Geschichte erleben am Anne-Frank-Gymnasium

Pressemitteilung vom 14.08.2018

Der Köpenicker Klaus Leutner engagiert sich für eine deutsch-polnische Geschichtswerkstatt am 27. August im Anne-Frank-Gymnasium.

Am Montag, dem 27. August, besucht Klaus Leutner zusammen mit der 16-jährigen Schülerin Oliwia Augustyniak aus Zgierz/Polen den Geschichtsunterricht des Anne-Frank-Gymnasiums in Altglienicke. Gedacht als politische Geschichtswerkstatt soll den Schülerinnen und Schülern die NS-Geschichte der Grabanlage in Altglienicke erfahrbar gemacht und ein Stück Stadtteilgeschichte wieder in Erinnerung gerufen werden. Angestrebt ist eine zukünftige Schulpartnerschaft mit dem Liceum „Romuald Traugutt“ in Zgierz. Die Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Schule, Kultur und Sport, Cornelia Flader, unterstützt das von ihr mit initiierte Projekt und wird an diesem Tag ebenso in der Schule zu Gast sein.

Auf dem Friedhof in Altglienicke befindet sich ein Sammelgrab von Urnen unterschiedlichster Opfergruppen des NS-Regimes, unter anderem von drei Toten aus Zgierz. Oliwia Augustyniak wird den Schülerinnen und Schülern einen Aufsatz in Deutsch vortragen, den sie zu der Grabanlage verfasst hat. Mit diesem Text hatte sie bei einem nationalen polnischen Vorlesewettbewerb den dritten Preis gewonnen.

Klaus Leutner hat aus eigenem Antrieb heraus über mehrere Jahre Recherchetätigkeiten über den Altglienicker Friedhof betrieben. Dort hat er im November 2016 ein Massengrab von 1284 NS-Opfern ausfindig gemacht. Unter den Opfern, die dort begraben wurden, befinden sich auch die Überreste von 437 Polinnen und Polen.

Der 77-jährige Rentner Klaus Leutner macht sich schon seit Jahren verdient um die Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen an Polinnen und Polen. 2001 war er Mitbegründer des Vereins „Initiative KZ-Außenlager Lichterfelde e.V.“. Durch seine Versöhnungs- und Verständigungsarbeit hat er schon einige deutsch-polnische Schulprojekte ins Leben gerufen, die zur deutsch-polnischen Zusammenarbeit und Aussöhnung beigetragen haben. 2017 erhielt er für seine ehrenamtliche historische Recherche und sein Bemühen zur Aussöhnung beider Völker durch den Botschafter der Republik Polen und in Anwesenheit der Bezirksstadträtin das Kavalierskreuz des Verdienstordens der Republik Polen.

Neben der Unterstützung durch die Bezirksstadträtin stehen auch die Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin e.V. und drei Projekte von offensiv‘91 e.V. dem Vorhaben aktiv zur Seite: Finanziert wird es durch die Partnerschaften für Demokratie Treptow-Köpenick im Bundesprogramm Demokratie Leben. Um das längerfristige Ziel der Schulpartnerschaft sowie die Aufarbeitung zu erleichtern, sind InteraXion sowie aras* – Politische Bildung an Schulen ebenfalls involviert.