Drucksache - 0781/XVIII  

 
 
Betreff: Kinderschutz effektiver gestalten!
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Die Fraktion GRÜNEBezirksamt
Verfasser:Frau Dr. Klotz, SibyllBand, Ekkehard
Drucksache-Art:AntragMitteilung zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
Ausschuss für Gesundheit und Politik für Menschen mit Behinderungen Entscheidung
04.09.2008 
17. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Politik für Menschen mit Behinderungen und 17. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses erledigt   
Jugendhilfeausschuss Vorberatung
04.09.2008 
17. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Politik für Menschen mit Behinderungen und 17. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
16.07.2008 
21. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin (offen)     
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
17.09.2008 
22. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen (Beratungsfolge beendet)   
Bezirksamt Vorberatung
Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin Entscheidung
16.12.2009 
38. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Tempelhof-Schöneberg von Berlin überwiesen   
Jugendhilfeausschuss Entscheidung
27.01.2010 
30. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses zur Kenntnis genommen (Beratungsfolge beendet)   

Sachverhalt
Anlagen:
Antrag
BE v. 04.09.08
Austauschseite zur BE
Mitteilung zur Kenntnisnahme v. 01.12.09

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

Die Mitteilung zur Kenntnisnahme wurde von den Abteilungen Gesundheit und Soziales und der Abteilung Familie, Jugend, Sport und Quartiersmanagement erarbeitet.

 

-          Schnellere Übermittlung der Geburtsmeldungen an den KJGD und flächendeckende Hausbesuche bei Erstgeburten

 

Eine schnellere Übermittlung von Geburtsmeldungen ist nicht allein vom Bezirk abhängig, sondern muss von der Senatsgesundheitsverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) umgehend geregelt werden. Im Rahmen der Diskussion über das Gesetz zum Schutz und Wohl des Kindes wurde dieser Sachverhalt wiederholt bei der Senatsgesundheitsverwaltung angesprochen. Die neue DVO Meldegesetz, die noch in diesem Jahr erwartet wird, soll eine schnellere Übermittlung der Geburtenmeldungen ermöglichen.  Das Gesundheitsamt Tempelhof-Schöneberg hat mit den Geburtskliniken im St. Joseph Krankenhaus und im Vivantes Klinikum Auguste-Viktoria eine vorläufige Regelung getroffen, durch die dem Gesundheitsamt unmittelbar nach der Geburt die Meldungen zugefaxt werden.

Eine möglichst frühzeitige Kontaktaufnahme bis zu 4 Wochen nach der Geburt ist nicht nur aus Gründen des Kinderschutzes notwendig, sondern auch um zu finanziellen Hilfen wie Elterngeld, Kindergeld, Vaterschaftsanerkennung, Unterhalt etc., die zeitnah beantragt werden müssen, zu beraten.

In Tempelhof-Schöneberg nimmt der KJGD zu jeder Familie nach Geburt eines Kindes Kontakt auf. Bei erstgeborenen Kindern wird ein Hausbesuchsangebot gemacht. Dieses Angebot ist freiwillig, also kann es auch abgelehnt werden. Ein Hausbesuch bei allen erstgeborenen Kinder kann schon allein deshalb sowie auch aus personellen Gründen nicht erfolgen. Zur Zeit erfassen wir damit 60 % aller Erstgeborenen.

 

 

-          Verstärkte aufsuchende Familienarbeit, wenn Gefährdungspotenziale der

Kindeswohlgefährdung bekannt sind

 

Der KJGD bietet seit vielen Jahren aufsuchende Familienarbeit an, insbesondere bei sogenannten „Risikofamilien“, die dem KJGD bereits bekannt sind oder die durch Hebammen, Krankenhäuser etc. gemeldet werden.

 

Abstimmungsergebnis:

 

zur Kenntnis genommen:                                    überwiesen:

 

 

 

 

2

Oftmals geraten diese Familien mit Geburt eines neuen Kindes in eine erneute Krise und werden deshalb engmaschig vom KJGD betreut und beraten. Die Abteilungen Gesundheit und Jugend arbeiten in der Frage des Kinderschutzes eng zusammen, geregelt ist dies in der Kooperationsvereinbarung zum Kinderschutz, die u.a. regelmäßige Kommunikation und einzelne Fallbesprechungen vorsieht. Die Gefährdung eines Kindes hat in beiden Abteilungen höchste Priorität und Vorrang vor allen anderen Aufgaben. 

