Drucksache - 2232/V  

 
 
Betreff: Wer duale Ausbildung sucht, soll sie auch erhalten!
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion DIE LINKEBezirksamt Mitte von Berlin
Verfasser:Urchs, Lötzer und die anderen Mitglieder der Frktion DIE LINKE 
Drucksache-Art:AntragVorlage zur Kenntnisnahme
Beratungsfolge:
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
19.12.2019 
33. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin (mit LIVESTREAM und INTEGRATIONSPREISVERLEIHUNG) überwiesen   
Jugendhilfeausschuss Entscheidung
09.01.2020 
39. öffentliche Sitzung des Jugendhilfeausschusses mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
Wirtschaft, Arbeit, Ordnungsamt, Gleichstellung Entscheidung
27.01.2020 
30. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit, Ordnungsamt und Gleichstellung mit Änderungen im Ausschuss beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
20.02.2020 
35. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Änderungen in der BVV beschlossen   
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
17.06.2021 
50. Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin mit Abschlussbericht zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Antrag DIE LINKE vom 10.12.2019
2. BE JHA vom 09.01.2020
3. BE WirArbOrdGlei vom 27.01.2020
4. Beschluss vom 20.02.2020
5. Vzk SB vom 27.05.2021

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

 

(Text siehe Rückseite)


Bezirksamt Mitte von Berlin Datum: 06.05.2021

Jugend, Familie und Bürgerdienste Tel.: 23700

Amt/SE/OE

Bezirksverordnetenversammlung Drucksache Nr.: 2232/V 

Mitte von Berlin


Vorlage -zur Kenntnisnahme-

über Wer duale Ausbildung sucht, soll sie auch erhalten.

Wir bitten zur Kenntnis zu nehmen:

Die Bezirksverordnetenversammlung hat in ihrer Sitzung am 20.02.2020 folgende Anregung an das Bezirksamt beschlossen (Drucksache Nr. 2232/V)

 

1. Gemeinsam mit dem Jobcenter Mitte und der Jugendberufsagentur einen „Runden Tisch duale Ausbildung in Mitte“ einzurichten, der sich kontinuierlich dafür einsetzt, mehr duale Ausbildungsplätze und die erforderlichen Fördermöglichkeiten für junge Menschen in unserem Bezirk zur Verfügung zu stellen, die die Schule verlassen und eine duale Ausbildung suchen. Ziel muss sein, dass alle Bewerber*innen für eine duale Ausbildung diese auch zeitnah erhalten. Gleichzeitig sollte sich der „Runde Tisch“ bemühen, das Interesse an einer dualen Ausbildung schon in den Schulen des

Bezirks zu erhöhen und zu fördern.

 

2. Zu den Beratungen und ggf. Veranstaltungen dieses runden Tisches soll öffentlich geworben werden und alle Unternehmen im Bezirk, ihre Verbände und die Kammern eingeladen werden. Ebenfalls eingeladen werden sollen die Unternehmensnetzwerke im Bezirk, die öffentlichen Unternehmen des Landes und des Bundes, die in Mitte Bezirk vertreten sind, sowie die bezirklichen Einrichtungen, Träger und Ämter.

 

3. Der BVV ist bis auf weiteres jährlich zum 1. Dezember zu berichten, wie viele Jugendliche (geschlechtsdifferenziert) in dem jeweiligen Jahr die Schule verlassen und um eine duale Ausbildung nachgesucht haben und wie viele davon eine duale Ausbildung auch antreten konnten.

 

Das Bezirksamt hat am 11.05.2021 beschlossen, der Bezirksverordnetenversammlung dazu Nachfolgendes als Schlussbericht zur Kenntnis zu bringen:

 

Mit Einführung der Jugendberufsagentur (JBA) Berlin im Bezirk Mitte, ist ein funktionierender Weg gefunden worden, um die Themenvielfalt und Herausforderungen am Übergang Schule-Beruf zu bündeln und aktiv anzugehen. In der JBA Berlin arbeiten gemeinsam unter einem Dach die Akteure Jobcenter, Agentur für Arbeit, Jugendberufshilfe und die BeraterInnen der beruflichen Schulen daran, dass junge Menschen am Übergang von Schule ins Erwerbsleben nicht mehr “verloren“ gehen. Durch die JBA wird jungen Menschen die Angebotsvielfalt der Berufswelt besser veranschaulicht, ausbildungsfördernde Instrumente zielgerichteter angeboten und Unterstützung im Rahmen der beruflichen sowie sozialen Teilhabe geleistet.

