Auszug - Rundgang und Gespräch mit dem JBA-Projektleiter  

 
 
48. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Schule und Kultur gemeinsam mit der 44. öffentliche Sitzung des JHA
TOP: Ö 2
Gremium: Ausschuss für Bildung, Schule und Kultur Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 11.02.2016 Status: öffentlich
Zeit: 17:00 - 19:20 Anlass: ordentliche Sitzung
Raum: Agentur für Arbeit Berlin-Süd, Raum 741
Ort: Sonnenallee 282, 12057 Berlin
 
Beschluss

Anlässlich dieses Tagesordnungspunktes bittet Herr Förster den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Berlin Süd, Herrn Lehwald, um einige einleitende Worte

 

Anlässlich dieses Tagesordnungspunktes bittet Herr Förster den Vorsitzenden der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Berlin Süd, Herrn Lehwald, um einige einleitende Worte. Dieser begrüßt zunächst alle Anwesenden am zukünftigen Neuköllner Standort der Jugendberufsagentur (JBA). Er hofft, dass die Eröffnung der JBA vor Ort bereits im September 2016 möglich sein wird, was jedoch in erster Linie von der Fertigstellung der Umbaumaßnahmen abhängt. Anschließend erläutert Frau Biernath die zukünftige räumliche Aufteilung der JBA, die im 2.OG des Gebäudes untergebracht wird. Aktuell werden dort die Büroräume hergerichtet. Im Rahmen des folgenden Rundganges haben alle Anwesenden die Gelegenheit, sich einen ersten Eindruck von den Räumlichkeiten im 2. OG und auch vom Berufsinformationszentrum (BiZ) im Erdgeschoss zu verschaffen. Letzteres ist ein wichtiger Baustein im Rahmen der Betreuung der jungen Menschen in der JBA. Hier besteht die Möglichkeit, sich zu Themen rund um Bildung, Beruf und Arbeitsmarkt zu informieren. Auch die Online-Suche nach Ausbildungs- oder Arbeitsstellen sowie das Erstellen professioneller Bewerbungsunterlagen sind im Angebot. Die Informationen sind nach Themen strukturiert und in die vier im Folgenden genannten unterschiedlichen Themeninseln gegliedert: Arbeit und Beruf, Ausbildung und Studium, Bewerbung, Ausland. Die Bewerbungs-PCs sind mit einem Farbdrucker, Scanner und USB-Zugang zum Erstellen, Bearbeiten, Drucken, Scannen und (Online-)Versenden Ihrer Bewerbungsunterlagen ausgestattet. Außerdem gibt es zahlreiche Informationsveranstaltungen in den dafür vorgesehenen Gruppenräumen vor Ort.

 

Im Anschluss an den Rundgang ergänzt Herr BzStR Liecke, dass die Räumlichkeiten in den nächsten Monaten auf die Bedürfnisse der JBA angepasst und entsprechend umgebaut werden. Hierzu gab es im Vorfeld einen umfangreichen Abstimmungsprozess mit allen Partnern. Herr Fundeis berichtet, dass mit der Eröffnung der JBA in Tempelhof-Schöneberg im Oktober 2015 bereits erste praktische Erfahrungen in der Zusammenarbeit der vier Partner gesammelt werden konnten, von denen die folgenden Standorte der JBA profitieren können. Demnächst werden die Standorte in Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick eröffnet. Hinsichtlich der gemeinsamen Arbeit der verschiedenen Partner unter dem Dach der JBA sind viele Prozesse bereits über landesweite Regelungen vorgegeben. So ist sichergestellt, dass die Bündnispartner im Rahmen der Jugendberufsagentur Berlin auf der lokalen schulischen, der regionalen Ebene in den Bezirken sowie der Landesebene nach einheitlichen Standards agieren. Unter Einhaltung der in dieser Vereinbarung beschriebenen, landesweit geltenden Regelungen sowie unter Berücksichtigung bezirklicher Besonderheiten werden die Kooperationsvereinbarungen auf der regionalen Ebene abgeschlossen.

 

Herr Fundeis führt weiter aus, dass sich am Standort Tempelhof-Schöneberg der gemeinsame Empfang, wie er auch am Standort Neukölln geplant ist, bereits bewährt hat. Gleiches gilt für die kurzen Wege für die jungen Menschen zwischen der Berufsberatung und dem Jobcenter. Zur Klärung übergeordneter Abstimmungsbedarfe haben sich regelmäßige Fachkräfte- und Führungskräftebesprechungen als sehr hilfreich erwiesen.

