Auszug - Aktueller Sachstand Charité  

 
 
9. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Gleichstellung
TOP: Ö 2.3
Gremium: Gesundheit und Gleichstellung Beschlussart: erledigt
Datum: Do, 01.11.2012 Status: öffentlich
Zeit: 18:00 - 19:35 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Sitzungsraum 121
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
 
Wortprotokoll

Herr Dr

Herr Dr. Schenkel (Leiter Hygiene- und Umweltmedizin) führt aus, dass seit dem 07.10.2012 in der Charité ein Stillstand der Infektionskette vorhanden ist.

 

Die Charité hat Fälle aufgegriffen (Besiedlungen/Infektionen) die zeigen, dass es sich um Häufungsgeschehen handelt.

 

Nach heutigem Sachstand sind im deutschen Herzzentrum Berlin ein besiedelter Fall und ein ehemals infizierter Fall vorhanden.

 

In der Charité und im deutschen Herzzentrum Berlin wurden sehr umfangreiche Umgebungsuntersuchungen in Zusammenarbeit mit der Charité Landeslabor Berlin Brandenburg vorgenommen werden. Es wurden über 500 mikrobiologische Beprobungen aus der patientennahen Umgebung von Gegenständen abgenommen. Daraus zeigt sich kein richtungweisender Befund. Insgesamt geht man von einer Verschleppung der Infektionskette innerhalb der Stationen aus.

 

Es wurde ein Vergleich der Stämme angestellt, die von den Firmen dm und Rossmann dem nationalen Referenzzentrum in Bochum zur Verfügung gestellt wurden. Der Stammvergleich hat ergeben, dass die Rossmannstämme und der jetzige Ausbruchsstamm nichts miteinander zutun haben. Deshalb fokussieren sich jetzt die  Bemühungen des Gesundheitsamtes der Landesbehörden und des RKI Ausbruchsteams auf die Verschleppung der Infektionen innerhalb der beiden Kliniken.

 

Es wurde eine Studie vom Robert Koch Institute (RKI) durchgeführt.  Hier stehen Ansprechpartner federführend vom Robert Koch Institut zur Verfügung, die sowohl zu den Eltern von betroffenen Fällen, die teilweise auch entlassen sind, nach Hause gehen, aber auch zu Kontrollelternpaaren deren Kinder nicht infiziert oder besiedelt waren. Ansprechpartner der Charité stehen ebenfalls zur Verfügung.

 

Momentan befinden sich im Virchow Klinikum

 

  • sechs ehemals invasiv, infizierte Kinder in der Charité.

Unabhängig vom Infektions- oder Besiedlungsstatus sind es hochkritische Kinder die Grunderkrankungen haben, teilweise operiert und eine Überlebenswahrscheinlichkeit von unter 10 Prozent haben.

 

  • sieben besiedelte Kinder
  • ein Kontaktkind
  • und 23 nicht betroffene Kinder

 

Über dem Anfangs implizierten Kind, wo die Staatsanwaltschaft auch den Verdacht der fahrlässigen Tötung aufgegriffen hatte, wurde kommuniziert, dass die Überlebenschancen unabhängig vom Besiedlungsstatus etwa bei 50 Prozent liegen. Dieses Kind ist exhumiert wurden. Die Ergebnisse zeigen dass hier keine Infektionszeichen für Serattien vorgelegen haben.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter.

 

Die Charité in Berlin ist das Zentrum mit den frühreifsten und den kränksten Neonaten weit über Berlin hinaus. Die Zuführung erfolgt hier auch aufgrund der zusätzlich zur unreife vorliegenden schweren Grunderkrankungen.

 

Die Letalität (Sterblichkeit) hat bedingt durch den einen Fall nicht zugenommen, jedoch  ist die Krankheitslast durch die Infektionswelle angestiegen.

 

Eine Dienstanweisung liegt nach Kenntnisstand von Herrn Dr. Schenkel derzeit nicht vor. Die Umsetzung der Dienstanweisungen wird in den Zentren unterschiedlich gehandhabt. Zudem bestehen Struktur und Kommunikationsprobleme.

 

In den Kliniken sind umfangreiche Maßnahmen angeordnet worden. Diese werden täglich Vorort durch die Gesundheitsaufseher und Ärzte überwacht. Die Hygiene ist in beiden Kliniken derzeit auf dem höchsten Stand.

 

Die Kliniken sind momentan bundesweit gewarnt davor, dass besonders auf Frühgeborenen Stationen auf die Testung der Serratien geachtet wird. Wobei keine Hinweise vorhanden sind, dass es Streuungsbedenken oder epidemiologische Zusammenhänge gibt.

 

Die betroffenen Stationen gehören derzeit zu den bestüberwachtesten Stationen in Deutschland.

 

Auf Nachfrage eines Ausschussmitgliedes antwortete Herr Dr. Schenkel, dass der Kontakt zu den Personalverwaltungen der beiden Kliniken besteht. Inwieweit Charité Facility Management GmbH (CFM) impliziert ist, sei nicht bekannt. Pro Schicht werden die Pflegesituation, die ärztliche Situation und die Belegzahl dargestellt. Wichtig sei, dass die Maßnahmen Vorort umgestuft und die Infektionskette unterbrochen wird, welches mittlerweile gelungen sei.

