Drucksache - 2639/IV  

 
 
Betreff: Einemstraße nach Gottfried von Einem benennen!
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der CDUFraktion der CDU
Verfasser:Reschke, Schwanhäußer 
Drucksache-Art:AntragAntrag
Beratungsfolge:
BVV Mitte von Berlin Entscheidung
17.03.2016 
48. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin      

Sachverhalt
Anlagen:
1. Antrag
2. in BVV abgelehnt

Die Bezirksverordnetenversammlung möge beschließen:

 

Das Bezirksamt wird beauftragt die Widmung des in Mitte belegenen Teils der Einemstraße von dem kaiserlichen General Karl von Einem in den Komponisten Gottfried von Einem zu ändern und durch entsprechende Hinweisschilder unter dem Straßennamen darauf zu verweisen.

 

Begründung:

Der bisherige Namensgeber ist durch die geänderte Wahrnehmung der deutschen Geschichte inzwischen umstritten. Die Bezirksverordnetenversammlung Mitte hatte deshalb vorgesehen, die Straße umzubenennen. Hierzu wurde auch eine Anwohner­befragung durchgeführt. 94 % der Anwohner, die sich an der Umfrage beteiligt hatten, lehnten eine Umbenennung ab. Derzeit läuft ein Klageverfahren, dessen Ausgang ungewiss ist. Falls der Unterlegene in Revision geht, kann die Angelegenheit noch jahrelang in der Schwebe bleiben.

 

Gottfried von Einem, 24.1.1918 - 12.7.1996 ist ein anerkannter Komponist. Er lebte ab 1937 in Berlin und war 1938 Korrepetitor an der Staatsoper. Wegen seiner Verdienste zur Rettung von Juden wird von Einem in Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern geführt.

 

Es gibt in ganz Deutschland noch keine Straße zu seinen Ehren.

 

In der Umwidmung wird gleichzeitig der Tatsache Rechnung getragen, dass die deutsche Geschichte ebenso wie die Geschichte der Namensträger "von Einem" komplex ist und es selten klare Schwarz-Weiß-Zuordnungen gibt, ob etwas gut oder böse, ehren- oder verdammenswert ist.

 

Die fragwürdige Methode sich mittels der Umbenennung von Straßennamen gleichsam eines ungeliebten Teils der deutschen Geschichte entledigen zu wollen, wäre hier aufgehoben zugunsten eines differenzierten Umgangs mit der Geschichte, der nicht verdrängt sondern die ganze Komplexität sichtbar lässt.

 

Man könnte das mit der Rekonstruktion des Neuen Museums vergleichen, bei der die Spuren der Geschichte nicht vertuscht wurden, sondern als Narben sichtbar geblieben sind und zur Auseinandersetzung einladen.

 

 
 

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