Drucksache - 0810/XIX
Das Bezirksamt teilt als Zwischenbericht zu der o.g. Drucksache folgendes mit:
Seit 2003 werden im Bezirk Tempelhof-Schöneberg kontinuierlich Stolpersteine verlegt. Aktuell sind es über 600 Steine. Tempelhof-Schöneberg gehört heute neben Mitte, Charlottenburg-Wilmersdorf und Friedrichshain-Kreuzberg zu den Bezirken mit der größten Anzahl verlegter Steine. Dies begründet sich nicht zuletzt aus der historischen Situation, nach der vor allem im Altbezirk Schöneberg der Anteil der jüdischen Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung vergleichsweise sehr hoch war und demzufolge heute einer großen Anzahl von Opfern gedacht werden muss.
In den ersten Jahren der Stolpersteinverlegungen wurde vom Archiv zur Geschichte von Tempelhof und Schöneberg in Zusammenarbeit mit der AG Stolpersteine des Schöneberger Kulturarbeitskreises e.V. eine Vorgehensweise für den Bezirk entwickelt, die den Prozess von der ersten Anfrage bis zur Verlegung eines Stolpersteins fachlich und organisatorisch kompetent begleiten sollte. Mit ihrer intensiven Betreuung von Angehörigen und Beratung recherchierender Stolpersteinpaten und die nachhaltige Dokumentation der Rechercheergebnisse war diese Arbeit für Initiativen anderer Bezirke lange Zeit beispielhaft.
Durch die stetige Zunahme von Anfragen zu Stolpersteinverlegungen in Tempehof-Schöneberg zeichnete es sich schon vor Jahren ab, dass die Organisation auf ausschließlich ehrenamtlicher Basis nicht mehr möglich war. Dies hatte seinen Grund zum einen in den vermehrt entstehenden Stolpersteininitiativen im Bezirk, aber auch in den zunehmenden Anfragen von Angehörigen aus dem Ausland, die inzwischen 40 Prozent der Anfragen ausmachen.
Obwohl inzwischen in einem Kooperationsverbund des bezirklichen Archivs, der AG Stolpersteine des Schöneberger Kulturarbeitskreises e.V und der berlinweiten Koordinierungsstelle Stolpersteine gearbeitet wird, kann das Gesamtaufkommen von Stolpersteinanfragen kaum noch bewältigt werden. Aktuell befinden sich in Tempelhof-Schöneberg mehr als 100 bereits bestellte Steine in der Umsetzungsphase, die bis Ende 2014 andauern wird. Aufgrund der personellen Ausstattung des bezirklichen Archivs und des Rückgangs von längerfristigen Maßnahmen des 2. Arbeitsmarktes, kann die Bearbeitung neuer Anfragen zur Verlegung von Stolpersteinen – bei gleichbleibendem qualitativem Anspruch an die Umsetzung der Stolpersteinarbeit, d.h. Aufrechterhaltung der begleitenden sorgfältigen Recherchen und intensiven Betreuung der Paten – nicht mehr in der bisherigen Form durchgeführt werden. Anfragen von Angehörigen werden daher vorrangig bearbeitet. In einer Warteliste werden alle Anfragen dokumentiert, so dass jeder Zeit ein Überblick über den Bedarf bzw. das Interesse besteht.
Da sich ähnliche Entwicklungen auch in den anderen o.g. Bezirken abzeichnen, wird hier auf Landesebene eine Lösung gesucht werden müssen, die die Sicherstellung der Stolpersteinverlegungen gewährleisten kann.
Eine entsprechende Anfrage ist an den zuständigen Staatssekretär bereits erfolgt.
Auch das Bezirksamt sucht weiterhin nach Lösungen.
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