Drucksache - 0372/XIX
Das Bezirksamt teilt zu der o.g. Drucksache folgendes mit:
Die Stadtbibliothek hat den Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung in folgender Weise umgesetzt:
Die Stadtteilbibliothek Schöneberg-Nord „Gertrud-Kolmar-Bibliothek“ wurde gemäß dem Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung am 1.10.2012 wieder geöffnet. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag 13-17 Uhr. Die Wiederbesetzung der Leitungsstelle steht kurz vor dem Abschluss. Die Stadtbibliothek setzt derzeit in der Stadtteilbibliothek Personal ein, das durch die vorübergehende Stillegung des Bücherbusses bzw. die baubedingte Schließung der Stadtteilbibliothek Marienfelde freigeworden ist.
Der Betrieb mit RFID wurde vorerst nicht wieder aufgenommen, da der Selbstverbucherautomat für die Stadtteilbibliothek Friedenau „Gerhart-Hauptmann-Bibliothek“ abgezogen werden musste, da ein Automat für das hohe Nutzeraufkommen dort nicht ausreicht. Für die Anschaffung eines neuen Automaten steht noch die Entscheidung im Berliner Gesamtprojekt aus, ob für die auch in anderen Bezirken notwendige Neubeschaffung solcher Geräte weitere Projektmittel zur Verfügung gestellt werden können.
Die Wiedereröffnung der Stadtteilbibliothek wurde der Öffentlichkeit über die Presse und die Homepage der Stadtbibliothek mitgeteilt. Da sie mit Beginn der Herbstferien erfolgte, blieb die Nutzung aufgrund der stark schulgeprägten Nutzerstruktur zunächst marginal. In der ersten Öffnungswoche wurden an 3 Öffnungstagen mit insgesamt 61 Besuchen 143 Entleihungen erzielt, das sind 9 Entleihungen pro Stunde. 2011 lag der Durchschnittswert bei 57 Entleihungen pro Stunde (Durchschnitt Stadtbibliothek gesamt: 137 Entleihungen/St.) Es ist zu erwarten, dass die Nutzung nach dem Ende der Ferien ansteigen wird.
Ergebnisse Kundenmonitor 2012
Die Nutzung der Stadtteilbibliothek Schöneberg-Nord wird, wie der 2012 von der Stadtbibliothek durchgeführte Kundenmonitor zeigt (www.stb-ts.de), stark durch die Lage in der Sophie-Scholl-Oberschule geprägt. 56% der Nutzer/innen sind Schüler/innen, das ist der höchste Wert im Bezirk. Insgesamt liegt der Anteil dieser Gruppe in der Stadtbibliothek bei 23%. Der zweithöchste Wert – Stadtteilbibliothek Lichtenrade: 27% - liegt bei weniger als der Hälfte des Werts von Schöneberg-Nord.
Die Prägung durch die Schule belegt auch der Anteil der 13-17-Jährigen an den Bibliotheksnutzer/innen. Mit 30% ist er in Schöneberg-Nord mehr als 3x so hoch wie in der Stadtbibliothek insgesamt (9%). Die gesamte Altersgruppe bis 17 Jahre ist mit 49% am stärksten in der Bibliothek vertreten. Im Durchschnitt der Stadtbibliothek liegt sie bei 15%.
Weitere Indikatoren untermauern, dass die Nutzung der Bibliothek stark durch schulbezogene Zwecke, und sei es einem Aufenthalt in den Pausen bestimmt wird. 97% der Nutzer/innen brauchen nur bis zu 15 Minuten, um in die Bibliothek zu gelangen. Im Durchschnitt der Stadtbibliothek sind es nur 83%. 30% besuchen die Bibliothek fast täglich (13%), und auch der Anteil derjenigen, die 1x wöchentlich kommen, ist mit 35% höher als im Durchschnitt (32%). Auch die Aufenthaltsdauer weicht vom Durchschnitt ab. Weniger Kurzaufenthalten unter 15 Minuten (28% : 49%) stehen deutlich mehr Aufenthalte gegenüber, die bis zu 30 Minuten (35% : 24%) oder länger dauern (37% : 27%).