 

Auf Nachfrage von Frau Binder, inwiefern Menschen mit einer Behinderung gleichberechtigt beraten werden, erläutert Herr Fundeis, dass es hierzu detaillierte Regelungen im Prozesshandbuch gibt. Frau Biernath ergänzt, dass Menschen mit einer Behinderung ein Recht auf besondere unterstützende Leistungen haben. Die Entscheidung, ob diese gewünscht sind oder nicht, obliegt jedoch ausschließlich den jungen Menschen bzw. den Eltern. Erste Anlaufstelle für alle jungen Menschen ist die JBA. Frau Vonnekold macht in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass die JBA ihren Erkenntnissen nach nicht für junge Menschen zuständig ist, die nicht innerhalb einer bestimmten Zeit ausbildungsfähig sind bzw. werden. Frau Biernath weist in diesem Zusammenhang auf die Zielstellung der JBA hin. Aufgabe der Jugendberufsagentur Berlin ist es, die Zielgruppe zu erfassen, zu beraten und ihr Unterstützung bei der beruflichen Orientierung zukommen zu lassen, damit sie erfolgreich in eine Ausbildung oder ein Studium übergehen. Übergreifendes Ziel der Jugendberufsagentur Berlin ist es, jeden Jugendlichen oder jungen Erwachsenen zu einem Berufsabschluss zu führen. Es macht hierbei wenig Sinn, Jugendliche, die noch nicht ausbildungsreif sind und für die zunächst die intensive Betreuung im „Fallmanagement“ die richtige Unterstützungsstrategie ist, weiterhin eine Berufsberatung anzubieten. Diese jungen Menschen werden dann zunächst von den Spezialistinnen und Spezialisten in der Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter weiter betreut. Diese gemeinsam getroffene Entscheidung wird aber regelmäßig überprüft. Frau Biernath führt in diesem Zusammenhang weiter aus, dass Jugendliche mit einer multiplen Problemlage, wie zum Beispiel Suchterkrankungen, Schulden oder ähnlichem, sehr wohl Klienten der JBA sind. Für diesen Personenkreis gibt es spezielle Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner sowie Förderinstrumente im Rahmen des SGB II und SGB III. Sobald eine Ausbildungsreife hergestellt ist, erfolgt die Integration in ein Ausbildungsverhältnis. Der Jugendamtsdirektor Herr Gladisch macht anschließend deutlich, dass er hier noch Handlungsbedarf sieht und er es als nicht zielführend empfindet, dass die Fallmanager weiterhin im Kindl-Boulevard verbleiben.

 

Frau Klein bittet um Mitteilung, inwieweit junge Menschen mit einem Migrationshintergrund besonders angesprochen werden. Frau Biernath macht deutlich, dass der Migrationshintergrund kein Kategorisierungsgrund im Rahmen der JBA ist. Es gibt mehrsprachige Berufsberaterinnen und -berater an Schulen (BSO, BSO = Berufs- und Studiumorientierung). Auf Elternabenden und in der der Schule wird regelmäßig auf das Angebot der JBA hingewiesen. Die BSO Teams sind extra dafür an den Schulen verortet. Bei Bedarf werden in den BSO Teams Ideen entwickelt, wie zum Beispiel Eltern und junge Menschen erreicht werden können. Hier ist aber auch die Schule in der Pflicht unterstützend tätig zu werden. Frau Böcker- Giannini macht deutlich, dass aus ihrer Sicht der hohe Anteil von Familien mit Migrationshintergrund als Besonderheit in Neukölln Berücksichtigung im Konzept finden sollte. Hierzu führt Herr Fundeis aus, dass es in der Vergangenheit bereits eine umfangreiche Aktion gemeinsam mit dem Türkischen Bund und dem Türkischen Konsulat gab, um Eltern von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu erreichen. Selbst auf Einladung des Konsulats kamen zwar diverse Funktionsträger, nicht aber die Eltern. Auch über Sportveranstaltungen wurde bereits versucht einen Zugang zu der in Rede stehenden Zielgruppe zu bekommen. Die Veranstaltung Kick & Work hat zum Beispiel 2014 erstmalig im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Union Berlin rund um die Ballsporthalle Hämmerlingstraße stattgefunden. Dies ist eine Ausbildungs- und Jobmesse, die ein Sportevent mit beruflichen Perspektiven und der Wirtschaft verbindet. Frau Biernath ergänzt zu diesem Thema, dass die Beraterinnen und Berater in ihrer interkulturellen Beratungskompetenz geschult werden. Herr BzStR Liecke macht abschließend deutlich, dass er sich an dieser Debatte stört. Bei der Betreuung in der JBA sollte nicht der Migrationshintergrund Berücksichtigung finden, sondern der Bildungsstand. Hierfür gibt es bereits festgeschriebene Prozesse für die BSO Teams an den Schulen, um die Fähigkeiten der einzelnen Schülerinnen und Schüler zu erkunden und sie dahingehend in eine Beratung und Betreuung zu führen. Frau Neander ergänzt, dass für jede Schule ein individuelles Konzept entwickelt wurde bzw. wird, das die Besonderheiten vor Ort berücksichtigt.

