Protestmusik

„Die Kunst als Selbstzweck und rein ästhetischer Kunstgenuß wird scharf abgelehnt.“
Hanns Eisler
Protestmusik

Nadine Wölk: Stunned II [HH//G20, Schulterblatt X] 2017

Musikfest Protestmusik

Stritt man sich noch im 19. Jahrhundert darüber, ob „ernste“ Musik überhaupt ein Programm enthalten dürfe, so gab es spätestens mit dem Beginn der (Musik-) Moderne im 20. Jahrhundert keinen Zweifel mehr darüber, dass Musik ein Politikum ist. Sei es Schönberg, der noch zu Beginn des Ersten Weltkrieges prophezeite, dass mit dem Sieg Deutschlands die Welt gezwungen sei, sich der Größe der einzig wahren deutschen Musik zu unterwerfen, oder aber Ravel und Debussy, die, weitaus weitsichtiger, bereits in Kompositionen wie „Le Tombeau de Couperin“ (komponiert 1914-17) die Barbarei der ersten großen europäischen Tragödie lamentierten.

Das Musikfest „Protestmusik“ des Fachbereichs Kultur spannt dabei einen noch viel weiteren Bogen, vom musikalischen Protest gegen den Krieg (Erster und Zweiter Weltkrieg, Vietnam, Afghanistan) über eine Kirchenmusik, an der die sozialen Bewegungen ihrer Zeit nicht vorbei gegangen sind, bis hin zu aktuellen Protestbewegungen.

Programm

Samstag, 1. Oktober, 18 Uhr
Bergstrom-Kollektiv – Black Angels
George Crumbs “Black Angels” trägt als Datum “Friday the Thirteenth, March 1970 (in tempore belli)”, also Freitag der Dreizehnte, März 1970, in Zeiten des Krieges. Es ist eine Reaktion, oder auch ein Lamentio, auf den Vietnamkrieg, voll mit christlicher Ikonografie, Klängen des Krieges und des Untergangs. Aufgeführt wird dieses komplexe Werk von dem Bergstrom-Kollektiv aus Erfurt.

Samstag, 1. Oktober, 19.30 Uhr
Patchwork – Das könnte den Herren der Welt ja so passen
Die 60er waren das Jahrzehnt der Bürgerbewegungen, für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden. Aber nicht nur im Kunstlied oder Rock’n Roll fand dieser Protest seinen musikalischen Ausdruck, sondern auch in der Kirchenmusik. Musiker der Band “Patchwork” stellen die Lieder vor, mit denen die bis heute bestehende Gattung des “neuen Geistlichen Liedes” ihren Anfang nahm.

Sonntag, 2. Oktober, 18 Uhr
Lisa Ströckens und Felix Römer – Protestmusik in Oper, Lied und Gedicht
Musik war schon immer ein Mittel zum Protest. Aber war es beispielsweise bei der Französischen Revolution noch das einfache Volk, welches die Lieder geschrieben und gesungen hat, so ist spätestens mit dem ersten Weltkrieg der musikalische Protest auch in der “ernsten” Musik angelangt. Die Sopranistin Lisa Ströckens und der Pianist Felix Römer nehmen das Publikum mit auf eine Reise durch die Protestmusik des frühen 20. Jahrhunderts, mit Werken von Eisler, Korngold, Weil und vielen mehr.

Sonntag, 2. Oktober, 19.30 Uhr
Lauratibor-Kollektiv – Wem gehört Lauratibor
Musikalische Formen des Protests sind keineswegs nur in den 20ern oder 60ern relevant gewesen. Auch heute noch ist Musik eine der wichtigsten künstlerischen Ausdrucksformen für Protest. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist die Berliner Protestoper “Lauratibor”, welche im Sommer 2021 als Demonstration in der Reichenberger Straße in Kreuzberg uraufgeführt wurde, um gegen Verdrängung, Mieterhöhung und Wohnungslosigkeit zu protestieren. Mitglieder aus dem Lauratibor-Kollektiv stellen diesen Prozess vor, zunächst mit einem Live-Auftritt, gefolgt von einer Gesprächsrunde mit dem Publikum sowie Robin Jennes, der dieses Musikfest kuratierte. Im Anschluss wird ein Ausschnitt aus dem Film zur Oper gezeigt, der am 13.09.2022 seine Premiere feierte.

Konzeption: Robin Jennes

Plakat Protestmusik

Samstag, 1. Oktober und Sonntag, 2. Oktober 2022
Schwartzsche Villa, Großer Salon
Eintritt: frei
Veranstalter: Fachbereich Kultur Steglitz-Zehlendorf
Infos: 030 902992302

Veranstalter: Fachbereich Kultur, Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf

Pressekontakt
Robin Jennes
E-Mail
Telefon+49 30 90299 2214