Bezirksamtsbeschluss 23/21 N

Die Bezirksverordnetenversammlung hat das Bezirksamt gebeten, im Rahmen der bezirklichen Kompetenzen für folgende Punkte Sorge zu tragen bzw. sich bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen:

1. Die Ausstattung der Volkshochschulen soll dahingehend verbessert werden, dass bestimmte Angebote wie z.B. Integrationskurse und ausgewählte Sprachkurse, aber auch Kurse, die der kurz- und mittelfristigen beruflichen Qualifikation dienen, durch digitale Angebote auch in pandemiebedingten Schließzeiten fortgesetzt werden können. Hierfür müssen ausreichend Endgeräte vorgehalten, aber auch Lehrkräfte fortgebildet werden.
2. Gemeinsam mit der zuständigen Senatsverwaltung soll darauf hingewirkt werden, dass der Schulunterricht – zumindest teilweise – mittels einer einheitlichen Plattform digital erteilt werden kann. Hierfür müssen ausreichend Endgeräte vorgehalten, aber auch Lehrkräfte fortgebildet werden.
3. Die Maßnahmen des Digitalpaktes und der Ausbau der entsprechenden Infrastruktur sind weitervoranzutreiben und zu beschleunigen.

Das Bezirksamt berichtet hierzu wie folgt:

Zu 1.: Die VHS Neukölln hat sich bereits seit März 2020 bemüht, schnellstmöglich qualitätsgesicherte Online- bzw. Distanz-Kurse zu realisieren, nachdem die Durchführung von Präsenzkursen ab dem 14.03.2020 erstmalig untersagt worden war.
Insbesondere im Bereich der Deutsch-Mütter-/Elternkurse, der Grundbildung und auch der Deutschkurse für Geflüchtete ist dies innerhalb kürzester Zeit gelungen.
Die vom BAMF geförderten Alphabetisierungs-, Integrations- und Berufssprachkurse durften meh-rere Monate nicht in ein anderes Format als dem Präsenzkurs wechseln. Das BAMF gewährte diese Möglichkeit erst ab Juni 2020 mit zunächst sehr restriktiven und für die VHS Neukölln kaum er-füllbaren Vorgaben. Diese wurden erst zum Ende des Jahres 2020 fallen gelassen. Die VHS Neukölln führte daher erst ab Januar 2021 BAMF-geförderte Kurse auch im Online-Format durch.
In anderen Programmbereichen wurden in 2020 Online-Kurse nach und nach eingeführt. Dies lag insbesondere begründet in der Nicht-Standardisierung der meisten Angebote, den damit verbundenen kleinteiligen Fortbildungs- und Konzeptanpassungsbedarfen sowie in der anfänglichen Skepsis vieler Kursleitenden bezüglich der Möglichkeiten von Online-Formaten.
Alle Kursleitenden der VHS Neukölln wurden von April 2020 an unterstützt, sich selbst fortzubilden und an Fortbildungsangeboten des Servicezentrums der Berliner Volkshochschulen teilzunehmen. Die VHS Neukölln stellte diverse Materialien bereit, beriet die Kursleitenden, ermöglichte Testphasen, in denen Kursleitende sich mit den Möglichkeiten der Online-Lehre vertraut machen konnten und setzte auch finanzielle Anreize.
Parallel bildeten sich auch die fest beschäftigten Mitarbeitenden der VHS selbstständig fort, um die Kursleitenden kompetent beraten und Rahmenbedingungen für die digitale Lehre setzen zu können.
Als Plattformen für Online-Kurse fungieren die vhs.cloud, eine Cloud-Lösung des Deutschen Volkshochschul-Verbands (DVV), und das vhs-lernportal, die Lernplattform des DVV für den Deutsch- und Grundbildungsbereich.
Im zweiten Lockdown seit Dezember 2020 sind Online- und Distanz-Kurse in großer Zahl im Angebot der VHS Neukölln vertreten, und zwar in allen Programmbereichen. Allerdings stellt das vorhandene Angebot nur einen Bruchteil dessen dar, was bis 2019 jährlich an Kursen und Unterrichts-einheiten realisiert worden war.
Zusätzlich wurde im Januar 2021 das Videokonferenz-Tool BigBlueButton in die Lehre eingeführt. Um den Teilnehmenden und Interessierten einen einfacheren Zugang zum Angebot der VHS Neukölln zu gewährleisten, wurde seit Anfang 2020 die Internetpräsenz umfangreich verändert. Die Menüführung ist nun deutlich intuitiver, die Nutzbarkeit der Seite deutlich verbessert.
Die gesamten geschilderten Maßnahmen konnten fast komplett selbst von der VHS gesteuert werden, weshalb sie rasch in die Wege geleitet und umgesetzt wurden.
Aufgrund fehlender Eigenmittel der VHS Neukölln und eines sehr hohen Kosten- und Betreuungsaufwands ist es bislang nicht möglich gewesen, Teilnehmerinnen und Teilnehmern der VHS digitale Endgeräte zur Leihe anzubieten. Lediglich im ESF-geförderten Grundbildungsprojekt „Fit für den Beruf“ konnten einzelnen Teilnehmenden ohne ausreichendes Datenvolumen in den bestehenden Smartphone-Verträgen LTE-Router bereitgestellt werden, damit sie Zugang zu den digitalen Vermittlungsangeboten des Lehrgangs haben.

Zu 2. berichtet die regionale Schulaufsicht: Das Land Berlin bietet den Schulen inzwischen zwei Lernplattformen zur Nutzung an. Es handelt sich um den Lernraum Berlin und die Plattform itsLearning. Darüber hinaus ist es den Schulen freigestellt, andere datenschutzkonforme Angebote zu nutzen.
Inzwischen wurden im Land Berlin für sozialbenachteiligte Schülerinnen und Schüler, die über kein eigenes Gerät verfügen, 51100 digitale Endgeräte für das digitale Lernen zur Verfügung gestellt. Für Lehrkräfte wurden 43000 mobile Endgeräte angeschafft, von denen bereits 20000 verteilt wurden. Für die Beschäftigten wird das Fortbildungsangebot fortlaufend ausgebaut.

Zu 3.: Die Umsetzung des Digitalpakts erfolgt im Schul- und Sportamt weiterhin mit hoher Priorität. Von den zugewiesenen Mitteln in Höhe von 14.713.630 € waren zum Stichtag 30.04.21 bereits mehr als 50 Prozent gebunden.
Bislang wurden an 42 Schulen Server bzw. Serverschränke ausgetauscht, die Kosten betrugen rund 500.000 Euro. Für 47 Schulen wurde eine Netzwerkdokumentation beantragt und bewilligt, die Kosten betrugen ebenfalls rund 500.000 Euro. Für 30 Schulen wurde Präsentationstechnik (Digitale Tafeln/ Boards, Beamer u.ä.) im Wert von insg. rund 200.000 Euro bewilligt. Für 12 Schulen wurden mobile und stationäre Endgeräte (PCs, Dokumentenkameras u.ä.) im Wert von insg. rund 150.000 Euro bewilligt.
Die Umsetzung der Maßnahmen im Rahmen des Digitalpakts erfolgt durch den IT-Beauftragten der Abteilung Bildung, Schule Kultur und Sport. Dieser befindet sich derzeit in Elternzeit und wird im Anschluss in die Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie wechseln. Das Bezirksamt ist bemüht, hier schnellstmöglich eine Nachbesetzung zu realisieren und das Personal im Bereich Digitalpakt aufzustocken, um die weitere rasche Umsetzung zu gewährleisten.

Das Bezirksamt sieht die Drucksache damit als erledigt an.