Auszug - Zionskirchplatz - Vorstellung der Planungen BE: Bezirksamt Gast: Dr. Jacobs & Hübinger, Büro für Gartendenkmalpflege und Landschaftsarchitektur  

 
 
46. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Natur, Verkehr und Lokale Agenda
TOP: Ö 4.1
Gremium: Umwelt/Natur/Verkehr/Lokale Agenda Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 14.06.2011 Status: öffentlich
Zeit: 17:35 - 19:30 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Der Vorsitzende, Herr Jaath, begrüßt Frau Hübinger vom Büro Jacobs & Hübinger und Herrn Katerbau vom Straßen- und Grünflächena

Der Vorsitzende, Herr Jaath, begrüßt Frau Hübinger vom Büro Jacobs & Hübinger und Herrn Katerbau vom Straßen- und Grünflächenamt.

 

Frau Hübinger teilt mit, das Ihr Büro gebeten wurde, ein gartendenkmalpflegerisches Gutachten zu erstellen. Das Gutachten wurde 2009 fertiggestellt. In einer Bürgerversammlung am 07.05.2009 wurde das Ergebnis in einem Leitplan aufgestellt, wie das Programm für die zukünftige Sanierung und Widerherstellung des Platzes aussehen soll. Danach wurden die BPU erstellt. Die BPU besteht aus zwei Teilen – Grünanlage und Gehwege -. Das Prüfergebnis der BPU liegt seit 2010 vor. Die Planung soll 2011 erfolgen. Die Bauarbeiten sollen in den Jahren 2012/2013 erfolgen.

 

Anschließend zeigt sie anhand einer Powerpointpräsentation die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte des Platzes. Die Zionskirche wurde in den Jahren 1866 bis 1873 als Votivkirche errichtet. Sie ist zurückzuführen auf eine Spende von Kaiser Wilhelm I., der nach einem überstandenem Attentat sich dankbar erweisen wollte und eine Stiftung für eine Kirche in der Rosenthaler Vorstadt machen wollte. Die Kirche wurde auf der höchsten topografischen Erhebung Berlins errichtet mit einer ganz besonderen städtebaulichen Situation. 5 Straße münden auf die ebenmäßige fünfeckige Platzfläche ein. Der Platz selbst wurde noch nicht gestaltet. Der Kirchenbau hatte sich auch aus Geldgründen über 7 bis 8 Jahre hingezogen. Nach der Einweihung der Kirche wurde dann festgestellt, dass der Platz auch gestaltet werden müsste. Der Architekt August Orth hatte eine Platzgestaltung vorgesehen. Diese wurde aber vom Magistrat der Stadt Berlin nicht für gut befunden. Die Kirche selbst hatte kein Geld, um den Platz zu errichten und hat den Magistrat gebeten, die Platzgestaltung zu unterstützen und auch angeboten, unter gewissen Bedingungen öffentlich zu machen. Der Magistrat hat den Platz anschließend selbst hergestellt.
Jetzige Situation stellt sich dar, dass die Kirche unter kirchlicher Verwaltung stehe und der Platz unter kommunaler Verwaltung stehe.
 

Die Kirche wurde 1873 eingeweiht. Der Platz wurde ab 1876 bis 1897 erstellt. Die Gehwege wurden einige Jahre später hergestellt. Der Platz wurde in seiner gesamten Struktur und in seiner städtebaulichen Einrichtung bis hin zu mehreren gestalterischen Elementen erhalten.

Anschließen zeigt Frau Hübinger eine Karte aus dem Jahre 1908 mit der ursprünglichen Gestaltung mit zwei Zugangswegen, einer repräsentativen Vorfahrtsituation vor dem Hauptportal der Kirche und noch 2 Zugangswege auf der hinteren Seite der Kirche auf der Nordseite. Später sind noch 3 zusätzliche Wege hinzu gekommen. Die Platzanlage war funktional so ausgereift, dass sie in dieser Struktur bis in die Kriegsjahre stehen blieb.

 

Anschließend zeigt sie einen Lagepläne von 1878, 1909 und gibt Erläuterungen dazu.