 

Auf Nachfrage von Frau Böcker-Giannini, ob sich die unterschiedlich hohe Anzahl an Klienten auf die Personalzumessung auswirkt, teilt Herr Fundeis mit, dass die Personalsituation in den verschiedenen Standorten unterschiedlich ist und sich an der Anzahl der zu betreuenden Klienten orientiert. Die Jugendämter haben an allen Standorten dieselbe Anzahl an Stellen erhalten. Neben diesen zwei Stellen, gibt das Jugendamt Neukölln jedoch weitere drei Stellen in die JBA.

 

Frau Gebhardt bittet um Mitteilung, ob die Bewerberzahlen höher sind, als die zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze. Hierzu berichtet Herr Fundeis, dass dies zutrifft. Es werden daher über den Arbeitgeberservice die verschiedenen Unternehmen kontaktiert um zu erfragen, ob die Möglichkeit besteht, zusätzliche Ausbildungsplätze zu schaffen bzw. die Ausbildung im Betrieb anzubieten. Bei seltenen Berufswünschen werden die jungen Menschen auch dahingehend mobilisiert, weitere Wege zum Beispiel nach Brandenburg, für einen Ausbildungsplatz in Kauf zu nehmen. In Brandenburg liegt die in Rede stehende Problematik nicht vor.

 

Herr BzStR Liecke führt auf Nachfrage von Frau Caglar aus, dass selbstverständlich auf bereits bestehende Strukturen im Bezirk aufgebaut wird. Das Neuköllner Netzwerk Berufshilfe wird dahingehend in die JBA am Standort Neukölln eingebunden, als das die Beratungsprojekte und das Bewerbungsmanagement in regelmäßigen Präsenzzeiten die Angebote des Jugendberatungshauses in der Sonnenallee vorgehalten werden und konstruktiv mit den Partnern vor Ort zusammen arbeiten. Die Angebote im Jugendberatungshaus in der Glasower Straße bleiben erhalten und stehen allen Jugendlichen Neuköllns zur Verfügung, unabhängig von der festgestellten Perspektive. Die “nicht vermittelbaren“ Jugendlichen, die beim Fallmanagement des JC verbleiben, stellen damit auch weiterhin eine Zielgruppe für die Projekte des Jugendberatungshauses dar. Jugendliche mit individuellem Unterstützungsbedarf werden, wenn nötig in das Jugendberatungshaus weitergeleitet. Jugendliche, die im Jugendberatungshaus in der Glasower Straße ankommen und die zum Klientel der Jugendberufsagentur gehören, werden dorthin begleitet.

 

In diesem Zusammenhang erinnert Herr BzStR Liecke noch einmal an die Debatte hinsichtlich einer geeigneten Liegenschaft für die Errichtung der JBA in Neukölln. Es wurde seinerzeit deutlich, dass sich im Bezirkseigentum keine geeignete Liegenschaft befindet, um alle erforderlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterzubringen. Auch der für Liegenschaften zuständige Bezirksbürgermeister konnte keinen geeigneten Vorschlag unterbreiten. Mangels bezirkseigener Liegenschaften wurde unter allen Partnern einhellig Einigung darüber erzielt, dass es zum Standort Sonnenallee 282 keine Alternativen gibt.

 

Herr BzStR Rämer berichtet auf Nachfrage von Herrn Hikel, dass die Neuköllner Schulen hinsichtlich der Berufsorientierung unterschiedlich weit sind. Viele Schulen sind zu dieser Thematik bereits sehr gut aufgestellt, andere haben hier noch ein wenig Nachholbedarf. Ob die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft möglicherweise bei Bedarf mehr Personal für die BSO Teams zur Verfügung stellen muss, wird sich in der Umsetzungsphase zeigen. Die BSO Teams rekrutieren sich in weiten Teilen aus bereits derzeit tätigen Berufsorientierern.

 

Frau Binder bittet anschließend darum, allen Ausschussmitgliedern die verschiedenen Unterlagen, Konzepte und Kooperationsvereinbarungen zur Verfügung zu stellen. In diesem Zusammenhang verweist Frau Biernath auf die Internetseite der Jugendberufsagentur Berlin, auf der die in Rede stehenden Verabredungen und Handbücher abrufbar sind. Hinsichtlich der regionalen Kooperationsvereinbarung bittet Herr BzStR Liecke um ein wenig Geduld, da diese erst im Rahmen einer Pressekonferenz im Vorfeld des Fachtags zur Errichtung der Jugendberufsagentur in Neukölln unterzeichnet wird.

 

Nachdem die Fragen der Anwesenden beantwortet sind, bedankt sich Herr Förster noch einmal bei Frau Biernath und Herrn Fundeis für den ausführlichen Bericht und die Möglichkeit des Rundgangs und beendet diesen Tagesordnungspunkt.

3

 

 

 


 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
BVV Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Sitzungsteilnehmer Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

BVV-Büro Neukölln

Zimmer: A 201

Verkehrsanbindungen

Postanschrift

Bezirksamt Neukölln – BVV
12040 Berlin

Sprechzeiten

Montag bis Donnerstag
nach Vereinbarung

an Sitzungstagen des Ältestenrats
geschlossen

an Tagen der BVV-Sitzungen
geschlossen