Einladung zum Pressegespräch
am Freitag, 31.08.2012 um 11 Uhr im Schloss Britz, Alt-Britz 73, 12359 Berlin
Marc Chagall
Originalgraphiken aus 7 Jahrzehnten
vom 01.09.2012 bis 06.01.2013
mit
Sonja Kramer
Geschäftsführerin Schloss Britz
Aneta Brinker
Kunsthistorikerin
Berni Fetzer, Galerie Fetzer, Sontheim
Leihgeber
Schloss Britz präsentiert das graphische Œuvre aus 7 Jahrzehnten eines der berühmtesten Maler seiner Zeit. Eine Auswahl von rund 100 Werken aus der Sammlung der Galerie Fetzer, Sontheim, zeigt die verschiedenen Schaffensperioden Marc Chagalls (1887-1985), der vor 125 Jahren in Russland geboren wurde.
Chagalls Lithographien gehören zu den großartigsten Erscheinungen des 20. Jahrhunderts. Auf Schloss Britz sind Originalgraphiken aus den umfangreichen Zyklen zur Bibel, Radierungen zu Gogols „Die toten Seelen“, die berühmten Lithographien „Arabische Nächte“, „Daphnis und Chloe“, handkolorierte Radierungen zu Fabeln von La Fontaine, die „Paris-Reihe“ sowie Themen aus der Zirkuswelt und seine Holzschnitte zu sehen. Die Kuratorin, Aneta Brinker, führt die Besucher systematisch durch verschiedene Themenkomplexe, die in Chagalls Leben eine wichtige Rolle spielten, so dass man dabei dem Künstler so nahe kommt wie in kaum einer anderen Ausstellung.
Die Erinnerungen an die Jugendjahre in seiner russischen Heimat und seine jüdischen Wurzeln durchziehen Chagalls gesamtes Werk. Der Rabbi, der Bauer, Pferd, Esel, Hühner, Fische, der siebenarmige Leuchter und die Geige des Dorfmusikanten finden sich in zahlreichen Bildern wieder. Dabei lösen sich die Figuren von der Erde und fliegen gleichsam durch die Luft. Chagall entwickelte seinen eigenen Stil, der sich keiner Kunstrichtung zuordnen lässt. Zwar gingen die avantgardistischen Bewegungen im Paris der 20er Jahre nicht spurlos an ihm vorüber, aber er setzte sich mit Kubismus und Fauvismus auf seine eigene Art auseinander, vor allem mittels der Motive aus der russischen Heimat.
„Ich entdeckte dort Licht, Freiheit, Farbe, Sonne, Lebensfreude. In Paris angelangt, war ich endlich imstande, die irgendwie lunarische Freude auszudrücken, die ich manchmal in Russland empfunden hatte – die meiner Kindheitserinnerungen an Witebsk. Ich hatte niemals wie die Anderen malen wollen und träumte von einer neuen, sich von allem unterscheidenden Kunst.“
Auch Berlin spielte auf dem künstlerischen Weg Chagalls eine wichtige Rolle. Hier fand 1914 seine erste Einzelausstellung in der Galerie „Der Sturm“ statt. 1922 begann er sich in dieser Stadt in die Kunst der Radierung, des Holzschnittes und der Lithographie einzuarbeiten. Seitdem standen Graphik und Malerei bei Chagall in engem Zusammenhang.
1923 in Paris wurde er von dem Verleger und Kunsthändler Ambroise Vollard mit Illustrationen zu Gogols „Die toten Seelen“ und kurz darauf zu den Fabeln von La Fontaine beauftragt. Die in Gogols Werk enthaltene Lyrik, der Zynismus und der Realismus entsprachen ganz dem Weltverständnis des Künstlers.
Ein wichtiges Thema im Leben und Schaffen Chagalls war das Alte Testament. Die Grundlagen des Chassidismus wie die allumfassende Liebe, Fröhlichkeit und intuitive Verbindung zwischen Mensch und Gott spiegeln sich besonders in diesen Bildern wider. Seine Bibelillustrationen enthalten eine universal-humanistische Aussage.
1941 folgte Chagall einer Einladung des Museums of Modern Art in New York und entkam dadurch den Nationalsozialisten im besetzten Frankreich. Im amerikanischen Exil entstand 1948 die aus 13 Farblithographien bestehende Serie „Arabien Nights“ zu vier Erzählungen aus den „Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“. Mit ihnen zog eine Welle märchenhaft orientalischer Phantastik und
Farbigkeit in Chagalls Schaffen ein.
Zurück in Paris begann 1950 die Zusammenarbeit mit dem berühmten Lithographen Fernand Mourlot und dem Drucker Charles Sorlier. In der Folge wurde die Lithographie für Chagall ein selbstständiges, der Malerei ebenbürtiges Ausdrucksmittel. Im Atelier Mourlot entstanden unter anderem die vor Farbe sprühenden Lithographien der Paris-Reihe, „Daphnes und Chloe“ und „Zirkus“.
Chagall wird häufig als der „Maler-Poet“ bezeichnet. Seine unerschöpfliche Schaffenskraft ließ ihn auch Bühnenbilder, Kirchen- und Synagogenfenster und Mosaike entwerfen. Seine eigenen frühen Gedichte illustrierte er 1968 mit Farbholzschnitten. Die in der Ausstellung ausgewählten Holzschnitte behandeln Themen wie Liebe, Einsamkeit, seine Heimat und biblische Ausschnitte.
1985 starb Marc Chagall mit 97 Jahren nach einem reichen künstlerischen Schaffen in St. Paul de Vence.
Geöffnet dienstags bis sonntags von 11.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt: 7 €, erm. 5 €, Kinder bis 12 Jahre frei
Sondertermine für Schulklassen, Tel. 6097923-0 (Kostenbeitrag je 1,00 €)