Die Anlage wurde jetzt neu aufgemessen. Man kann die Struktur sehen, die im wesentlichen erhalten ist mit der Vorfahrtsstraße, mit den umlaufenden Wegen. Die seitlichen Zuwege sind allerdings verschoben und verbreitert. Im hinteren Bereich hat es 1941 einen Einbau eines Wasserbassin gegeben, als Feuerlöschteich. Dadurch wurde der gesamte hintere Bereich angehoben. Der direkte Blick auf die Apsis der Kirche wurde damit versperrt. An ihre Stelle wurden die beiden seitlichen Nebenwege errichtet. Die Kirche selbst hatte Kriegsschäden. Danach Vandalismusschäden. Weitere Schäden wurden nicht bekannt. Bei der umgebenden Bebauung gab es relativ wenig Kriegsschäden auf dem Platz selbst.

Die umgebende Wegestruktur wurde aufgeweicht. Es wurden zusätzliche Pflasterflächen angelegt. Der hintere Bereich wurde gepflastert, es wurden Kübel aufgestellt. Es wurden Eingriffe in den 50ger oder 60er Jahre vorgenommen. Unterlagen dazu gibt es leider nicht.

Der erste bewusste gestalterische Eingriff war die Aufstellung den Denkmals Friedrich Bonhoeffer. Der ab 1931 dort auf der Westseite des Platzes wirkte. Seit 2010 steht eine Edelstahlstele zur Erinnerung an die Unterstützung der Oppositionellen Ende der 80er Jahre durch die Zionskirchgemeinde.

 

Anschließend zeigt Frau Hübinger einige Bilder zum Bestand, auf denen deutlich wird, in welchem Umfang die Substanz erhalten ist und welchem Umfang aber auch geschädigt ist. Die Mosaikpflasterflächen, die für Berlin einzigartig sind, gibt es in Berlin in dieser Qualität, in diesem Umfang und in dieser Erhaltung an keiner weiteren Stelle.

 

Die Arbeiten wurden an der Fassade fertig gestellt. Die eigentliche Platzanlage wird erst dann bearbeitet, wenn die Arbeiten an der Fassade fertig gestellt worden sind. Da das jetzt geschehen ist, kann man mit dem Begrünen und mit den Gehwegen beginnen.

 

Anschließend wird der Strauchbestand an der Ostseite gezeigt. Es ist alles zugewuchert. Es gibt keine Beziehung mehr zwischen Straßenraum und zwischen eigentlicher Platzanlage. Es gibt keinen Blickkontakt mehr und die Sicht auf die Kirche auf Augenhöhe ist völlig versperrt.

 

Aufgrund der Bewertung des Bestandes hat das Büro Jacobs & Hübinger einen Leitplan erstellt, der die Richtung für die zukünftige Überarbeitung vorgeben soll. Man würde die Wegegestalt so mit der erhöhten Funktionalität um 1910 wider herstellen. Auch würde man die umlaufende Promenade in ihre ursprüngliche Form wider herstellen. Den Baumbestand würde man ergänzen. Der Raster besteht ursprünglich aus 4 Reihen (die Allee über die Promenade und die Allee über den Gehweg außenseitig zur Straße und innenseitig an der Mauer ). Die Reihe entlang der Mauer würde man nicht wider herstellen. Dort sind die meisten Bäume gefallen und es gibt nur noch sehr vereinzelte Exemplare, die dann zu eng stehen würden. Da ursprüngliche Raster würde man in reduzierter Form wider herstellen. 3 Baumreihen würde man wider herstellen an der Straße. Bei der Promenade würde man beidseitig in weiten Teilen wider herstellen.

Zu den umlaufenden Gehölzflächen teilt Frau Hübinger mit, dass man sie überarbeiten möchte, reduzieren und erneuern möchte. Den Bestand möchte man zurück schneiden und entnehmen und durch niedrig wachsende Gehölze ersetzen, um die Durchsichten auf die hervorgehobenen Fassadenteile der Kirche wieder zu erhöhen. Gleiches würde man auch an den Seiten des Kirchturms wider herstellen. Alle Zugänge würde man stufenfrei und barrierefrei wider herstellen. Bei den längeren Wegen würde man die maximal zulässige Neigung für Rollstühle erreichen.

