Lederer: Kein Schlussstrich bei Kolonialismusdebatte
Berlins Kultursenator Klaus Lederer erhofft sich vom neuen Humboldt Forum Impulse für die Debatte um Deutschlands Kolonialgeschichte. «Das Humboldt Forum soll dauerhaften Anstoß erregen», sagte der Linke-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
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Klaus Lederer (Die Linke), Kultursenator in Berlin, spricht in seinem Büro.-
«Ich glaube, die Auseinandersetzung mit der Frage, wie eigentlich die Reichtümer und der kaiserliche Schatz zustande gekommen sind, ist eine, der man sich immer wieder aufs Neue zu stellen hat», sagte Lederer. «Auch die Frage, warum eine demokratische Republik im Herzen Europas sich mit den Insignien des Gottesgnadentums auf einer Kulturinstitution von Bund und Ländern schmückt, wird hoffentlich weiterhin sehr intensiv diskutiert werden.»
Das Humboldt Forum steckt hinter der rekonstruierten Fassade des
Hohenzollernschlosses. Auf der Kuppel mit Kreuz fordert ein Spruch die Unterwerfung aller Menschen unter das Christentum. «Natürlich muss das Humboldt Forum in Gänze diese Herausforderung annehmen. Das werden die Akteure in unterschiedlicher Weise auch tun, da bin ich sicher.» Er baue weiter auf zivilgesellschaftliche Debatten und das Einfordern von Konsequenzen aus der Kolonialgeschichte.
«Wie für jede andere historische Epoche auch, ist hier eine Schlussstrichmentalität völlig unangebracht», sagte Lederer. «Das hat auch damit zu tun, dass die Kolonialismusdebatte lange Zeit vernachlässigt, auch bewusst verdrängt und weggeschoben wurde.» Die Auseinandersetzung sei in den Hintergrund geraten aufgrund des Zivilisationsbruchs der Shoah.
Nun gebe es beim Thema Kolonialismus erheblichen Nachholbedarf. «Das Humboldt Forum hat hier in Deutschland unbeabsichtigt einen großen Beitrag dazu geleistet, dass diese Debatte jetzt in Fahrt ist. Und das muss sie auch bleiben», sagte Lederer.
Das 677 Millionen Euro teure Zentrum für Kultur, Kunst und Wissenschaft nutzen zwei Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin und die Humboldt-Universität. Gezeigt werden künftig Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Umstritten ist etwa die Präsentation von Objekten aus kolonialen Zusammenhängen. So verfügt das Ethnologische Museum über rund 530 historische Objekte aus dem Königreich Benin, darunter etwa 440 der so genannten Benin-Bronzen, die weitgehend als Objekte aus Unrechtskontexten kolonialer Zeiten gelten.

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Quelle: dpa
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Aktualisierung: Mittwoch, 6. Januar 2021 08:47 Uhr
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