FRANEK – The Spirits of Vanishing Animals. Die Rote Liste

FRANEK: Riesenalk, 2023

The spirits of vanishing BIRDS, Riesenalk, 2023, Mischtechnik auf Holz, 90 x 65 cm

Galerie Gutshaus Steglitz

Eröffnung: Donnerstag, 10. Oktober, 19 Uhr, in Anwesenheit der Künstlerin
Begrüßung: Tim Richter, Bezirksstadtrat für Bürgerdienste und Soziales (tbc)
Einführung: Dr. Brigitte Hausmann, Kuratorin, Leitung Fachbereich Kultur Steglitz-Zehlendorf

In den 1980er Jahren stieß FRANEK auf die Rote Liste gefährdeter Tiere der International Union for Conservation of Nature and Natural Ressources (IUCN). Daraus entstand in den letzten Jahren ein umfangreicher Komplex aus Malereien, übermalten Radierungen und Zeichnungen auf Schiefertafeln. Dargestellt sind Tiere, die bedroht oder schon ausgestorben sind. Eine ausgeprägte Affinität der Künstlerin zu nicht-menschlichen Wesen belegen bereits Kindheitszeichnungen. Spätere Begegnungen beispielsweise mit Kojoten beeindruckten sie tief und ebenso Grenzüberschreitungen zwischen Fauna, Flora und Mensch in Ritualen und Mythen indigener Kulturen und im Alten Ägypten. Viele Werke aus früheren Dekaden spiegeln diese Stoffe und die Auseinandersetzung damit wider.

The spirits of vanishing BIRDS, Riesenalk, 2023, Mischtechnik auf Schieferziegel, 45 x 23,5 cm

The spirits of vanishing BIRDS, Riesenalk, 2023, Mischtechnik auf Schieferziegel, 45 x 23,5 cm

Seit 2023 porträtiert FRANEK in der ihr eigenen großzügigen und raschen Malweise Vögel der Roten Liste in ihrer Eigenart, sei es ein farbenprächtiges Gefieder wie beim Wiedehopf, sei es ein auffallend langer Schnabel wie beim Brachvogel, Charakteristika, die sich im Laufe der Evolution entwickelten und in ihrer phantastischen Vielfalt und hinreißenden bis absonderlichen Schönheit Staunen machen und verzaubern. Eine Reihe von Bildern zeigt die Vögel in Kommunikation und in Interaktionen mit Mischwesen aus Mensch und Pflanze. Die Künstlerin, der auch die volkstümliche europäische Sagenwelt nicht fremd ist, bezeichnet diese Fabelgeschöpfe als Alraunen. Wegen ihrer anthropomorphen Wurzel und ihrer psychoaktiven Substanzen wurde dieses Nachtschattengewächs als rätselhafte, koboldartige Kreatur gesehen. Die Verflechtung von Mensch und Pflanze speist sich bei FRANEK einerseits aus diversen magischen und spirituellen Anschauungen und andererseits visualisiert sie in der Konstellation mit den Vögeln in märchenhaft-poetischer Weise die Symbiose und Sympoiesis der Lebewesen, wie sie in Wissenschaft und Philosophie etwa Bruno Latour, James Lovelock, Lynn Margulis oder Donna Haraway vertreten.

The Spirits of Vanishing Animals ist ein Hymnus an die Natur und mehr noch ein Requiem. Davon künden schlichte, von Gebrauchsspuren geprägte Schiefertafeln, deren Form an Grabsteine gemahnt. Sie tragen feine Zeichnungen von Vögeln der Roten Liste und dazu handschriftliche Notizen über ihre Ausrottung bzw. ihren Gefährdungsstatus. Den Säugetieren widmete FRANEK einen Zyklus, für den sie vorhandene Radierungen zum Thema Vergänglichkeit als Malunterlage verwendete. Ruinen und die liegende Tote im Vordergrund siedeln die Tiere in einer untergegangenen Kultur an. Die Werkgruppe insgesamt, die nun erstmals in einer von Brigitte Hausmann kuratierten Auswahl präsentiert wird, ist ein work in progress, eine Fortschreibung ungeheurer Verluste.

FRANEK (Jg. 1939) ist Malerin, Zeichnerin, Grafikerin. Plastiken, Fotos, Filme und Aufzeichnungen ergänzen ihr Werk. Das 3-bändige Werkverzeichnis ist in den letzten Jahren im DISTANZ Verlag erschienen. Sie hatte zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, in Berlin zuletzt 2021/2 in der Berlinischen Galerie.

