Auszug - Obdachlosigkeit - u. a. Kältehilfe  

 
 
Öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales
TOP: Ö 3
Gremium: Soziales Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 10.02.2016 Status: öffentlich
Zeit: 16:33 - 18:37 Anlass: ordentlichen
Raum: Sitzungszimmer 202
Ort: Rathaus Spandau, 2. Etage
 
Wortprotokoll

 

BzStR Bewig führt einleitend aus, dass Frau Schumann (Leiterin der Fachstelle für Wohnungslosenhilfe und Wohnungsnotfälle, Geschütztes Marktsegment) anwesend ist und zum Thema Obdachlosigkeit Ausführungen machen wird sowie Herr Kroggel, der ein Projekt vorstellen möchte.

Die Arbeitsgruppe hat aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen viel zu tun. Es wurden personelle Verbesserungen herbeigeführt, die aber noch besser für die Zukunft greifen müssen.

Die Schwerpunktaufgaben sind die sozialpädagogische Betreuung von Mietschuldnern (monatlich werden dabei 240 Beratungen durchgeführt), die sozialpädagogische Beratung (etwa 329 pro Monat) für die Erlangung von Wohnraum und die Unterbringung (sog. 67er Maßnahmen). Dafür werden im Haushalt 1,4 Millionen Euro ausgegeben.

Des Weiteren wird das ganze Themenfeld Entscheidung über Anträge auf Übernahme von Schulden bei Vermietern oder Energieversorgungsunternehmen in der Arbeitsgruppe bearbeitet sowie das Thema Geschütztes Marktsegment. Dabei geht es um die Betreuung der Mieterinnen und Mieter.

Die Unterbringungssituationen werden zunehmend schwieriger. Die Tagessätze liegen für die Unterbringung bei 12 Euro bis zu 40 Euro. In der Wohnungslosenstatistik von Mitte 2014 bis Ende 2015 gab es eine Steigerung von der normalen Obdachlosigkeit, außerhalb der Kriegsflüchtlinge und anderen, von 450 auf 650, davon Kinder unter 18 Jahren ca. von 34 auf 50.

Das oberste Ziel der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist der Erhalt des Wohnraums und eine ganz klare Sensibilisierung für Lösungen bei Familien mit Kindern.

 

Herr Kroggel erläutert, dass die Sozialberatung Beratung + Leben eine Einrichtung der Diakonie ist und von ihm in Spandau geleitet wird.

Diese gliedert sich in 3 Bereiche. Die allgemeine Sozialberatung, die Schwangeren- und Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle und dem neuen Projekt Spandau wohnt.

Bei dem Projekt geht es um die präventive Mietschuldner- und Energieschuldnerberatung. Da wird mit der Sozialen Wohnhilfe eng verzahnt gearbeitet.

Zur Information liegt der durchschnittliche Mietpreis in Berlin Netto kalt bei über 8 Euro. Der höchste Angemessenheitswert der AWO liegt bei 5,73 Euro. Auch in Spandau wird es schwierig unter 6 Euro eine Wohnung zu finden.

Für bestimmte Personengruppen, insbesondere Personen mit einer schlechten Schufa; Personen in Hartz IV oder im Sozialhilfebezug, Personen mit psychischen Auffälligkeiten und grundsätzlich auch junge Menschen in Ausbildungssituationen, ist es sehr schwierig eine Wohnung zu finden, wenn sie erstmal eine verloren haben.

Der Bereich der allgemeinen Sozialberatung hatte schon immer mit Mietschuldnern zu tun. Mehrere Jahren wurde für die GSW eine Auftragsarbeit der Mietschuldnerberatung durchgeführt, die Ende letzten Jahres endete.

Das neue Projekt Spandau wohnt setzt bei dem Ziel an, dass man nicht auf der Straße lebt, sondern wieder eine Wohnung hat oder erhält und verhindert, dass der Wohnraum verloren wird.

Mit den Kollegen der Sozialen Wohnhilfe wurde abgesprochen, dass in den Schreiben an die Mietschuldner auf die Beratungsstelle hingewiesen wird. Es erfolgt, in einem abgesprochenen Verfahren, eine Rückmeldung, wer in die Beratungsstelle angekommen ist.