In den fest etablierten rechtskreisübergreifenden Fachgremien (2 Mal wöchentl. Jour Fixe, pro Quartal Führungskräftekreis, min. halbjährig Regionaler Koordinierungsausschuss) findet ein kontinuierlicher Fachaustausch u.a. zu den Themen (duale) Ausbildung, Lage am Ausbildungsmarkt, Aktionstagen, Messen, aufsuchenden und sozialintegrativen Angeboten oder sonstigen Angeboten für junge Menschen statt. Dies erfolgt sowohl innerhalb der JBA am Standort Mitte mit allen Partnern, als auch im Tagesgeschäft auf operativer Ebene (z.B. in der Fallberatung) und Netzwerken.

Darüber hinaus ist die JBA Mitte am Stammtisch des Regionalen Ausbildungsverbundes (RAV) Mitte und weiteren bezirklichen Austauschrunden vertreten. Auch der Arbeitgeberservice (AGS) -Ausbildung der Agentur für Arbeit (Agenturbezirk Mitte) nimmt regelmäßig an Terminen von Wirtschaftsverbänden, Kammern und Austauschrunden mit AGn des Bezirks (aktuell z.B. Bayer und BA Mitte) teil und transportiert aktuelles in den JBA Standort Mitte. Die zahlreichen Veranstaltungen wie z.B. der Tag der offenen Tür, Komm auf Tour, Woche der Ausbildung, Nachvermittlungsaktionen werden zielgerichtet beworben und durch die vier JBA-Partner gemeinsam ausgestaltet. Auch die AG JBH nach §78 SGB VIII bietet einen Rahmen für Austausch.  Aufgrund dieser fachlich-strukturellen Weiterentwicklung, sind die Angebote der dualen Ausbildung im Bezirk Mitte bereits sehr gut verortet und kommuniziert.

Die JBA Berlin als strategisch-politische Landesaufgabe verbindet auch auf der Landesebene die unterschiedlichen Akteure/Interessen im JBA Landesbeirat. Neben den Mitgliedern der zuständigen Senatsverwaltungen (SenBJF, SenIAS) sind auch die Handwerkskammer Berlin, Industrie- und Handelskammer Berlin, Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg, der Deutscher Gewerkschaftsbund Berlin-Brandenburg und Landesausschuss für Berufsbildung im Landesbeirat vertreten. Zu den regelmäßigen Gästen zählt u.a. die IHK Berlin.

 

In der JBA werden die jungen Menschen dort abgeholt wo sie stehen. Dies gelingt erfolgreich u.a. durch die rechtskreisübergreifende Fallberatung und aufsuchenden Beratung. Damit das richtige Angebot gefunden wird, arbeitet die JBA immer gemeinsam mit den jungen Menschen und deren Eltern. Hierbei wird sich vorrangig an den Wünschen und Bedarfen, aber auch den Kompetenzen und Voraussetzungen junger Menschen orientiert. Diese sind sehr unterschiedlich und müssen immer individuell betrachtet werden.

Im Bezirk Mitte haben wir an den allgemeinbildenden Schulen ein gutes und breitgefächertes Angebot zur beruflichen Orientierung. Die Angebote zur beruflichen Orientierung beginnen bereits ab der 7. Jahrgangsstufe und finden häufig im Klassensetting statt, wie z.B. die vertiefte Berufsorientierung. Weitere Angebote wie die Berufs- und Studienorientierung (BSO-Teams) sowie Berufsberatung der Agentur für Arbeit sind ein fester Bestandteil an den Schulen.

An den allgemeinbildenden Schulen besteht also derzeit nicht die Sorge, dass zu wenig über die vielfältigen beruflichen Möglichkeiten wie bpsw. zur dualen Ausbildung informiert wird. Hingegen bereitet es mehr Sorgen, dass eine hohe Anzahl von SchülerInnen, die ohne oder mit einem schlechten BBR/ eBBR/ MSA, die allgemeinbildende Schule beenden. In Mitte liegt z.B. der Anteil der SchülerInnen ohne Abschluss deutlich über dem berlinweiten Durchschnitt. Demnach beendeten 12,1% der Schüler/innen (Schuljahr 2018/19) die allgemeinbildende Schule ohne Schulabschluss. Diese SchülerInnen haben es häufig mit sozialer Benachteiligung und/ oder individueller Beeinträchtigung zu tun. Für junge Menschen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf ist die Entwicklung einer beruflichen Perspektive besonders herausfordernd. Bei dieser Zielgruppe ist von multiplen Problemlagen und psychischen Erkrankungen auszugehen. Die Bedarfe haben sich durch die Covid19-Pandemie nochmal verschärft.