Der erhaltene Bestand wird gesichert. Er wird ergänzt. Die Störungen werden zurück gebaut und insgesamt wird der Anteil an Grünflächen erhöht. Man habe das bilanziert in Bestandsplan, Leitplan und Bilanzplan. Anschließend zeigt sie den Bilanzplan, der noch gegliedert werden muss. Es wurden die Pflasterflächen zusammen gestellt, die man entsiegeln muss (Seitenbereiche am vorderen Kirchenschiff und im Bereich des Kirchenturms). Es wurden die Pflasterflächen aufgestellt, die hinzu kommen (Traufkante, die um die Kirche gebaut wird). Es muss eine Fläche von mehr als 300 qm entsiegelt werden. Weiterhin habe man bilanziert, wo man Gehölze entnehmen möchte und wo man Gehölze nachpflanzen möchte. Die Gehölzentnahmen gibt es in den Seitenbereichen. Dort werden niedrigbleibende Gehölze gepflanzt. Rd. 330 qm Fläche wird man Pflanzen entnehmen. Neu pflanzen wird man rd. 500 qm. Eine Zunahme der Gehölzfläche wird man von rd. 175 qm haben. Bei den Rasenflächen wird man nur einige wenige Restflächen entnehmen. Man möchte die Rasenflächen erhalten.

 

Es wird aus restauratorischen- oder aus Widerherstellungsgründen keine Baumfällungen geben. Der Baumbestand ist über 100 Jahre alt. Straßenbäume befinden sich in einer befestigten Fläche. Das Bezirksamt Mitte hat aber festgestellt, dass es erhebliche Baumschäden gibt. Deshalb kann es nicht ausgeschlossen werden, dass im nächsten Jahr der eine oder andere Baum gefällt werden muss. Es wird eine Neupflanzung im Anschluss geben.

 

Das Büo Jacobs & Hübinger hat langfristig die zusätzliche Pflanzung von insgesamt 57 Bäumen vorgesehen. Man muss sich aber anschauen, ob eine Neupflanzung in jedem Fall Sinn macht.

 

Die Grünbilanz wird als positiv eingeschätzt.

 

Der Vorsitzende, Herr Jaath, dankt für die Vorstellung und eröffnet die Diskussion.

 

Herr BV Lehmann (Grüne) bezieht sich auf die Rasenflächen und möchte wissen, ob Probleme bei der Verschattung der Rasenflächen auftreten könnten. Anschließend bezieht er sich auf die Baumfällungen und bittet, dass die Bürger/-innen rechtzeitig davon in Kenntnis gesetzt werden und warum die Bäume gefällt werden.

 

Herr BV Dr. Schulze (CDU) erinnert sich an den Baumbestand vor 20 Jahren. Er bittet über die Baumfällungen nachzudenken.

 

Herr BV Hobrack (SPD) fragt, ob die Maßnahmen mit der Kirchengemeinde abgesprochen wurden. Weiterhin fragt er, ob Absprachen mit der Gartenpflege bezüglich der Architektur getroffen wurden, damit man die Kirche wahrnimmt und nicht nur die grüne Insel sehe.

 

Frau Hübinger beantwortet die Fragen wie folgt: Das Verschattungsproblem der Rasenflächen durch den Baumbestand wird es geben. Man kann darauf mit der Auswahl schattenverträglicher Arten und durch eine entsprechende Pflege reagieren. Das Bezirksamt kennt die Kostensituation, wenn es um die Pflege geht. Die Platzanlage ist zwischen der umgebenden Blockstruktur vergeben, die ganz klar auf die Kirche mit den 5 Straßen fokussiert ist. Die Platzgestaltung war auch auf den Kirchenbau ausgerichtet. Die umlaufenden Baumreihen sind offen gelassen worden.

 

Herr BV Greiner (Grüne) bemerkt, dass seine Fraktion keine Baumfällungen aus restaurativen Grünen begrüße. Auch begrüßen sie, dass eine Grünanlage wieder im historischen Bestand wider hergestellt werden soll. Herr Greiner möchte wissen, ob es eine Bestandsaufnahme der Fauna innerhalb der Gehölze gibt. Weiterhin möchte er Auskunft über die Finanzierung der Maßnahmen haben. Herr Katerbau teilt mit, dass es zwei Bauabschnitte gibt – Öffentliche Grün- und Erholungsanlagen  und Straßenland -.Für die öffentliche Grün- und Erholungsanlage sowie für Straßen kommen die Gelder aus dem städtebaulichen Denkmalschutz. Für die Grünanlage werden 625.000,00 € und für den Straßenbereich werden 398.000,00 € zur Verfügung stehen. Beide Bauabschnitte sollen 2012/2013 stattfinden.

 

Herr BzStR Gothe fragt den Ausschuss und den Vertreter der Gemeinde, ob das Bezirksamt eine Bürgerveranstaltung vor Ort durchführen sollte. Herr Jaath teilt mit, dass es keine kritischen Bemerkungen gibt, so eine Veranstaltung durchzuführen.

