Wichtig & Aktuell
Integriertes energetisches Quartierskonzept Gropiusstadt

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WARUM DIE GROPIUSSTADT?
Der Bezirk Neukölln hat einen Teil der Gropiusstadt für sein erstes energetisches Quartierskonzept ausgewählt. Die Gropiusstadt befindet sich aktuell in einer Umbruchphase. Zwischen 1962 und 1975 als Stadterweiterung mit knapp 17.000 Wohnungen im Südens Neuköllns errichtet rückt sie mit einer Lebensdauer von mittlerweile über 50 Jahren zunehmend in den Fokus erforderlicher baulicher Modernisierung, Sanierung und vereinzelt auch Umnutzung und Ergänzung. Einst als moderne Siedlungserweiterung entworfen, kann sie die heutigen Ansprüche an ein modernes Quartier nicht mehr immer erfüllen.
Konkurrierende Bedürfnisse
Gleichzeitig steht die Gropiusstadt beispielhaft für den Zielkonflikt der aktuell die Stadtgesellschaft beschäftigt. Einerseits erfordern die zunehmend unübersehbaren Folgen des Klimawandels ein rasches Handeln. Ein bevorzugtes Handlungsfeld ist hierbei die Dämmung der Bestandsgebäude. Im Falle von Mietwohnungen können hierdurch aber hohe Modernisierungsumlagen entstehen, die schlimmstenfalls zur Verdrängung von Mietenden führen können. Die Lösung dieses Zielkonflikts ist essentiell um eine sozialverträgliche energetische Modernisierung zu gewährleisten.
Klimaschutzmaßnahmen als Querschnittsaufgabe
Doch auch der öffentlichen Hand kommt in zunehmenden Maß eine wichtige Rolle bei der Bewältigung des Klimawandels zu. Der meiste Verkehr spielt sich im öffentlichen Raum ab, so dass hier neue Mobilitätskonzepte ermöglicht werden können. Öffentliche Einrichtungen können eine Vorbildwirkung z.B. bei der technischen Ausstattung einnehmen, Grünflächen der sommerlichen Hitze entgegenwirken oder zur Grundwasserregeneration herangezogen werden, die Liste ließe sich noch fortsetzen. Im Ergebnis steht fest, dass einerseits ein Rahmenplan nötig ist der alle Maßnahmen bündelt und nach Synergien sucht, aber auch das die Aufgaben Klimaschutz und Klimaanpassung als Querschnittsaufgabe immer enthalten sind.
Das Förderprogramm
Aufgrund des Querschnittcharakters der aktuellen städtebaulichen Entwicklungen in der Gropiusstadt hat sich der Bezirk Neukölln entschlossen den angedachten Rahmenplan mit einem energetischen Quartierskonzept zu verzahnen und ein integriertes energetisches Quartierskonzept für die geschichtsträchtige Großwohnsiedlung „Gropiusstadt“ erstellen zu lassen. Gefördert wird das energetische Quartierskonzept durch das KFW-Förderprogramm 432: „Energetische Stadtsanierung“.
Das integrierte energetische Quartierskonzept soll, unter Berücksichtigung städtebaulicher, baukultureller, wohnungswirtschaftlicher und insbesondere sozialer Aspekte, die technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenziale im Quartier aufzeigen sowie kurz-, mittel- und langfristige Möglichkeiten zur Reduzierung der CO2-Emissionen definieren. Das Konzept soll hierbei auf der räumlichen Ebene des Quartiers zusammen mit Betroffenen, Eigentümerinnen und Eigentümern sowie Fachverwaltungen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung und Verbesserung der Wohnsituation für Einwohnerinnen und Einwohner aufzeigen sowie einen sozialverträglichen Klimaschutz ermöglichen, der alle Möglichkeiten einer CO2 Reduktion auslotet – statt nur in Kategorien der Gebäudedämmung verhaftet zu sein.
Verzahnung mit Zukunft Stadtgrün
Hierbei werden auch die bestehenden Überlegungen aus dem Programm “Zukunft Stadtgrün“ insbesondere der Maßnahmenliste und dem Quartiersmanagement aufgenommen und bestehenden Projektideen konkretisiert und ergänzt. Da das energetische Quartierskonzept sich nicht nur mit rein energetischen Fragen beschäftigt, haben wir es „integriertes energetisches Quartierskonzept“ genannt.
Klimaneutrales Berlin und das Sanierungsmanagement im Bezirk Neukölln
In konkreten Zahlen wird die Zielstellung eines klimaneutralen Berlins bis 2045 mit folgenden langfristigen Zielwerten formuliert: Die Gesamtsumme der CO2-Emissionen soll im Vergleich zu 1990- bis zum Jahr 2030 um mindestens 70%,
- bis 2040 um mindestens 90% und
- bis 2045 um 95% reduziert werden.
(Quelle: Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetz – EWG Bln GVBl. 2021, 989; In Kraft getreten am 10.09.2021)
Das integrierte energetische Quartierskonzept ist die Grundlage für ein nachgelagertes Sanierungsmanagement, welches ebenfalls durch die KFW gefördert wird und vom Bezirk Neukölln beantragt werden soll. Ziel des Sanierungsmanagements ist es möglichst viele Maßnahmen aus dem Konzept in die Umsetzung zu bringen und mögliche Fördermittel für die Umsetzung zu identifizieren.