Drucksache - 1528/XX  

 
 
Betreff: Geschichtliche Aufarbeitung zum Namensgeber der Woermannkehre
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:GrüneBildung, Schule und Kultur
Verfasser:Dr. Hoffmann, ChristianSchulze, Karsten
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme - SB
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Vorberatung
30.10.2019 
40. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin überwiesen   
Ausschuss für Haushalt, Wirtschaft, Verwaltung und Gleichstellung Ausschussberatung
06.01.2020 
35. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Haushalt, Wirtschaft, Verwaltung und Gleichstellung vertagt   
21.04.2020 
38. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Haushalt, Wirtschaft, Verwaltung und Gleichstellung Telefonnr.: 030 5679 5800 Deutschland Meeting-ID: 750 8111 6573 Passwort: 128589 vertagt   
08.06.2020 
40. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Haushalt, Wirtschaft, Verwaltung und Gleichstellung ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur Ausschussberatung
11.08.2020 
42. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Kultur vertagt   
01.09.2020 
43. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Kultur ohne Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Bezirksverordnetenversammlung Beschluss
23.09.2020 
50. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin vertagt   
03.11.2020 
51. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin (offen)     
11.11.2020 
Fortsetzung der 51. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin vertagt   
25.11.2020 
52. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin (offen)     
02.12.2020 
Fortsetzung der 52. öffentlichen Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin vertagt   
20.01.2021 
53. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin vertagt   
27.01.2021 
54. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin (offen)     
03.02.2021 
Fortsetzung der 54.öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln von Berlin ohne Änderungen in der BVV beschlossen   

Beschlussvorschlag
Anlagen:
Antrag
Überweisung BSK ff, HWVG
Ausschuss HWVG vertagt 1
Änderung des Antragstellers
Ausschuss HWVG vertagt 2
Ausschuss Beschluss HWVG
Ausschuss BSK vertagt 1
Ausschuss Beschluss BSK
Beschlussempfehlung vertagt 1
Beschlussempfehlung vertagt 2
Beschlussempfehlung vertagt 3
Beschlussempfehlung vertagt 4
Beschluss

Der Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur empfiehlt der Bezirksverordnetenversammlung die Annahme des Antrages in folgender Fassung:

 

Der mitberatende Ausschuss für Haushalt, Wirtschaft, Verwaltung und Gleichstellung empfiehlt dem federführenden Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur die Annahme des Antrages in folgender Fassung:

 

Änderung des Antragstellers

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird gebeten, im Rahmen eines Dialogprozesses mit Bürger*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen eine geschichtliche Aufarbeitung des Straßennamens „Woermannkehre” zu initiieren. Als Ergebnis dieser Aufarbeitung soll noch in dieser Amtsperiode eine den historischen Kontext erläuternde Texttafel oder Stele in der Straße aufgestellt werden, an deren Entwicklung zivilgesellschaftliche Gruppen mit dekolonialer Ausrichtung und Historiker*innen beteiligt werden. Auch in der Straße ansässigen Unternehmen soll Gelegenheit gegeben werden, sich am Aufarbeitungsprozess zu beteiligen. Eine in diesem Zusammenhang eigentlich gebotene Umbenennung der Straße zugunsten einer Schwarzen Person aus dem antikolonialen oder antirassistischen Widerstand ist aktuell nicht realisierbar, da dies für ein in der Straße ansässiges Unternehmen aufgrund dadurch notwendiger Neuzertifizierung von Produkten zu einer Bestandsgefährdung durch Kosten in Millionenhöhe und nicht abschätzbare Umsatzrisiken führen würde. Das Bezirksamt wird daher gebeten, in jährlichen Abständen mit der Geschäftsführung des betreffenden Unternehmens zu klären, ob die oben genannten Risiken nach wie vor bestehen. Wenn dies nicht mehr der Fall sein sollte ist eine Umbenennung der Straße nach den o.g. Kriterien zeitnah zu realisieren.

 

Begründung: Namensgeber der Neuköllner Woermannkehre ist der Kaufmann und Reeder Adolph Woermann (1847-1910). Er führte die Reederei seines Vaters und damit zusammenhängend den Handel mit afrikanischen Kolonien fort. Im Zuge dessen etablierte er die „Woermann-Linie“, die eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen Deutschland und Westafrika unterhielt und ein zentrales Symbol des deutschen Herrschaftsanspruchs über Teile Afrikas bildete bis weit über das Ende der formalen Kolonialherrschaft hinaus. Zudem war Woermann nicht zuletzt als profitierender Unternehmer ein überzeugter Befürworter des deutschen Kolonialismus. Er setzte sich massiv für die deutsche Beteiligung am Kolonialwettlauf der europäischen Staaten ein u.a. auf der sogenannten Berliner Kongo-Konferenz. In den Kolonien wiederum war Woermann bekannt für die Brutalität seiner privaten "Schutztruppen" und für die rücksichtslose Ausbeutung der Arbeiter*innen auf seinen Plantagen in Kamerun sowie in seinem Zwangsarbeitslager im heutigen Namibia. Und ohne die außerordentlich effiziente wie für ihn profitable Organisation des deutschen Truppentransports wäre der Genozid an den Herero und Nama nicht möglich gewesen. Dass der Bezirk Neukölln und die Stadt Berlin Woermann heute noch immer mit einem Straßennamen würdigen, ist ein unhaltbarer Zustand.