 

Im Bezirk Mitte setzt die JBA seit 2017 das Projekt „Individuelle Coaching“ an den allgemeinbildenden Schulen um. Der Schwerpunkt des Projektes liegt bei denjenigen jungen Menschen, die nicht über die beruflichen Bildungsangebote an Schulen erreicht werden und sich unmittelbar im Übergang Schule Beruf befinden. Die Projektteilnehmenden werden individuell und intensiv beraten und ggf. begleitet, um Hemmschwellen im Entwicklungsprozess einer beruflichen Perspektive zu verringern. Aufgabe des Projektes ist es, eine Vertrauensbasis zu diesen jungen Menschen herzustellen, um so die Grundlage zu bilden, auf der wesentliche Hemmnisse abgebaut werden können. Eine weitere Besonderheit und wichtige Funktion des Projektes ist, dass die MitarbeiterInnen auch für die SchülerInnen nach Beendigung der Schullaufzeit den jungen Menschen Unterstützung anbieten. Diese Unterstützung erfolgt flexibel, ganzheitlich und berücksichtigt auch Probleme, wie eine unsichere Wohnsituation, finanzielle Schwierigkeiten und Problemlagen im psychosozialen Bereich. Es muss also stärker dort angesetzt werden, wo der Anschluss nicht gelungen ist bzw. nicht zu gelingen droht. Was wir brauchen ist eine sichere Finanzierung wie für das Individuelle Coaching“.

 

Wir sehen auch die Wirtschaft in der Verantwortung. Eine Öffnung von Wirtschaftsbetrieben als Chancengeber für jungen Menschen mit weniger guten Voraussetzungen, wäre sehr wünschenswert. Es könnte z.B. geprüft werden, ob auch ein individuelles sozialpädagogisches Coaching modellhaft zwischen Wirtschaft-interessierten Betrieben und der Jugendberufshilfe entwickelt/ finanziert werden kann. Ein sehr gutes und innovatives Beispiel ist das Projekt SISA in Kooperation mit der BSR. Das Projekt wird gemeinsam vom Jobcenter und Jugendamt Mitte finanziert und erfolgreich seit vielen Jahren umgesetzt. Dadurch bekommen junge Menschen eine echte Chance auf einen festen Arbeitsvertrag.

Das Lösen der Fachkräfteproblematik in der Wirtschaft und die Produktion von qualifizierten Nachwuchskräften ist also keine Aufgabe, die einseitig bewältigt werden kann.

 

Darüber hinaus werden die ausbildenden Ämter und Organisationseinheiten des Bezirksamtes unter Federführung der Zentralen Ausbildungsleitung im Rahmen von Kooperationen wie ,,Berlin braucht Dich“ Informationsveranstaltungen zu Ausbildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten im Bezirksamt Mitte in entsprechenden Vorbereitungs- und Orientierungsmaßnahmen durchführen und Praktikums- und Hospitationsplätze für die Teilnehmenden anbieten.

Die in Punkt drei genannten Daten werden von der Bundesagentur für Arbeit erhoben und regelmäßig veröffentlicht. Hierzu wurde auch in der Beantwortung der großen Anfrage 2974/V näher eingegangen. Gern wird das Bezirksamt dazu berichten.

A)    Rechtsgrundlage

§ 13.1 SGB VIII

B)    Auswirkungen auf den Haushaltsplan und die Finanzplanung 

  1. Auswirkungen auf Einnahmen und Ausgaben:

Bei einer Platzkapazität im „Individuellen Coaching“ von im Durchschnitt 24 TN und 66,5 Wostd (SozialarbeiterInnen im Projekt) ergeben sich Kosten von ca. 116.000,00 Euro pro Jahr.

Die entsprechenden Kosten sollen den Bezirken auch für die HHJ 2022-2023 von der Senatsverwaltung für Finanzen zur Verfügung gestellt werden.

  1. Personalwirtschaftliche Auswirkungen:

keine

Berlin, den 06.05.2021

Bezirksstadträtin Reiser Bezirksbürgermeister von Dassel

 
 

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