Im letzten Jahr, nach der Übergabe der GSW zur Deutschen Wohnen, wurden damit angefangen die Zahlen zu notieren. Es gab 60 Personen, die im Rahmen der Miet- und Energieschulden zur Beratungsstelle kamen. In diesem Jahr wurden von Januar bis heute ca. 56 Fälle (11 Energieschuldner, ca. 43. Mietschuldner) gezählt, davon im Moment um die 20 % per Zuweisung durch die Soziale Wohnhilfe.

Mit der Sozialen Wohnhilfe wurde verabredet, dass ein Belegungssystem über das Internet eingeführt wird. Im Rahmen dieses Buchungssystem ist es möglich, Menschen in die Beratungsstelle zu vermitteln. Die Beratungsstelle kommuniziert aufgrund des Datenschutzes nur mit Einwilligungserklärung der Betroffenen.

Die Beratungsstelle steht in einem engen Verbund mit dem Jobcenter und ist als Ombudsstelle anerkannt.

 

Frau Schumann erläutert die Erfahrungen im Umgang mit den Betroffenen und führt aus, dass keine gesonderte Statistik darüber geführt wird, wie viele Menschen nicht auf die erwähnten Anschreiben reagieren. Es kann aber gesagt werden, dass immer wieder zu beobachten ist, das Menschen nicht reagieren, weil die Anzahl derer die an Depressionen und Angsterkrankungen erheblich zugenommen hat. Man ist dazu übergegangen, mit der Möglichkeit der Kapazitäten, einen bestimmten Personenkreis (Menschen über 60/65 Jahren und Haushalte mit Kindern) primär aufzusuchen.

In Bezug auf die Unterbringung von Familien mit Kindern, steht das bezirkseigene Familienobdach in der Mittelstraße zur Verfügung, das voll belegt ist und von der Ausstattung her suboptimal ist. Ansonsten stehen im Rahmen eines Pensionsangebotes eines privaten Betreibers 5 Wohnungen zur Verfügung, die ebenfalls belegt sind. Aktuell können zwei Familien nicht versorgt werden, die sich vorübergehend privat behelfen konnten und in Pensionen außerhalb Spandaus untergebracht wurden. Dabei handelt es sich um 2 Zimmer für eine 4-köpfige Familie und 2 Zimmer für eine 3-köpfige Familie. Es ist nicht einschätzbar, wie lange es dauern wird, bis eine familiengerechte Unterbringung zur Verfügung steht.

Gleichzeitig sind die Möglichkeiten neue Wohnungen zu vermitteln sehr eingeschränkt, weil zum einen die GSW als Anbieter weggefallen ist und zum anderen das Unternehmen Deutsche Wohnen sich erstmal selber finden muss.

 

In der umfangreichen Aussprache, an der sich BzStR Bewig, die Bezv. Müller, Kleineidam, Gorski, Kosiol, die Bgd. Gruhn beteiligen, werden die Nachfragen zu fehlenden Wohnraum für bestimmte Altersgruppen, Familien mit Kindern und drohende Obdachlosigkeit von BzStR Bewig, Herrn Kroggel und Frau Schumann beantwortet.

 

Herr Kroggel verteilt an die Mitglieder des Ausschusses Flyer der Immanuel Beratung Spandau.

 

Zum Thema Kältehilfe führt BzStR Bewig aus, dass in der Herberge zur Heimat 10 Plätze zur Verfügung stehen mit der Option auf weitere 10 Plätze aufzustocken. Im Dezember lag die Belegung bei 47 % und im Januar bei 62 %.

Bei der Kältehilfe für Frauen in der Galenstraße werden 15 plus 3 Plätze zur Verfügung gestellt, bei rund 10 bis 13 Belegungen pro Nacht.

 

An der anschließenden Erörterung beteiligen sich BzStR Bewig, die Bezv. Kosiol, Müller, Kleineidam, Gorski, Harju und Herr Fischer.


 
 

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