Bericht des RKI zum Covid-19 Cluster veröffentlicht

Pressemitteilung vom 02.03.2021

Zwischen dem 13. und 26. Juni 2020 hat das Gesundheitsamt Neukölln mehrere Häuserblöcke unter Quarantäne gestellt, nachdem eine hohe Zahl von Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 erkannt wurde. Das Vorgehen hat teils heftige Kritik ausgelöst. Viele Aspekte des Vorgehens des Bezirks wurden vom Robert-Koch-Institut (RKI) in seinem Bericht zum Ausbruchsgeschehen positiv bewertet.

Der Bericht bewertet diverse Ansätze der vom Gesundheitsamt getroffenen Maßnahmen als beispielhaft für vergleichbare Lagen und bezieht sich damit ausdrücklich auch auf die soziale Unterstützung der betroffenen Personen.

Laut RKI ist der Ausbruch in Neukölln durch die hohe Zahl betroffener Kinder und Jugendlicher gekennzeichnet. Fast die Hälfte (47%) der bestätigten Fälle waren Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Dadurch war eine starke Verbreitung des Virus über Gemeinschaftseinrichtungen wie Schulen und Kitas im besonders betroffenen Sozialraum zu befürchten.

Dies konnte durch das Handeln des Gesundheitsamtes verhindert werden. Bis zum 01.07.2020 wurden im Rahmen der Ausbruchsuntersuchung 1.027 Personen in den vom 13.06.2020 bis 26.06.2020 quarantänisierten sieben Häuserblöcken erfasst. Für 730 (71%) von diesen lag mindestens ein SARS-CoV-2 Testergebnis vor, 109 (15%) Personen wurden mindestens einmal positiv getestet. Der Anteil positiver Testergebnisse variiert stark zwischen den einzelnen quarantänisierten Häuserblöcken und lag in der Spitze bei 26%.

Parallel zu den notwendigen sozialräumlichen Eindämmungsmaßnahmen hat das Bezirksamt Neukölln mit verschiedenen Partnern wie Sozial- und Jugendhilfeträgern und auch dem THW Neukölln soziale Unterstützungsmaßnahmen ergriffen. Darunter Angebote der Kinderbetreuung und die Versorgung mit Lebensmitteln und Waren des täglichen Bedarfs.

Das RKI hat in seinem Bericht Empfehlungen zu internen Abläufen wie der Datenzugänglichkeit und Datenauswertung im Gesundheitsamt getroffen. Diese Empfehlungen sowie der angeregte Austausch mit anderen von vergleichbar gelagerten Ausbrüchen betroffenen Gesundheitsämtern werden vom Gesundheitsamt Neukölln weiterverfolgt. Das noch nicht abgeschlossene Infektionsgeschehen wird vom Gesundheitsamt weiter eng begleitet. Dazu wird eine allgemeinmedizinische Beratung vor Ort durch das Gesundheitsamt und ein eigens eingerichtetes Interkulturelles Aufklärungsteam (IKAT) des Bezirksamtes angeboten.

Gesundheitsstadtrat Falko Liecke: „Unsere Maßnahmen in dieser außergewöhnlichen Lage waren umstritten. Aber sie waren richtig. Trotz teilweise fehlender Kooperationsbereitschaft, trotz einem tief sitzenden Misstrauen gegenüber Behörden und trotz erheblicher sprachlicher und kultureller Barrieren konnte eine Verbreitung des Virus über die betroffenen Wohnblöcke hinaus verhindert werden. Durch die sozialräumliche Eindämmung konnten zudem Schulschließungen mit über 10.000 betroffenen Haushalten und bis zu 18.000 Eltern vermieden werden.

Gleichzeitig konnten wir die Einschränkungen für die Bewohner der betroffenen Häuser gering halten und Absperrungen, Polizeikontrollen und andere tiefe Eingriffe in die Freiheit der Menschen weitgehend vermeiden.

Neukölln hat in einer einzigartigen und bedrohlichen Lage Entschlossenheit aber auch Fingerspitzengefühl und Solidarität gezeigt. Mein Dank richtet sich an alle, die dazu beigetragen haben.“

RKI-Bericht, Seite 22:
„Das Quarantänemanagement fanden wir in vielen Bereichen der Situation angepasst und ggf. für zukünftige ähnlich gelagerte Ausbrüche richtungsweisend.“

RKI-Bericht, Seite 20:

„Generell waren viele Aspekte des Quarantänemanagements durch das GA Neukölln, ohne großes Polizeiaufgebot, mit sozialdienstlicher Unterstützung und mit dem Ziel der Aufklärung im Sinne der Partizipation und im Hinblick auf das Vermeiden von Konfrontationen mit den Betroffenen ausgezeichnet.“