 

Herr Geiser, Mitglied des Kirchenvorstandes der Gemeinde Sophien, würde es begrüßen, wenn eine Bürgerveranstaltung stattfinden würde und würden es begrüßen, wenn die Gemeinde und die Bürger/-innen regelmäßig über dieses Vorhaben informiert werden. In der öffentlichen Wahrnehmung wird der Platz sehr oft unter kirchlicher Verwaltung gesehen, so dass Ärger und Unzufriedenheit betreffend des Platzes an die Kirchengemeinde herangetragen wird. Man befürchte einen Teil des Bürgerprotestes, der vor der Kirchturmtür abgeladen wird. Herr Geiser begrüßt, dass die Flächen wieder begrünt werden. Gibt aber zu bedenken, dass die jetzt versiegelten Flächen sehr gut genutzt werden (Kirchenfeste, Hochzeiten etc.). Er habe im neuen Konzept größere Quadratmeter für eine öffentliche Nutzung des Platzes nicht gesehen. Es werde schade zu entsiegeln und Rasenflächen entstehen würden, die dann ständig als Veranstaltungsfläche genutzt würden und dementsprechend keine lange Lebensdauer hätte.

 

Frau Hübinger vermittelt, dass es eine faunistische Bestandsaufnahme nicht gäbe. 2009 wurde das Projekt in der Gemeinde vorgestellt. Wenn man an die Detailplanung geht, sollte man sich noch einmal zusammen setzen.

 

Herr BV Koch (SPD) spricht die Situation bezüglich der Pflege durch den Bezirk an und meint, dass eine historisch adaptierte Einfriedung einen höheren Pflegeaufwand erzeugt, als wenn man eine Rasenfläche pflegt. Er fragt, ob man die Pflegefreundlichkeit bedacht habe. Herr Katerbau teilt mit: Wenn man alle Flächen im Bezirk nach einfacher Pflegeerwägungen betrachten würde und eine geartete Extensivrasenfläche um die Kirche schaffen würde, wäre niemanden geholfen. Er geht davon aus, dass Mehraufwand für Pflege notwendig wird. Habe man aber schon einmal die Möglichkeit, über besondere Gelder für den Bezirk etwas zu schaffen, wird man an anderer Stelle möglicher weise etwas Extensives noch extensiver kalkulieren und auch arbeitsplanmäßig bestücken müssen, um hier die 50 Arbeitsstunden im Jahr heraus zu holen. Man habe hier keine Chance. Niemand von den Fach- oder von den Verwaltungsleuten wäre gut beraten zu sagen: aus reinen Kosten- und Pflegegründen lehnt man diese Planung ab. Das wäre für den Bezirk, für die Anwohner/-innen fatal. Man gehe davon aus, diese leicht gesteigerte Pflege schafft, in den Griff zu bekommen.

Frau Hübinger teilt ergänzend mit, dass man versuchen wird, soweit darauf Rücksicht zu nehmen, wenn z. B,. Sträucher nachgepflanzt werden, möglichst Arten gepflanzt werden, die eine bestimmte Höhe nicht übersteigen. Jeder weiß, dass eine Gartenanlage oder eine Grünanlage ohne Pflege nicht leben kann. Gleichzeitig weiß man auch, wie Bezirke kaputt gespart wurden und was in den letzen Jahren alles eingespart wurde.

 

Herr BV Hobrack (SPD) bezieht sich auf den Verkehresraum und möchte wissen, ob die Parkplatzsituation mit betrachtet wird.

Herr Katerbau teilt mit, dass zur Straßenbausituation keine Planungen vorliegen. Auch kann er zum Zionskirchplatz keine Aussage treffen. Frau Hübinger teilt mit dass der Platz als Gesamtes, sowohl der grüne Bereich innerhalb der Ummauerung, als auch die Pflasterflächen wider hergestellt werden. Gleichzeitig werden Gehwegvorstreckungen gebaut, die die Parkplatzsituation regeln Es gibt ein Parkplatzkonzept.

 

Herr Laukant vom Bürgerforum in der Rosenthaler Vorstadt befürwortet die Entsiegelung. Probleme treten auf, wenn keine Wege in direkter Richtung angeboten werden, dann werden sogenannte „Trampelpfade“ benutzt. Er fragt, ob es Ansätze gibt, dies zu verhindern. Frau Hübinger teilt mit, dass die Rasenflächen mit Tiergartenband eingefasst werden sollen.

 

Der Vorsitzende, Herr Jaath, dankt für die Vorstellung und für die Beantwortung der gestellten Fragen.


 

 
 

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