100 Jahre Hauptmann von Köpenick (1906 - 2006)

Hauptmanngarde

2006 stand Köpenick ganz im Zeichen des “Hauptmanns von Cöpenick”, im täglichen Leben der Schuster Friedrich Wilhelm Voigt.

Am 16. Oktober 1906, vor mehr als 100 Jahren also, drang er mit seiner “Second-Hand-“Hauptmannskluft und der Unterstützung durch eine Handvoll Soldaten, die er unterwegs seinem Befehl unterworfen hatte, ins neu erbaute Rathaus zu Cöpenick ein, arrêtierte den Bürgermeister und den Stadtkämmerer. Statt des erhofften Passes fiel ihm aber nur die Stadtkasse in die Hand. Wie er sich bei seinem Coup den preußischen Kadavergehorsam zunutze machte, erschütterte die Zwerchfelle weit über Deutschlands Grenze hinaus. So wurde bereits im November 1906 im schwedischen Malmö eine Ballade über den “Schuster-Räuber-Hauptmann” veröffentlicht und in der französischen Zeitschrift “L’Illustration” ein, wie man heute sagen würde, Cartoon.
Zur Welt kam Friedrich Wilhelm Voigt am 13.02.1849 als Sohn eines Schuhmachers in Tilsit, wo er die dreiklassige Stadtschule besuchte. Bereits mit 14 Jahren geriet er wegen Hungers zum ersten Mal mit dem Gesetz in Konflikt und landete, wie in der Folge noch öfter, im Gefängnis. Das endete erst am 16.08.1908, als er vorzeitig aus der Haftanstalt Tegel entlassen wurde. In der Folge unternahm Voigt ausgedehnte Reisen, bei denen er seinen Bubenstreich wohl zu vermarkten wusste, und siedelte sich 1910 in Luxemburg an, wo er am 03.01.1922 verstarb.

In Andenken an des Schusters Streich stand Köpenick im Jahr 2006 mit zahlreichen Veranstaltungen ganz unter dem Motto der Köpenickiade. Neben den verschiedenen Ausstellungsprojekten zum Jubiläum im Bezirk wurden dem Hauptmann u.a. die Herausgabe einer limitierten Gedenkmedaille und ein Sonderpostwertzeichen gewidmet.

Hauptmanngarde

Definition aus dem Lexikon

Köpenickiade:
Als Köpenickiade bezeichnet man eine Form der Hochstapelei, bei der durch Amtsanmaßung Gehorsam erschlichen wird. Der Ausdruck geht auf ein Ereignis von 1906 in der Stadt Köpenick bei Berlin zurück, als sich der arbeitslose Schuster Wilhelm Voigt als Hauptmann ausgab, vom Bürgermeister die Herausgabe der Stadtkasse forderte und ihn verhaften ließ. Dies diente Carl Zuckmayers Komödie Der Hauptmann von Köpenick und späteren gleichnamigen Filmen als Vorlage.