Seit mehr als 20 Jahren regt sich in Steglitz-Zehlendorf Engagement für den Klimaschutz. Den Anfang machten Wohnungsbaugesellschaften, bald zogen Bildungseinrichtungen, die Bezirksverwaltung und nicht zuletzt viele Bürgerinnen und Bürger nach. Vieles, was in den frühen Neunzigerjahren und um die Jahrtausendwende in Sachen Energieeffizienz Avantgarde war, ist heute Standard oder sogar schon überholt. Das schmälert die Bedeutung der hier vorgestellten Meilensteine aber überhaupt nicht, sondern zeigt, wie erfolgreich ihre Vorbildfunktion war. Die folgende Chronik erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie ist nur ein Ausschnitt zahlreicher Klimaschutzaktivitäten.
Die Neunzigerjahre
1987–1994
Als noch kaum jemand von Klimaschutz spricht, schreiben die drei Wohnungsbaugesellschaften BBG, BWV und GSW einen Wettbewerb für die ökologische Bebauung einer Brachfläche an der Berliner Straße aus. Die Ende 1992 bezugsfertigen vier- und sechsgeschossigen Gebäude erhalten zusätzliche Fassadendämmung und eine Kombination aus Fußboden- und Radiatorheizung, die aus dem Fernwärmerücklauf gespeist wird. Alle 171 Wohnungen werden mit Wärmemengenzählern ausgestattet, was sich in den folgenden Jahren bei der Senkung der Heizkosten als hilfreich herausstellt. Die Wintergärten werden ausschließlich durch Sonnenbestrahlung geheizt. Um Energie für den Betrieb des Regenwasserkreislaufsystems zu gewinnen, installiert man auf dem Dach des Gemeinschaftshauses ein Windrad und eine Fotovoltaikanlage. 1994 entstehen als experimenteller Teil der Siedlung die sogenannten Solarhäuser an der Wannseebahn, die über Luftkollektoren mit Solarenergie versorgt werden.
1994
Die damals noch eigenständigen Bezirke Steglitz und Zehlendorf ernennen Energiebeauftragte. Diese haben die Aufgabe, den Energieverbrauch in den bezirkseigenen Gebäuden zu reduzieren. Im Lauf der Jahre entwickelt sich ein Energiemanagement daraus. Regelmäßig erscheinen bezirkliche Energieberichte.
Die ehrenamtlichen Umweltbeauftragten der evangelischen Gemeinden im Bezirk rufen den Kirchlichen Arbeitskreis Umwelt in Teltow-Zehlendorf, kurz KAUTZ, ins Leben. Unter anderem erreicht KAUTZ, dass nicht nur alle Gemeindehäuser, sondern auch mehrere hundert Gemeindemitglieder gemeinsam auf Ökostrom umstellen.
1995–1998
Bei der Sanierung der Fünfzigerjahresiedlung Belßstraße/Lüdeckestraße in Lankwitz beauftragt die GSW die Berliner Energieagentur damit, ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk zu errichten, um die 402 Wohnungen mit Strom und Wärme zu versorgen. Diese Umstellung spart jährlich 900 Tonnen CO 2 ein.
1998
Das Bezirksamt errichtet auf dem Dach des Rathauses Zehlendorf eine Solaranlage. Sie ist eine der ersten überhaupt auf dem Dach eines öffentlichen Gebäudes.
1999
Die GEHAG errichtet die Niedrigenergiesiedlung Am Petersberg mit 105 Wohnungen. Sie stellt dabei erfolgreich den Anspruch, den laut damals geltender Wärmeschutzverordnung zulässigen Wärmeverbrauch um ein Viertel zu unterschreiten. Zweischalige Betonwandelemente mit Kerndämmung sorgen für guten Wärmeschutz, thermische Solaranlagen auf den Dächern der 15 Stadtvillen unterstützen Warmwasseraufbereitung und Heizung. Aus dem gleichen Wettbewerb geht die ein Jahr später gebaute Niedrigenergiesiedlung Am Grunewald hervor.
Für die zehn Gebäude des Jugendausbildungswerks Zehlendorf in der Lissabonallee lässt das Bezirksamt ein Nahwärmenetz errichten, das von zwei erdgasbetriebenen Blockheizkraftwerken gespeist wird. Sie ersetzen eine alte Ölheizung; Ersparnis: 44 Prozent CO 2 im Jahr.
Unter dem Titel „fifty-fifty“ initiiert das Unabhängige Institut für Umwelt (UfU) Energiesparprojekte an Schulen im Südwesten. Die Hälfte der eingesparten Energiekosten dürfen die Schulen behalten.
Die Nullerjahre
2000
Als bundesweit erste Klinik lässt sich das Evangelische Krankenhaus Hubertus in Zehlendorf auf ein Energiespar-Contracting ein. Ein Dienstleister investiert rund eine halbe Million Euro in Verbesserungen des Heizungs- und Lüftungssystems und wird mit 80 Prozent der eingesparten Energiekosten belohnt. Bei der Lüftung sinkt der Stromverbrauch um 56 Prozent, bei den Heizungspumpen um 45 Prozent. Das Hubertus erhält für diese Aktivitäten das Siegel „Energiesparendes Krankenhaus“ der Umweltschutzorganisation BUND, das 2006 und 2011 erneuert wird.
2001
Nach der Bezirksfusion von Steglitz und Zehlendorf wird die neue Stelle eines Klimabeauftragten eingerichtet. Seine Aufgabe ist es, über Energiefragen im engeren Sinn hinaus ein Bewusstsein für den Klimaschutz zu schaffen – innerhalb der Verwaltung und bei den Bürgerinnen und Bürgern. Lange Zeit ist Steglitz-Zehlendorf der einzige Bezirk mit einer solchen Stelle.