet. Es zog einige Jahre später nach Dessau um, wo es seine Blütezeit erlebte. Auf Druck der Nazis wurde es dann in Berlin endgültig geschlossen. Die Bauten, Formen und Entwürfe der Architektur- und Designschmiede gelten bis heute weltweit als Ikone der Moderne. Die Unesco hat die wichtigsten Stätten in Weimar, Dessau und Bernau bei Berlin auf ihre Welterbe-Liste gesetzt.

Besonders interessiert waren Besucher in Dessau-Roßlau an den Festivals «Schule Fundamental» im März und «Architektur Radikal» im Juni sowie an dem nach umfassender Sanierung im April wiedereröffneten Meisterhaus der Maler Paul Klee und Wassily Kandinsky, wie es weiter von der Stiftung hieß.

Normalerweise würden jährlich etwa 100 000 Besucher zu den wichtigsten Stätten, zu denen das Bauhausgebäude, die Meisterhäuser und die Siedlung Dessau-Törten zählten, kommen, sagte König. «Noch vor Saisonbeginn war bis Ostern dieses Jahres schon eine Steigerung der Besuche zu verzeichnen, die sich seither um rund 150 Prozent gegenüber dem Vorjahr erhöht hat.» Am 8. September soll das lang geplante Bauhaus Museum Dessau eröffnen und erneut weitere Gäste anlocken.

Nicht nur an den Bauhausstätten selbst in der Stadt in Sachsen-Anhalt ist mehr los. «Man merkt, dass die Stadt belebter ist als sonst in der Saison», sagte Franziska Staudte von der Stadtmarketinggesellschaft. Davon profitierten Gastronomie, Händler und Hoteliers. Die Zahl der Übernachtungen stieg demnach allein in den ersten vier Monaten des Jahres um knapp 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Restaurants und Parkplätze seien voller, auf den Straßen seien mehr ausländische Touristen unterwegs. «Ich bin mir sicher, dass sich dieser Trend im Jahr fortsetzt und noch erhöhen wird, da die meisten Veranstaltungen und Höhepunkte - wie die Eröffnung des Bauhaus Museums Dessau - nach dem Monat April gelegt sind», sagte Staudte. Neuere Zahlen sollen erst noch folgen.

Auch in der Tourist-Information der Stadt ist das Interesse an den Jubiläumsstätten zu spüren. Den Angaben nach wurden in diesem Jahr bislang drei Mal so viele Info-Materialen angefragt wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Souvenirverkauf im Shop floriere, der Radverleih sei gut gebucht, hieß es. Auch Gruppenführungen und andere Angebote der Tourist-Information seien teils um bis zu 200 Prozent mehr gefragt als im Vorjahreszeitraum.

Auch die Campingplatzbetreiber in der Region profitierten. «Viele Gäste bleiben in diesem Jahr zwei bis drei Tage statt nur einen Tag», sagte ein Sprecher des Campingplatzes «Junkers Paddelgemeinschaft Dessau». Die meisten von ihnen seien Radtouristen, die auf dem Elberadweg unterwegs seien und einen Abstecher zu den Bauhausstätten einplanten. Auch auf dem Campingplatz «Adria» am Rande der Stadt übernachteten in dieser Saison etliche Kulturinteressierte. «Ungefähr ein Drittel unserer Besucher hat Interesse am Bauhaus-Jubiläum», betonte die Betreiberin.

Nach Stiftungsangaben kommen die Gäste nicht nur aus der Region. «Das Bauhaus spricht ein sehr breites Publikum an», sagte König. Auch aus fernen Ländern würden sie kommen, darunter seien Familien, Architekten und Wissenschaftler. Staudte betonte: «Die Gäste sind sehr bauhausinteressiert, wenn auch nicht alle wissen, wofür das Bauhaus steht.» Viele von ihnen hätten nach einem ersten Besuch in den vergangenen Monaten bereits angekündigt, zur Eröffnung des Museums im September erneut zu kommen und sich einen zweiten Eindruck zu verschaffen.

Das Jubiläum ist aus Sicht von Industrie und Handel nicht nur aktuell ein Erfolg. «Das Thema trägt dazu bei, den Bekanntheitsgrad und das Image des Landes im In- und Ausland zu stärken», sagte der Geschäftsführer der Industrie und Infrastruktur der Industrie- und Handelskammer (IHK), André Rummel, in Magdeburg. Die Kammer gehe davon aus, dass neue Impulse für die Wirtschaft und den Tourismus gesetzt würden. Das wirke sich insbesondere auf das Gastronomie- und Beherbergungsgewerbe aus.

Quelle: dpa