Zur Ausstellung erscheint die Edition FRANEK – The Spirits of Vanishing Animals. Die Rote Liste (Auflage 200, nummeriert und signiert, VK 35,-€).

Rahmenprogramm

Mittwoch, den 30.10.2024

  • 17:45 Uhr Ausstellungsrundgang mit FRANEK
  • 18:30 Uhr Künstlerinnengespräch
    FRANEK und Antje Majewski, moderiert von Michaela Nolte

Donnerstag, den 23.01.2025

  • 12–14 Uhr Mitmach-Kunstaktion für Kitagruppen/Schulklassen: Trefft die Künstlerin FRANEK in ihrer Ausstellung im Gutshaus Steglitz und wählt ein Tier von der Roten Liste bedrohter Tierarten aus. Danach seid ihr dran: Lasst eurer Kreativität freien Lauf und stellt das Tier dar. Ihr könnt malen, zeichnen, kneten oder am Computer gestalten – alles ist erlaubt! Und das Beste: Am Donnerstag, 20. Februar 2025 von 12–14 Uhr könnt ihr eure Werke der Künstlerin präsentieren. Seid dabei und helft mit, auf bedrohte Tiere aufmerksam zu machen! Wir freuen uns auf euch und eure kreativen Ideen!
Johannes Vogel

Prof. Johannes Vogel, Ph.D.

Donnerstag, den 30.01.2025

  • 18:15 Uhr Ausstellungsrundgang mit FRANEK
  • 19:00 Uhr Vortrag: Leben mit Natur?
    Prof. Johannes Vogel, Ph.D., Generaldirektor des Museums für Naturkunde Berlin, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung, und Professor für Biodiversität und Wissenschaftsdialog an der Humboldt-Universität zu Berlin
    Als renommierter Botaniker und Leiter eines der bedeutendsten Naturkundemuseen weltweit bietet Prof. Johannes Vogel einzigartige Einblicke in die Herausforderungen und Chancen im Umgang mit der Natur.
    „Die Mensch-Natur-Balance ist die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Die biologische Vielfalt ist ernsthaft bedroht und der Verlust der Natur gefährdet ein gutes Leben von Menschen auf dieser Erde. Wie beim Klima stehen Wirtschaft, Wissenschaft und Politik bei der Suche nach Lösungen in der Pflicht. Ohne die Mitwirkung der Bürger und Bürgerinnen ist eine Wende aber nicht zu schaffen. Sie sind potenzielle Beteiligte an der Forschung, sie sind Verbraucher, Wähler und der Souverän, dem die Politik in der Demokratie Rechenschaft ablegt.“ (Prof. Johannes Vogel)
Bernard Vienat

Bernard Vienat

Mittwoch, den 19.2.2025

  • 18:30 Uhr Vortrag: Reconnecting Earth – Naturbezüge in der bildenden Kunst
    Bernard Vienat, Direktor von art4biodiversity gUG, des Vereins art-werk in der Schweiz und der Biennale reconnecting.earth, Kurator und Forscher im Bereich Kunst und Ökologie
    Bernard Vienat versteht Kunst als Katalysator der Vorstellungskraft, der zu nachhaltigem Denken und Handeln inspiriert. Seine Projekte verbinden Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft, indem sie unterschiedliche Gruppen zusammenbringen und neue Verknüpfungen schaffen.
    „Die Kunst eröffnet Räume für transformative Ideen und Handlungen. Sie bindet Gemeinschaften, regt Dialoge an und zeigt Wege auf, wie wir gemeinsam eine nachhaltigere Zukunft gestalten können.“ (Bernard Vienat)
    Nach der Begrüßung durch Christine Nippe folgt eine kurze Fragerunde mit Fragen aus dem Publikum.

Ausstellung

Laufzeit: 11. Oktober 2024 – 2. März 2025
Öffnungszeiten: Mo–So 10–18 Uhr
geschlossen jeden 1. Dienstag im Monat und
24. – 26.12., 31.12.2024, 01.01.2025

Pressematerial zur Ausstellung

logo-koga-bkf-senkultgz-bastz

Galerie Gutshaus Steglitz

Mo–So 10-18 Uhr
jeden 1. Dienstag im Monat geschlossen