 

Ein besonderes Augenmerkmal sind die Patienten aus Libanon, weil auf Hinweis der Senatsverwaltung von diesen Personen besonders antibiotikaresistente Keime angeschleppt werden.

 

Herr BV Gün fragt nach, ob durch das Gesundheitsamt jährlich die Hygienekontrollen im Zuge der Amtsbegehung in fast allen Bereichen erfolgen.

 

Herr Dr. Schenkel antwortet, dass im Falle der Charité und HZB einwöchige Begehungen stattfinden. Insgesamt müssen im Jahr 4400 Krankenhausbetten begangen werden, wobei umfangreiche Berichte zusammengestellt werden. Momenten sei dies jedoch aufgrund der Personalressourcen nicht möglich die Kontrollen in anderen Bereichen voranzubringen. Der Fokus liegt momentan in der Neonatologie.

 

Auf weitere Nachfragen von Hern BV Gün antwortet Herr Dr. Schenkel, dass im Virchow Klinikum die Kellergänge "bei den Begehungen" entsprechend verschmutz waren.

 

Weiterhin führt er aus,  dass das Ausbruchsgeschehen so lange andauert, bis der letzte besiedelte, infizierte oder ehemals infizierte Patient die Station verlassen hat. Anschließend wird ein Sicherheitsraum von etwa 10 bis 14 Tagen in Anspruch genommen. Wenn bis dahin nicht vorfällt, erklärt das Ausbruchsteam den Ausbruch für beendet. Bei den Frühgeborenen die teilweise monatelang auf der Station liegen, bis sie entsprechend reif sind für die Entlassung,  kann sich dies auf ein paar Monate hinziehen.

 

Herr von Bock fragt nach, ob eine Statistik vorhanden sei, indem die Anzahl der Pflegekräfte und Ärzte (am Anfang des Jahres, während der Krise und am Ende des Jahres) aufgeführt sind. Weiterhin führt er aus, dass eine Pflegekraft auf drei "Einheiten" zu wenig sei.

Herr Dr. Schenkel antwortet, dass das 1:3 Verhältnis den Standartfachempfehlungen der neonatoligischen  Gesellschaft entspricht. Die Zahlen die derzeit vorliegen, können momentan nicht akzeptiert werden, deshalb wird Mit Hilfe des Roberts Koch Instituts eine umfangreiche Aufarbeitung mit zeitlichem Vergleich von bis zu zwei Jahren zurück, durchgeführt, welches noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird.

 

Weiterhin teilt Herr Dr. Schenkel mit, dass er die ärztliche Direktion auf die derzeitige Personalsituation angesprochen hat. Im Zuge der täglichen Berichterstattung werden seit Zusammentritt des Ausbruchsteams die Belegungszahl und die Personalsituation beobachtet.

 

Auf eine weitere Frage eines Ausschussmitgliedes antwortet Herr Dr. Schenkel, dass die  Klimatechnik durch die Charité routinemäßig überwacht wird. Die Stabilität der Reinigungskräfte pro Station ist nicht immer gewährleistet, ausgenommen sind die hochgefährlichen Stationen. Es gibt durchaus auch Stationen, die etwas weniger gefährdet sind und häufig über den Personalwechsel klagen.

 

Auf die Nachfrage von Frau BV Briest, antwortet Herr Dr. Schenkel, dass beide Kliniken mündlich hinsichtlich der Hygiene Maßnahmen eingewiesen und die entsprechenden Standarthygieneansprüche der Charité besprochen wurden. Dies wurde zusätzlich mit forttragen des Ausbruchsgeschehens mit rechtswirksamen Bescheid verschriftlicht.

 

Zu den üblichen Maßnahmen zählt die Barrierepflege, Kittelpflege mit Einmalkitteln (welches nach ablegen nicht mehr verwendet werden darf) und die Händedesinfektion. Auf die Händedsinfektion wird momentan strengstens geachtet.

 

Die Hygieneanweisungen gelten für Eltern, Handwerker sowie die Mitarbeiter der Charité. Die Mundschutzpflege und das tragen der Einmalhandschuhe wurden nach intensiven Beratung mit dem RKI zurückgenommen.

 

Das Stillen wurde ausdrücklich nach Desinfektion der Brust erlaubt, weil es der Gesundheit der Kinder zuträglich ist.

 

Herr BzStR Dr. Hanke führt aus, dass das Bezirksamt sich daraus verständigt hat, ein bezirklichen Krisenstab einzurichten, um die Kräfte zu bündeln und um den Hygieneumweltbereich durch verwaltungsmäßige Abläufe zu unterstützen.

 

Von der Senatsgesundheitsverwaltung hingegen wurde die Unterstützung durch die Gesundheitsverwaltung nicht für notwendig angesehen.

 

Den Schutz der Patienten und der Bürger im Gesundheitsbereich zu gewährleisten, kann durch mehr Personal erreicht werden.

 

Abschließend führt Herr BzStR aus, dass die Charité mit einführen der Aufnahmestopp richtig gehandelt hat.

 

 
 

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