 

 

Änderung des Antragstellers

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird gebeten, im Rahmen eines Dialogprozesses mit Bürger*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen eine geschichtliche Aufarbeitung des Straßennamens „Woermannkehre” zu initiieren. Das Ziel soll die kritische Auseinandersetzung mit der Namensgebung und eine Umbenennung der Straße sein. Die Chance der Umbenennung soll genutzt werden, um eine Schwarze Person - insbesondere eine Frau - des antikolonialen oder antirassistischen Widerstands in Afrika oder Deutschland zu würdigen. Zeitnah soll eine die Umbenennung erläuternde Texttafel oder Stele in der Straße aufgestellt werden, an deren Entwicklung zivilgesellschaftliche Gruppen mit dekolonialer Ausrichtung und Historiker*innen beteiligt werden. Den in der Straße ansässigen Unternehmen soll Gelegenheit gegeben werden, sich am Aufarbeitungsprozess zu beteiligen. Besondere rechtliche Gegebenheiten der Unternehmen, die sich auf ein Umbenennungsverfahren auswirken können, sollen angemessen berücksichtigt werden. Falls die Umbenennung der Straße nachweislich eine existenzielle Gefährdung anliegender Firmen (z.B. durch drohenden Verlust notwendiger Lizenzierungen/Zertifizierungen) verursachen könnte, ist dies, z.B. in Bezug auf den zeitlichen Ablauf, zu berücksichtigen. Das Bezirksamt wird zudem gebeten zu prüfen, wie eine Umschreibung der Papiere für die Gewerbetreibenden effizient, kostengünstig oder kostenlos ermöglicht werden kann.

 

Ursprung: Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird gebeten, im Rahmen eines Dialogprozesses mit Bürger*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen eine geschichtliche Aufarbeitung des Straßennamens „Woermannkehre” zu initiieren. Das Ziel soll die kritische Auseinandersetzung mit der Namensgebung und eine Umbenennung der Straße sein. Die Chance der Umbenennung soll genutzt werden, um eine Schwarze Person - insbesondere eine Frau - des antikolonialen oder antirassistischen Widerstands in Afrika oder Deutschland zu würdigen. Zudem soll eine die Umbenennung erläuternde Texttafel aufgestellt werden, an deren Entwicklung zivilgesellschaftliche Gruppen mit dekolonialer Ausrichtung und Historiker*innen beteiligt werden. Das Bezirksamt wird zudem gebeten zu prüfen, wie eine Umschreibung der Papiere für die Gewerbetreibenden effizient, kostengünstig oder kostenlos ermöglicht werden kann.

 

Begründung: Namensgeber der Neuköllner Woermannkehre ist der Kaufmann und Reeder Adolph Woermann (1847-1910). Er führte die Reederei seines Vaters und damit zusammenhängend den Handel mit afrikanischen Kolonien fort. Im Zuge dessen etablierte er die „Woermann-Linie“, die eine regelmäßige Schiffsverbindung zwischen Deutschland und Westafrika unterhielt und ein zentrales Symbol des deutschen Herrschaftsanspruchs über Teile Afrikas bildete bis weit über das Ende der formalen Kolonialherrschaft hinaus. Zudem war Woermann nicht zuletzt als profitierender Unternehmer ein überzeugter Befürworter des deutschen Kolonialismus. Er setzte sich massiv für die deutsche Beteiligung am Kolonialwettlauf der europäischen Staaten ein u.a. auf der sogenannten Berliner Kongo-Konferenz. In den Kolonien wiederum war Woermann bekannt für die Brutalität seiner privaten "Schutztruppen" und für die rücksichtslose Ausbeutung der Arbeiter*innen auf seinen Plantagen in Kamerun sowie in seinem Zwangsarbeitslager im heutigen Namibia. Und ohne die außerordentlich effiziente wie für ihn profitable Organisation des deutschen Truppentransports wäre der Genozid an den Herero und Nama nicht möglich gewesen. Dass der Bezirk Neukölln und die Stadt Berlin Woermann heute noch immer mit einem Straßennamen würdigen, ist ein unhaltbarer Zustand.

 
 

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