Kohlendioxidausstoß und Klimaschutzpotenziale im Bezirk

Blick vom Steglitzer Kreisel. Im Vordergrund die Wannseebahn, dahinter das Heizkraftwerk Lichterfelde

Was trägt Steglitz-Zehlendorf zum Klimawandel bei?

Die Bundesregierung hat beschlossen, bis 2020 den Ausstoß von Kohlendioxid (CO 2) und anderen zur globalen Erwärmung beitragenden Gasen um 40 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Um zu entscheiden, welchen Beitrag Steglitz-Zehlendorf dazu leisten kann und muss, hat das Bezirksamt vor einigen Jahren berechnen lassen, wie hoch die CO 2 -Emissionen im Bezirk sind. Im Jahr 2009 kamen auf alle damals 293.725 Bürgerinnen und Bürger jeweils 7,64 Tonnen CO 2. Damit liegt Steglitz-Zehlendorf zwar unter dem Bundesdurchschnitt (9,2 Tonnen CO 2), aber über dem Berliner Durchschnitt (5,4 Tonnen CO 2). Die Gesamtmenge von 2,24 Millionen Tonnen CO 2 im Bezirk entspricht übrigens ungefähr dem jährlichen Treibhausgasausstoß von Haiti (10,3 Millionen Einwohner) oder Sambia (14,5 Millionen Einwohner).

Endenergieverbrauch und CO2-Emissionen nach Sektoren in Steglitz-Zehlendorf

Endenergieverbrauch und CO2-Emissionen nach Sektoren in Steglitz-Zehlendorf

Aus welchen Quellen stammen die CO2 -Emissionen im Bezirk?

Der größte Teil kommt mit 40 Prozent aus der Wirtschaft (Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen). Die zweitgrößte Quelle stellen die privaten Haushalte (35 Prozent) dar, gefolgt vom Verkehr (24 Prozent). Der Rest stammt von kommunalen Gebäuden. Noch ist Strom der Energieträger mit dem höchsten CO2~ -Ausstoß pro Kilowattstunde. Allerdings ist die Energiewende bei Strom im vollen Gange anders als bei der Wärmeerzeugung: Hier spielen die erneuerbaren Energien eine noch viel zu kleine Rolle. Auch im Verkehrssektor, wo Benzin und Diesel als Antrieb dominieren, ist eine Abkehr von den fossilen Brennstoffen nicht in Sicht.

Das Klimaschutzziel von Steglitz-Zehlendorf

Auf Basis des Energieverbrauchs und der Emissionen des Jahres 2009 hat das Bezirksamt zwei Szenarien berechnen lassen. Das sogenannte Referenzszenario beschreibt die Entwicklung bis 2020, die eintritt, wenn keine zusätzlichen Anstrengungen zum Klimaschutz unternommen werden. In diesem Fall ist mit einer jährlichen Minderung des CO 2 – Ausstoßes von 0,57 Prozent zu rechnen, die im Wesentlichen dem technischen Fortschritt geschuldet ist. Das sogenannte Klimaszenario geht dagegen davon aus, dass ambitionierte, aber realistische Maßnahmen in den Sektoren Wirtschaft, private Haushalte, Verkehr und kommunale Gebäude die Energieeffizienz erhöhen und die Treibhausemissionen damit stärker reduzieren, nämlich um 1,5 Prozent jährlich. Die Pro-Kopf-Emissionen würden damit bis 2020 auf 5,93 Tonnen CO 2 jährlich sinken. Dieses Ziel macht sich der Bezirk Steglitz-Zehlendorf in seinem Klimaschutzkonzept zu eigen, denn um das bundesweite Klimaschutzziel zu erreichen, führt kein Weg an einer deutlichen Effizienzsteigerung vorbei.

Endenergieverbrauch und CO2-Emissionen nach Sektoren in Steglitz-Zehlendorf

CO2-Einsparpotenziale in Tonnen nach Sektoren im Bezirk. Quelle: Klimaschutzkonzept Steglitz-Zehlendorf

Klimaschutzpotenzial der privaten Haushalte

In den privaten Haushalten sind die größten Effizienzsteigerungen beim Heizen möglich und nötig, vor allem durch Gebäudesanierung, Kesseltausch oder den Einsatz erneuerbarer Energien. Daneben gibt es eine Reihe von Maßnahmen, die mit keinen oder nur geringen Investitionen verbunden sind: Haushaltsgeräte mit hoher Effizienz einsetzen, Beleuchtung mit Zeitschaltern und modernen Leuchtmitteln versehen und nicht zuletzt den Standby-Betrieb von Fernseher, Computer und anderen Elektrogeräten auf ein Minimum beschränken. Zusammen mit weiteren Maßnahmen können die privaten Haushalte gegenüber 2009 fast 200.000 Tonnen CO 2 jährlich einsparen.

