Drucksache - 0284/XIX  

 
 
Betreff: Für einen Gedenk- und Informationsort auf dem Tempelhofer Feld
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Bezirksverordnete DIE LINKEBezirksamt
Verfasser:Frau Dr. Klotz, SibyllSchöttler, Angelika
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
20.06.2012 
10. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen (Beratungsfolge beendet)   
Bezirksamt Entscheidung
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
20.02.2013 
17. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Bildung und Kultur XIX. Wahlperiode Entscheidung
07.03.2013 
15. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung und Kultur zur Kenntnis genommen (Beratungsfolge beendet)   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
Austauschseite
Mitteilung zur Kenntnisnahme

-

 

 

Für einen Gedenk- und Informationsort auf dem Tempelhofer Feld

 

Die Bezirksverordnetenversammlung ersucht das Bezirksamt, sich bei der zuständigen Stelle des Senats dafür einzusetzen, dass der im Juni 2011 im Abgeordnetenhaus beschlossene Antrag zur Schaffung eines Gedenk und Informationsortes am Columbiaquartier bei der Flächennutzungsplanung umgesetzt wird.

 

Das Ziel ist die dauerhafte Kennzeichnung und Sichtbarmachung der historischen und authentischen Orte des Konzentrationslagers Columbia und der Lagerbaracken für die ZwangsarbeiterInnen auf dem ehemaligen Flugfeld Tempelhof im Kontext mit einem dort zu schaffenden Gedenk und Informationsort, der die Nutzung des heutigen denkmalgeschützten Flughafengebäudes für die Kriegsrüstung des NS-Systems darstellen soll.

 

Der historischen Bedeutung der NS-Vergangenheit des Tempelhofer Feldes und seiner komplexen Beziehungen soll durch eine aktive Gedenkstätte am historischen Ort Rechnung getragen werden.

 

Schlussbericht

Bei der Fläche des Tempelhofer Feldes handelt es sich um ein Gebiet von außergewöhnlicher stadtpolitischer Bedeutung. Die Planungshoheit liegt bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt.

 

In Umsetzung des Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg hat sich das Bezirksamt insbesondere zum zeitlichen Horizont der Umsetzung der vorgesehenen Maßnahmen an die zuständige Senatsverwaltung gewandt.

 

Die relevanten Ergebnisse werden hier mitgeteilt:

Die Geschichte des ehemaligen Flughafenareals mit ihren vielfältigen Aspekten spielt bei der Entwicklung des Standorts eine wichtige Rolle. Schrittweise wird deshalb an diesem Ort ein „Geschichtspfad“ entstehen, der die unterschiedlichen Epochen von der Rodung durch den Templerorden bis zur zivilen Luftfahrt im geteilten Berlin thematisiert. Die Zeit zwischen 1933 und 1945, in der auch Tempelhof ein Ort der Unfreiheit war, wird besondere Berücksichtigung finden.

Der letzte Entwurf der Flächennutzungsplan-Änderung (FNP-Änderung 50. Variante) sieht zwei Lagesymbole „Kultur“ vor. Eines im Bereich des ehem. Flughafengebäudes, das andere auf der Grünfläche. Daraus können auf der nachfolgenden Planungsebene in Abhängigkeit von der weiteren Konzeptfindung kulturelle Einrichtungen mit historischem Bezug entwickelt werden.

 

Informationstafeln zur Geschichte des Tempelhofer Feldes

Am 4. Juli 2012 haben der Senator für Stadtentwicklung und Umwelt, Michael Müller, und der Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten, André Schmitz, die ersten drei Informationstafeln zur Geschichte des Tempelhofer Feldes enthüllt. Ganz bewusst beinhalten die ersten Stationen des Gedenkpfades das Thema KZ Columbiahaus(am heutigen Columbiadamm in Höhe des Hangars 1) und das benachbarte Zwangsarbeiterlager (auf dem ehemaligen Flugfeld/Columbiaquartier), die beide oberirdisch restlos verschwunden sind.

Die Inhalte der Informationstafeln wurden vom Berliner Forum für Geschichte und Gegenwart in enger Zusammenarbeit mit Historikern und ihren Institutionen erarbeitet. Die Umsetzung des Gedenkpfades erfolgt durch die für die Standortentwicklung verantwortliche Tempelhof Projekt GmbH und Grün Berlin GmbH.

 

Zurzeit prüfen die Projektpartner weitere Standorte und thematisch-geschichtliche Schwerpunkte, um zusätzliche Informationstafeln aufzustellen.

 

Grabungen auf dem ehemaligen Flugfeld

Mit Unterstützung der Bezirksverwaltung fanden in den Monaten Juli bis September 2012 archäologische Grabungen auf dem ehemaligen Flugfeld statt, die die Freie Universität Berlin in Kooperation mit dem Landesdenkmalamt durchführte. Unterstützt wurden diese Grabungen durch die Grün Berlin GmbH sowie die Tempelhof Projekt GmbH.

Durch die Ausgrabungen auf dem Gelände soll eine erste Einschätzung über die zu erwartende Fundsituation von denkmalwerten Gegenständen und Überresten vergangener Epochen ermöglicht werden, wodurch Planungssicherheit für die Neuanlage von Wegen und sonstiger Infrastruktur in der zukünftigen Parklandschaft hergestellt werden soll.

Darüber hinaus soll die Geschichte des Ortes erforscht und dokumentiert werden.

Die Grabungen wurden Ende September 2012 offiziell abgeschlossen, die Funde wurden eingelagert und werden derzeit wissenschaftlich untersucht. Die Aufschlüsse wurden bis Ende Oktober wieder verschlossen, die Wiesenflächen werden wieder angesät und die für die Dauer der Grabungen abgezäunten Bereiche werden wieder geöffnet.

Informationen der FU zu den Grabungen gibt es online unter:

http://www.ausgrabungen-tempelhof.de/

Am 22.11.2012 wurde eine Pressekonferenz durchgeführt und eine Bilanz der ersten Grabungen vorstellt.

Anfang des Jahres 2013 sollen die Grabungen im Bereich des ehemaligen KZ Columbia fortgeführt werden.

 

Runder Tisch Geschichte

Seit 2010 tagt regelmäßig ein "Runder Tisch Geschichte" unter dem Vorsitz des Direktors der Topographie des Terrors, Prof. Andreas Nachama. An dem Runden Tisch sitzen Vertreter der maßgeblichen Institutionen, die sich mit der Geschichte und dem Gedenken auseinandersetzen (z.B. Alliierten Museum, Museum Tempelhof-Schöneberg, Stiftung Berliner Mauer/Erinnerungsstätte Notaufnahmelager Marienfelde, Förderverein zum Gedenken an Nazi-Verbrechen, Stiftung Topographie des Terrors/Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit, Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Stiftung Gedenkstätte Deutscher Widerstand). Der Runde Tisch beschäftigt sich intensiv mit der Standortgeschichte und kommt vier Mal im Jahr beratend zusammen.

Im Jahr 2013 soll im Rahmen des Gedenkens an den Beginn des nationalsozialistischen Terrors 1933 auch der ehemalige Flughafenstandort Tempelhof thematisiert werden.

Konkrete Aktivitäten werden mit der Kulturverwaltung noch abgestimmt.

 

 
 

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