 

 

-          Frühzeitige Beratung von Schwangeren und werdenden Vätern auch hinsichtlich von Überlastungssituationen in der Betreuung/Erziehung mit entsprechenden Hinweisen auf Hilfsangebote

 

Werden dem KJGD schwangere Frauen frühzeitig bekannt, z.B. durch Hebammen, Entbindungskliniken, Gynäkologen oder durch die Betreuung bei einer vorangegangenen Geburt, wird bereits zeitnah vor der Geburt ein Beratungsangebot gemacht und auf Hilfsangebote hingewiesen. Dabei arbeitet der KJGD eng mit dem Zentrum für Sexualmedizin und Familienplanung zusammen. In Tempelhof-Schöneberg gibt es ein gutes Angebot freier Träger zum Thema „frühe Hilfen“ nach der Geburt. Die Angebote sind kostenlos und niedrigschwellig und sind zum Teil auf arabische und türkische Familien spezialisiert, z. B. im Nachbarschaftsheim Schöneberg – Treffpunkt für arabische und türkische Frauen.

 

 

-          Umfangreiches Aufklärungsmaterial über potenzielle Gefährdungen für

Neugeborene, insbesondere für Erstgeburten ( z.B. zum Thema Schütteln)

 

Im KJGD ist umfangreiches Aufklärungsmaterial über potenzielle Gefährdungen für Neugeborene vorhanden (u.a. von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung). In der Infobroschüre für Mütter und Väter von Säuglingen wird zu den Themen sicherer Babyschlaf (zur Vermeidung des plötzlichen Kindstodes) genauso beraten wie auch zur Verhütung von Unfällen, Vergiftungserscheinungen und Schütteln des Babys. Eine russische und türkische Übersetzung existiert, eine arabische Ausgabe ist in Arbeit.

 

 

-          Weitere Sensibilisierung und Schulung im Bereich der Erkenntnis der Kindeswohlgefährdung von Kinderärzt/innen, Kita-Erzieher/innen, Lehrer/innen, JobCenter-Mitarbeiter/innen

 

Die Kinderschutzkoordinatorinnen der Abt. FamJugSportQM und Ges führen seit einiger Zeit bereits regelmäßige Veranstaltungen in Kindertagesstätten, bei freien Trägern der Jugendhilfe und im JobCenter Tempelhof-Schöneberg durch. Hierbei wird über verbindliche Verfahrensweisen im Kinderschutz, über Definition, Indikatoren und Risikofaktoren möglicher Kindeswohlgefährdung informiert und diskutiert.

Im Bereich der Schulen sind entsprechende Kontakte und Veranstaltungen geplant und werden im Zusammenhang mit der für die Lehrer/innen zuständigen Senatsverwaltung BWF durchgeführt, um insbesondere den seit Mai 2009 vorliegenden Handlungsleitfaden „Schule-Jugendhilfe - Zusammenwirken im Kinderschutz“ zu implementieren.

Die im Bezirk seit 2008 installierte AG § 78 SGB VIII „Netzwerk Kinderschutz“ bietet in Zusammenarbeit mit der Abt. Ges diversen Akteuren aus den Bereichen Jugend, Gesundheit, freien Trägern der Jugendhilfe , Schulen, Polizei und LKA, Ärzten (frei praktizierenden und aus Kliniken), Hebammen und anderen die Möglichkeit des fachlichen Austausches über die Thematik „Kinderschutz“ und ist eingebunden in ein überbezirkliches Netzwerk des Landes Berlin.

Für das Frühjahr 2010 ist die Durchführung einer ersten Kinderschutzkonferenz insbesondere für die im Bezirk agierenden Akteure geplant.

 

3

Den insoweit erfahrenen Fachkräften des öffentlichen Trägers und der freien Träger dient eine regelmäßige Fachrunde Kinderschutz als Möglichkeit einer (anonymen) Fallberatung.

Alle diese Maßnahmen dienen der Vernetzung und Kooperation aller Akteure im Bezirk, um deren Handlungssicherheit in diesem schwierigen Feld zu erhöhen und die Zugänge zu den belasteten Familien zu verbessern.

 

 

-          Zielgerichtet und differenzierte Ansprache von Familien mit Migrationshintergrund, z.B. nach dem Vorbild der Neuköllner Kiezmütter

 

und

 

-          Sicherstellung leicht zugänglicher sowie verständlicher und mehrsprachiger Aufklärungsmaterialien über Versorgung, Pflege, Erziehung und Förderung von Kindern, über potentielle Überforderungen und Gefährdungen, über Anlaufstellen, Hilfsangebote, Unterstützungsstrukturen und Rechtsansprüche

 

Das Jugend- und das Gesundheitsamt sind seitens des öffentlichen Trägers Anlaufstellen für die Beratung und Aufklärung bei den o.a. Problemlagen und Unterstützungsangeboten, da dort alle Kenntnisse über Hilfsangebote vorhanden sind und entsprechende Hilfen vermittelt werden.

