Auszug - 10 Jahre "Kunstverein Tiergarten" - Zur Genesis dieses Führungsmodells einer kommunalen Galerie  

 
 
35. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Bildung, Kultur und Umweltschutz
TOP: Ö 2.1
Gremium: Bildung, Kultur und Umweltschutz Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 10.12.2014 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 20:10 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll

Frau Hoff führt einleitend aus, dass der Bezirk Mitte über drei kommunale Galerien verfügt, die jeweils nicht nur inhaltlich unterschiedlich ausgerichtet sind, sondern sie sind es auch von der Art und Weise, wie sie geführt werden.

 

Zur Galerie Nord Herr Hartmann: Die Galerie Nord wurde 1992 im Ortsteil Moabit gegründet. Da sich Ende 2002/2003 der damalige Leiter, Herr Leontis, beruflich veränderte, hatte die BVV eine Diskussion darüber geführt, ob es auch zukünftig ein sinnvolles Modell sein könnte, die Galerie mit dem fast ausschließlichen Fokus auf Künstler/-innen aus Moabit zu führen. Die BVV gelangte nach ausführlichen Debatten schlussendlich zu der Auffassung, dass es sinnvoll sei, die Galerie über den Stadtteil hinaus attraktiver und interessanter zu machen, ohne deshalb eine Auseinandersetzung mit Werken der Künstler/-innen aus Moabit und Tiergarten außer Acht zu lassen. In einem offenen Verfahren wurden damals unterschiedliche Konzeptionen eingefordert. Nach einem weiteren BVV-Beschluss konnten die inzwischen frei gewordenen Räume der ehemaligen Brüder Grimm-Bibliothek im Erdgeschoss für die Galerie genutzt werden und damit ein Zustand relativer "Unsichtbarkeit" der Galerie in Räumen in der ersten Etage beendet werden. Es folgte eine Umbauphase, in der u.a. der Fußboden neu eingezogen wurde. Im November 2004 fand dann die Wiedereröffnung in den neuen Räumen als klassische kommunale Galerie statt.

Parallel zu den o.g. Diskussionsprozessen hatte sich eine Gruppe von Menschen zusammengefunden, die sich aus Fachleuten und interessierten Bürger/-innen zusammensetzte, die schließlich den Kunstverein Tiergarten e.V. gründeten. Die BVV und das BA haben dann beschlossen, dass die kommunale Galerie nicht mehr vom Bezirk geführt werden und die Trägerschaft offiziell an den Kunstverein Tiergarten e.V. übertragen werden soll. Seit 2006 zeichnet der Kunstverein sowohl für die inhaltliche Ausgestaltung des Ausstellungsprogramms als und für zahlreiche Veranstaltungen im Rahmenprogramm zu den jeweiligen Ausstellungen verantwortlich sowie für die Aktivitäten zur Kunstvermittlung durch Kooperationen mit Schulen im Bereich kulturelle Bildung.

Der Kunstverein besteht zurzeit aus 95 Mitgliedern, die aus höchst unterschiedlichen  Berufs- und Lebenszusammenhängen kommen. Dazu zählen viele Menschen aus dem Kiez, aber auch Menschen aus ganz Berlin sowie internationale Mitglieder.
 

Frau Weißler erinnert daran, dass es seit 2012 immer wieder Diskussionen um Galerieschließungen gab. Man habe sich im Rahmen der Kosten- und Leistungsrechnung die Situation der einzelnen Galerien angeschaut und versucht, sie zu verbessern, indem die Angebotsleistungen der Einrichtung seit Sommer 2012 im Produkt "Eigene kulturelle Angebote" erfasst werden. Begründet hat das Bezirksamt diese Entscheidung damit, dass die Galerie Nord eine dem Gemeinwohl verpflichtete Einrichtung ist, die im Auftrag des Bezirksamtes (kooperatives Regiemodell) handelt und in einer fachlichen Abstimmung mit dem Fachbereich den Betrieb selbst führt. Grundlage dafür ist die fachliche Steuerung durch die Bestellung eines künstlerischen Leiters, der selbständig arbeitet.

Der Bezirk Mitte stellt die Räume der Galerie Nord zur Verfügung, und der Kunstverein Tiergarten erhält eine jährliche Zuwendung in Höhe von 25.600 ? sowie Honorarmittel für das Jahresprogramm in Höhe von rund 14.000 ?. Darüber hinaus trägt das Amt rd. 54.000? Infrastrukturkosten und 6.600 Geschäftsbedarf. Den Kosten von 100.700 ? steht eine Budgetzuweisung in Höhe von 133.860? gegenüber. Der Bezirk erreicht durch dieses Modell einen Budgetgewinn von rd. 33.000 ?.

Das Haus Turmstraße 75, das ja eine Reihe von Einrichtungen beherbergt, so u.a. auch Räume der VHS und der Musikschule, gehört zum Fachvermögen Schule. Das Berlin-Kolleg nutzt noch immer eine Seite des Hauses. Das Amt Weiterbildung und Kultur hat mit Schule eine Verwaltungsvereinbarung hinsichtlich der Nutzung von Teilen des Hauses (Vorderhaus) geschlossen, die auch die entsprechenden Kosten betreffen, die zu Lasten des Budgets von Bildung und Kultur gehen.
 

Herr Draeger möchte wissen, wie lange die Verwaltungsvereinbarung mit Schule läuft und ob sichergestellt ist, dass die Galerie Nord auch nach der Phase der geplanten Umgestaltung der Turmstraße 75 in diesen Räumen verbleiben kann.

 

Frau Weißler teilt mit, dass die Verwaltungsvereinbarung nicht nur für diese Räume gilt, sondern auch für die von der Musik- und Volkshochschule genutzten. Die Verwaltungsvereinbarung stellt sicher, dass der Bereich Weiterbildung und Kultur als Hauptnutzer des größten Teils des Vorderhauses gesichert sei und dafür die anfallenden Kosten übernimmt.

 

Des Weiteren möchte Herr Draeger wissen, inwieweit auf das Konzept zur Umgestaltung der Turmstraße 75 Einfluss genommen werden kann?

 

Frau Weißler teilt mit, dass dies ein kontinuierlicher Prozess ist. Sie wird dem Ausschuss dazu berichten, wenn aus der Phase des Vorstellens von möglichen Varianten die Phase des Präferierens bestimmter Lösungen geworden ist. Derzeit sitzen die verschiedenen Nutzer/-innen zusammen und beraten, wie man das Haus baulich nach außen hin verändern kann, um für alle die höchst unbefriedigende Eingangssituation zu verbessern.

 

Auf die Frage von Herrn Schwanhäußer, ob die Besucher/-innen der Galerie gezählt werden, teilt Frau Weißler mit, dass die Besucher/-innenzahlen in den Galerien bekannt sind, aber in der KLR spielen sie keine Rolle, da für das Budgetergebnis als Produkt die Angebotsstunden/Öffnungszeiten zählen.

 
 

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