Klimaschutzpotenzial der Wirtschaft

Der Industrie- und Dienstleistungssektor kann mit etwa 260.000 Tonnen eingespartem CO 2 -Ausstoß jährlich den größten Beitrag zum Klimaschutz in Steglitz-Zehlendorf leisten. Auch hier bestehen die wirksamsten Effizienzsteigerungen aus Gebäudesanierung, Kesseltausch und effizienter Beleuchtung. Handel, Forschung, Kliniken und andere Dienstleister können zudem mit sparsamen Bürogeräten, optimierter Raumlüftungstechnik, effizienten Kühlgeräten und mit Kraft-Wärme-Kopplung Energie effizienter nutzen. Für die den Bezirk eher am Rande prägenden Handwerks- und Industrieunternehmen ergänzen effiziente Dampf- und Heißwassererzeuger, effiziente Trockner und ein moderner Maschinenpark die Liste der wirksamsten Maßnahmen.

Klimaschutzpotenzial im Verkehr

Verlagern und verbessern so lassen sich die wirksamsten Klimaschutzmaßnahmen im Verkehr beschreiben: Wenn mehr als bisher mit Pkw oder Motorrad zurückgelegte Wege auf Bus, Bahn, Fahrrad und Füße verlagert werden und gleichzeitig spritsparende Kraftfahrzeuge eine größere Rolle spielen, ist in Steglitz-Zehlendorf eine Einsparung von rund 42.000 verkehrsbedingten Tonnen CO 2 jährlich möglich.

Klimaschutzpotenzial bei kommunalen Gebäuden

Mit einer Einsparung von etwas mehr als 5.300 Tonnen CO 2 jährlich ist das Effizienzsteigerungspotenzial bei den vom Bezirk verwalteten öffentlichen Gebäuden zwar geringer als in den anderen Sektoren. Aufgrund ihrer Vorbildfunktion sind die Maßnahmen des Bezirks aber von besonderer Bedeutung. Das gilt für die Gebäudesanierung und -technik genauso wie für Kraft-Wärme-Kopplung, zeitgemäße Beleuchtung und stromsparende Bürogeräte.

Gute Ausgangsbedingungen

Die Entwicklung zwischen 2003 und 2009 zeigt, dass die im Steglitz-Zehlendorfer Klimaschutzkonzept gesteckten Ziele realistisch sind: In dieser Zeit ging der Endenergieverbrauch um 2,8 Prozent zurück, obwohl im Bezirk sowohl die Wohnbevölkerung (um 1,8 Prozent) als auch die Zahl der hier arbeitenden Beschäftigten (um 4,1 Prozent) zunahm. Am meisten Energie konnten die Bezirksgebäude einsparen (11,4 Prozent). Negativ ist jedoch der Trend im Verkehrssektor mit einer Zunahme der CO 2 -Emissionen um 9,4 %.
Bei den erneuerbaren Energien muss Steglitz-Zehlendorf den Vergleich mit den anderen Bezirken nicht scheuen: Innerhalb der Bezirksgrenzen stehen mehr als 1.500 Solaranlagen, das entspricht ungefähr 12 Prozent des gesamten Bestands in der Stadt. Mit mehr als 9.000 Quadratmetern installierter Fläche Solarthermie liegt der Bezirk berlinweit an dritter Stelle hinter Treptow-Köpenick und Pankow (Stand 2013). Zudem werden in Steglitz-Zehlendorf mehr als 300 geothermische Anlagen betrieben.
In Vorbereitung ist eine aktuelle CO 2 -Bilanz für den Bezirk, die zeigen wird, inwieweit die Klimaschutzanstrengungen Früchte tragen.

 Blick vom Schlachtensee auf das bewaldete Seeufer

Welche Rolle spielt der Wald beim Klimaschutz?

Als waldreicher Bezirk verfügt Steglitz-Zehlendorf mit rund 1.140 Hektar von Grunewald und Düppeler Forst über eine erhebliche CO 2 -Senke, binden die hiesigen Bäume doch rund 320.000 Tonnen CO 2. Wenn man davon ausgeht, dass ein Hektar Wald je nach Zustand und Bewirtschaftung pro Jahr zwischen 1,2 und fünf Tonnen CO 2 neu aufnehmen kann, bräuchte der Bezirk jedoch eine eigene Waldfläche von rund 700.000 Hektar, um bei jetzigem CO 2 -Ausstoß klimaneutral zu sein. Das entspricht etwa der dreifachen Fläche des Saarlands. Mit anderen Worten: Der Wald im Berliner Südwesten hilft zwar beim Klimaschutz, er kann Maßnahmen zur Effizienzsteigerung und Energieeinsparung aber nicht ersetzen.

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Downloads

  • Klimaschutzkonzept -Langfassung

    Das Klimaschutzkonzept des Bezirks: Wie Steglitz-Zehlendorf seinen Beitrag zum Klimaschutz leistet

    PDF-Dokument (3.3 MB)
    Dokument: Koordinationsstelle Klimaschutz Steglitz-Zehlendorf