Auszug - Beratung des Antrages "Bekämpfung von Antisemitismus und religiöser Diskriminierung" Drs. 0974/V (Berichterstatterinnen: Frau Christine Dorn, Verein meet2respect, und Frau Theresa Duval, Registerstelle Steglitz-Zehlendorf)  

 
 
19. öffentliche Sitzung des Integrationsausschusses
TOP: Ö 2
Gremium: Integrationsausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 27.02.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:00 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Raum 302
Ort: Rathaus Steglitz, Schloßstr. 37, 12163 Berlin
 
Wortprotokoll

Frau Susanne Kappe vom Verein meet2respect berichtet über ihre Tätigkeit (eine Präsentation liegt dem Protokoll bei). Auf die Frage nach der Zusammenarbeit mit EthiklehrerInnen antwortet Frau Kappe, dass bei Themen, wo das Lehrpersonal thematisch nicht mehr weiterkommt, der meet2respect als Träger ergänzend herangezogen werde. Weiterhin antwortet Frau Kappe auf die Frage nach der pädagogischen Begleitung, dass für die Schulen meist die Initiative von den LehrerInnen käme. Die Ausarbeitung des Konzeptes wurde von verschiedenen PädagogInnen in den Schulen begleitet. Es fänden in den Schulen mit SchulpädagogInnen Vorgespräche statt. Offene Sachen können durch die Nachbearbeitung der LehrerIn besprochen werden.

 

Frau Theresa Duval berichtet über die Arbeit der Registerstelle Steglitz-Zehlendorf. Diese gibt es seit 2016 im Bezirk. Die Registerstelle sei beratend tätig, primär ginge es um die Dokumentation der Vorfälle. Für 2017 seien 236 diskriminierende Vorfälle registriert. Die Entgegennahme von Meldungen ginge auch aus den Unterkünften. Inhaltlich umfasse die Registrierung: rassistisch motivierte Vorfälle, Vorfälle gegen MuslimInnen, Mitglieder der LSTBI-Community und Antiziganismus. Die Arbeit der Registerstelle hänge stark vom Bekanntheitsgrad und von der Sensibilisierung der Bevölkerung ab. Die Dunkelziffer sei hoch. Es bestehe eine enge Kooperation mit Beratungsstellen, falls von den Betroffenen gewünscht, werden sie an diese oder Polizei weitergeleitet. Nichtveröffentlichte Polizeifälle, ebenso Beratungsfälle der staatlichen und nichtstaatlichen Institutionen würden nicht berücksichtigt. Auf die Frage nach dem Charakter der Vorfälle und wer diese auswertet, antwortet Frau Duval, dass auch Propagandavorfälle erfasst werden (Aufkleber, Schmierereien etc.). ReachOut nehme z.B. tätliche Angriffe auf. AmaroForo Vorfälle des Antiziganismus. Die Vorfälle würden durch die Koordinierungsrunde bewertet, (Registerstellen, Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS), mobile Beratungen). Frau El-Khatib ergänzt, dass auf der Webseite der Registerstelle mehrere Meldestellen im Bezirk aufgelistet seien (z.B. bei der hellenischen Gemeinde, AStA Büro der FU, Büro der Linksfraktion, BENN-Zehlendorf etc.), die eng mit der Registerstelle zusammenarbeiten und wohin Vorfälle ebenfalls gemeldet werden können.

 

Herr Dervis Hizarci von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus (KIgA e.V.) stellt die Arbeit des Trägers vor und geht kurz auf die Geschichte des Trägers ein. Bildung, Beratung und Begegnung (3B-Modell) bildeten die drei Säulen der Arbeit.

  1. Säule (Bildung) - der Fokus liege bei der pädagogischen Arbeit mit Jugendlichen. Lehrkräfte seien bei den Workshops involviert. Aus der ursprünglichen Fokussierung auf junge MuslimInnen rückte man später ab, da die Gefahr der Stigmatisierung erkannt wurde. Antisemitismus unter MuslimInnen sei als ein Thema bekannt. Ihn könne man nur gemeinsam mit den MuslimInnen abschaffen. Allgemein geht die pädagogische Ausrichtung der KIgA auf die Frage ein, wie man es schaffe, Menschen zu überzeugen, dass Antisemitismus ein Problem für sie sei, ohne diese jedoch auf Anklagebank zu setzen, da sonst eine Abwehrhaltung entstehe.
  2. Säule (Beratung) – die Adressaten seien Politik, betroffene Eltern, Lehrkräfte, Polizei und JournalistInnen.
  3. Säule (Begegnung) – hier setze der Träger auf Dialoge. In der Regel würden alle drei Säulen ganzheitlich und gemeinsam bearbeitet.

 

Darauffolgend stellt Herr Dervis zwei Projekte des Trägers vor. Zum einen gebe es die „Praxisstelle Bildung und Beratung“, eine Anlaufstelle für Schulen in Berlin zum Thema Antisemitismus, die auch präventive Arbeit leistet. Das zweite Projekt sei die Ausstellung L'Chaim in der Jugendfreizeiteinrichtung Düppel mit kulturellen Schwerpunkt, die in Zehlendorf im September 2018 lief. Am 10.03.2019 erhalte der Träger in Nürnberg vom Deutschen Koordinierungsrat die diesjährige Buber-Rosenzweig-Medaille. Auf die Frage, inwieweit in den Moscheegemeinden antisemitische Tendenzen zu finden sind, antwortet Herr Hizarci, dass im muslimisch-migrantischen Milieu sich Antisemitismus als Hauptideologie vor allem in salafistischen Kreisen zeige. Die Arbeit bezüglich Radikalisierungsprävention mit Moscheen in Form der Stärkung von Netzwerken und der offenen Thematisierung sei sehr wichtig. Auf die Frage nach der Zusammenarbeit mit Frau Ateş und Herrn Mansour antwortet Herr Hizarci, dass es bislang keine enge Zusammenarbeit gegeben habe, aber er in Zukunft sich durchaus erhoffe, dass dies geschehe.

 
 

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