Obwohl nahezu 100% der Nutzer/innen weniger als 15 Minuten brauchen, um – in der Regel zu Fuß – in die Bibliothek zu gelangen, belegt der Kundenmonitor eine wesentlich breitere Streuung der Wohnorte als bei den anderen Stadtteilbibliotheken (Bezirkszentralbibliothek und Mittelpunktbibliothek Schöneberg sind nicht vergleichbar). Bei einem Vergleich der 3 Postleitzahlbezirke mit dem jeweils höchsten Nutzer/innenaufkommen kommen in Lichtenrade 87% und in Marienfelde und Friedenau je 82% der Nutzer/innen aus den nächstgelegenen Postleitzahlbezirken, während es in Schöneberg-Nord nur 63% sind. 35% der Nutzer/innen kommen hier aus insgesamt 37 verschiedenen Postleitzahlbezirken. Auch dies zeigt, dass für viele der Weg nicht von zu Hause oder von der Arbeitsstelle, sondern von der Schule in die Bibliothek führt.
Deutlich ist die stark migrantisch geprägt Nutzung der Bibliothek. 45% der Befragten bezeichnen eine andere als die deutsche bzw. Deutsch und eine weitere Sprache als ihre Muttersprache - in der Stadtbibliothek insgesamt sind es 18%.
Von den erwachsenen Nutzer/innen hat ein überdurchschnittlich hoher Anteil einen Real- oder Gesamtschulabschluss (35% : 26%). Noch höher und etwa auf Systemniveau liegt der Anteil der Nutzer/innen mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss (37% : 38%). Nutzer/innen mit Hauptschulabschluss machen dagegen nur 5% (6%) der erwachsenen Nutzer/innen aus.
25% der Befragten sind berufstätig, ein aufgrund des hohen Schüler/innenanteils deutlich geringerer Anteil als in der Stadtbibliothek gesamt (39%). Auch der Anteil der nicht Erwerbstätigen ist mit 3% niedriger als im Durchschnitt (6%), ebenso, und zwar beträchtlich, der der Rentner/innen und Pensionär/innen (5% : 21%). Höher ist dagegen der Anteil der Hausfrauen/-männer mit 8% (4%).
Insgesamt bestätigt der Kundenmonitor das Bild einer Bibliothek, die faktisch als kombinierte Schul- und Öffentliche Bibliothek fungiert. In Hinblick auf die nach wie vor unbefriedigende Nutzung der Bibliothek lassen sich daraus folgende Schlüsse ziehen. Einerseits ist es auch die problematische Lage im 2., nur per Fahrstuhl erreichbaren Obergeschoss einer Schule, die eine zufriedenstellende Verankerung der Bibliothek in ihrem lokalen Umfeld erschwert. Andrerseits ist es genau diese Anbindung an die Schule, die der Bibliothek den Grundstock an Nutzung verschafft, die sie in diesem nicht leicht zu erreichenden Umfeld, für das der Bibliothek in Zukunft voraussichtlich auch kein Sozialarbeiter mehr zur Verfügung stehen wird, überhaupt lebensfähig hält.
Bibliothekskonzept
Das Bezirksamt wird das ursprünglich für Juli vorgesehene, dann erstmals auf September vertagte Bibliothekskonzept jetzt in 2 Teilen im Oktober und Dezember diesen Jahres vorlegen. Der erste Teil umfasst die Darstellung und Analyse des Ist-Zustands des Bibliothekssystems. Der 2. Teil wird Vorschläge zur Entwicklung der Standorte unterbreiten.
Wie schon in der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur vom 6. September berichtet, wurde die Verschiebung der Vorlage des Konzepts notwendig, da es unvorhersehbare Planänderungen des Investors für den potenziellen Standort „Hertie-Kaufhaus“ gab. Diese Änderungen haben eine neue Ausgangslage für das Bibliothekskonzept geschaffen, die es für eine seriöse, faktenbasierte Planung notwendig macht, neue Untersuchungen und Berechnungen anzustellen.
Im 2. Teil des Bibliothekskonzepts wird das Bezirksamt u.a. weitere Überlegungen zur künftigen Entwicklung der Stadtteilbibliothek Schöneberg-Nord „Gertrud-Kolmar-Bibliothek“ vorstellen.
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