 

Hierzu gehören natürlich dann auch die diversen Angebote freier Träger im Jugendhilfebereich, die durch die in den Regionen verorteten Nachbarschaftszentren sowie durch die ambulanten Schwerpunktträger realisiert werden.

Hinzu kommen Angebote von freien Trägern, die über Drittmittel (Bundes- oder Landesmittel, Stiftungsmittel etc.) finanziert werden und die mit einem hohen Anteil an ehrenamtlicher Tätigkeit umgesetzt werden (Welcome, Navitas, Känguru etc.).

In diesen Beratungs- und Unterstützungsangeboten ist zumeist bei den freien Trägern eine Beratung auch in mehrsprachiger Form möglich durch den Einsatz von Fachkräften mit Migrationshintergrund. Der noch in Planung befindliche Auftritt im Internet sowie vorhandene Flyer und eine „Notfallkarte“ sind ebenfalls Bestandteil dieses Beratungs- und Unterstützungs-angebotes.

 

Zielgerichtete und differenzierte Ansprache von Familien mit Migrationshintergrund leisten alle Mitarbeiter/innen des KJGDs bei Hausbesuchen, in Sprechstunden, in den Nachbarschaftsheimen (Café Frieda, Café Atempause etc.) – siehe auch spezielles Angebot für türkische und arabische Frauen im Nachbarschaftsheim Schöneberg. Mit dem Familientreffpunkt Kurmärkische Straße, wo viele Migrationsfamilien das vielschichtige Angebot dieses Treffpunktes wahrnehmen, besteht seit vielen Jahren eine enge Kooperation.

 

 

-          Ausbau der Kindertagesstätten zu Familien- und Beratungszentren

 

Die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung hat am 5.12.2009 unter dem Titel „Förderung der Entwicklung von Kindertageseinrichtungen zu Familienzentren“ ein Rahmenkonzept im Entwurf vorgelegt. In diesem Entwurf ist u.a. enthalten, dass für dieses Programm landesweit eine Anfangsfinanzierung in Höhe von 5.000.000 Euro benötigt wird.

Die bezirklichen Jugendämter haben in ihrer Stellungnahme vom 9.4. grundsätzlich das vorgelegte inhaltliche Konzept begrüßt und unterstützt, aber darüber hinaus auch inhaltliche Anregungen gegeben. Dazu gehört u.a. auch, dass ein Projektzeitraum von mindestens drei Jahren nötig wäre, damit das Modell Nachhaltigkeit entfalten kann.

 

Im Moment ist noch nicht abschließend geregelt, ob, wann und in welcher Form das Projekt umgesetzt wird. Dies betrifft insbesondere auch die zurzeit fehlende Finanzierungszusage.

 

4

-          Berücksichtigung der erhöhten Fallzahlen im Bereich der Hilfen zur Erziehung durch entsprechende Ausstattung der Haushaltstitel - angepasste Zuweisung durch die Senatsverwaltung für Finanzen

 

Für die Haushaltsjahre 2010/2011 gibt es nach zähen und erfolgreichen Verhandlungen auf der Ebenen der Jugendamtsdirektoren und der zuständigen Bezirksstadträte eine Erhöhung der Finanzzuweisungen für die Hilfen zur Erziehung, die einhergeht mit dem konkreten Auftrag an die Senatsfachverwaltung und die Bezirke, ein transparentes Fach- und Finanzcontrolling auch in diesem Bereich der Transferausgaben zu installieren. Verbunden ist dies mit einer möglichen Abfederung von 50 % der Mengen, die über die festgelegten Planmengen hinausgehen. Eine entsprechende Verfahrensweise wird zurzeit durch SenBWF erarbeitet.

 

 

-          Sicherstellung leicht zugänglicher sowie verständlicher und mehrsprachiger

Aufklärungsmaterialien über Versorgung, Pflege, Erziehung und Förderung von Kindern, über potenzielle Überforderung und Gefährdungen, über Anlaufstellen, Hilfsangebote, Unterstützungsstrukturen und Rechtsansprüche.

 

Notwendiges Aufklärungsmaterial gibt es im KJGD in mehreren Sprachen.

 

So sind die Elternbriefe des Arbeitskreises Neue Erziehung e.V. auch in türkischer Sprache vorhanden und beinhalten Themen wie Kindergartenbesuch, Grenzen aufzeigen, Entwicklungsschritte, Sprache etc.. Bei Familien, die ihre Zukunft in Deutschland planen, weisen wir darauf hin, dass es unerlässlich ist für alle Familienangehörigen die deutsche Sprache zu erlernen.

 

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Stadtbezirk Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen