Auszug - Diskussion über Gewalt in Fußballstadien  

 
 
4. öffentliche Sitzung des Sportausschusses
TOP: Ö 2.3
Gremium: Sportausschuss Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 27.03.2007 Status: öffentlich
Zeit: 17:10 - 20:10 Anlass: ordentlichen Sitzung
 
Wortprotokoll
Beschluss

Der Vorsitzende, Herr Reschke, begrüßt Herrn Liesegang

Der Vorsitzende, Herr Reschke, begrüßt Herrn Liesegang.
Herr Liesegang teilt mit, dass dieses Thema dem Deutschen Fußballverband seit 10 Jahren bekannt sei. Auf den Sportplätzen haben hilflose ehrenamtliche Mitarbeitern mit Jugendlichen damit zu tun.
Aktuell gibt es derzeit 2900 Mannschaften. Der Spielbetrieb wird organisiert. 41 Vereine sind im Fußballverband gemeldet. 45 Vereine sind nichtdeutscher Herkunft vom Namen her (Türken, Araber, Italiener, Serben, Kroaten). Der Verband organisiert ca. 1600 Fußballpflichtspiele. Vom 1.8. bis 30.6. organisiert der Fußballverband mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern ca. 32 Tsd. Fußballspiele, ohne Freundschaftsspiele, ohne Fußballturniere, die die Vereine durchführen.
750 Mal wurden Vorfälle gemeldet im Erwachsenenbereich, die die Schiedsrichter geahndet haben. Diese 750 Vorgänge sind aus 367 Spiele hervorgegangen. Der Verband hat 233 mündlich verhandelt. Sorgen machen die Spielabbrüche. 33 Spiele konnten im Erwachsenenbereich nicht zu Ende gebracht werden. Das beinhaltet: Flutlicht ist ausgefallen, Die Mannschaft möchte mit der gegnerischen Mannschaft nicht mehr zusammen spielen, Angriff auf Menschen (Schiedsrichter, Schlägereien unter einander und von außen Eindringende, die auf den Fußballplatz rennen). Sorgen bereitet dem Verband auch Meldungen an Trainerbetreuer. 35 Mal wurde vom Erwachsenenbereich vom Sportgericht gemeldet, dass er versagte.
Zum Jugendbereich teilt Herr Liesegang mit, dass hier mehr Spiele als im Erwachsenenbereich stattfinden. Mit Stand vom 27.3.2007 haben 733 Sportgerichtsverhandlungen aus 458 Spielen. stattgefunden. 262 Mal wurde mündlich verhandelt. Sorgen machen dem Verband das Vorbildverhalten von Trainern und Betreuern.
Der Fußballverband ist seit Jahren mit seiner Beratung und Unterstützung vor Ort. Ein großes Team an Mitarbeitern ist tätig, die die Spiele beobachten.
Der Verband schult Trainer und Schiedsrichter bezüglich diesem Thema und Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Verstärkt wurden auch Elterngespräche durchgeführt.
Eingeführt wurde ein Regelkreschkurs für Eltern und Betreuer. Hier konnten ca. 700 Eltern in den letzten 3 Jahren erreicht werden, um an den Kurs teilzunehmen.

 

Der Fußballverband arbeitet zusammen mit der Polizei, Integrationsbeauftragte des Senats, Sportjugend und Fanprojekt Berlin. Der Fußballverband hat selbst eine Arbeitsgruppe Migration und Integration. Es wurde mit Ehrenamtliche ein Netzwerk in jedem Bezirk gebildet, hier können vor Ort die Vereine angesprochen werden. Herr Liesegang war in der vergangenen Woche in der Fachhochschule der Polizei und hat vor den 45 Präventionsbeauftragten alle Bezirke die Arbeit und die Probleme vorgestellt.

Herr Liesegang regt an und fragt, ob es im Bezirk Mitte die Möglichkeit gibt eine Sozialarbeiterstelle zu installieren und einzurichten, wo die Vereine beraten werden können, damit sie dann nicht mehr ab 17.00 Uhr hilflos sich allein überlassen sind.
2001 hat der Berliner Fußballverband ehrenamtliche Jugendschöffen für 1 Jahr berufen. Diese sitzen beratend beim Sportgericht dabei.

 

Herr BV Löhr (SPD) fragt:

  1. wie oft gab es Spielabbrüche.
  2. kann man präzisieren, ob Schüler den Schiedsrichter angegriffen haben oder haben sich die Schüler verbal daneben benommen.

Herr Liesegang teilt mit: Flutlicht ist 2 Mal ausgefallen. 10 Mal wollte eine Mannschaft nicht mehr spielen. Der überwiegende Teil des Spiels musste wegen körperlicher und verbaler Gewalt abgebrochen werden, weil die Hilflosigkeit der Schiedsrichter vorhanden war.

 

Frau BV Schauer-Oldenburg (Grüne) fragt, ob Zahlen für die einzelnen Bezirke vorliegen.
Herr Liesegang teilt mit, dass es die meisten Zahlen im Männer- und Erwachsenenbereich gibt. Im Jugendbereich hatte Mitte bisher keine Spielabbrüche.

 

Der Vorsitzende, Herr Reschke, bezieht sich auf den letzten Schulausschuss, in dem es um Gewalt an Schulen geht. Er führt aus, dass Gewalt in den einzelnen Bezirken (hier wurde Mitte relativ gut eingeschätzt) gemeldet wird. Herr Reschke fragt, ob hier eine Schwierigkeit für Vereine besteht zu melden. Ist das Bewusstsein schon so weit, je stärker die Meldung, um so besser kann man darauf reagieren. Herr Liesegang bestätigt dies. Er führt aus, dass anhand der vorliegenden Zahlen, die Meldungen immer mehr werden. Der Verband erhält immer mehr Hintergrundinformationen. Auch von Zuschauern erhält der Verband verstärkt Hinweise.

 

Herr BD Ruttke (CDU) bestätigt, dass es beim Spielabbruch Spielberichte gibt; hier muss der Schiedsrichter Bemerkungen schreiben. Der gastgebende Verein muss dann innerhalb von 3 Tagen einen Bericht an den Verband verfassen, wie es zu dem Vorfall gekommen ist. Im Sportgericht wird danach dieser Vorfall behandelt.

 

Herr Schmidt fragt, ob die Vorfälle spielplatzabhängig sind oder gehen sie durch alle Bereiche (Kreis- und Oberliga). Herr Liesegang meint, dass das jeder bestimmen kann. Dabei ist die Oberliga nicht der Bereich. Er führt einen prominenten Fall an, und zwar, Hertha Zehlendorf und 1. Union zwei.
Weiterhin meint er, dass die Platzwartschulung ein Thema für das BA sei.

 

Abschließend fragt der Vorsitzende, Herr Reschke, ob Herr Liesegang die in seinem vorgetragenen Bericht enthaltenen Zahlen wie z. B. Spielabbrüche usw. zur Verfügung stellen könnte.
Frau BzStR´in Hänisch schließt dabei aber aus, dass das Bezirksamt selbst keine Kapazitäten hat, um einen Sozialarbeiter zur Verfügung zu stellen. Sie regt an, dass eher ein Freier Träger im Rahmen der Vergabe der Förderung Jugendhilfe einen Antrag stellt und ein Projekt formuliert und dass das dann in einem Auswahlverfahren mit einbezogen wird. Die Verfahrensabläufe für den nächsten Doppelhaushalt starten jetzt. Bis zum Sommer müssen die Anträge eingereicht werden. Frau Hänisch bittet, nicht zu warten, bis das Bezirksamt irgendetwas auslegt.

 

Der Vorsitzende, Herr Reschke, dankt Herrn Liesegang für den ausführlichen Bericht und für die Beantwortung der Fragen.


 

 
 

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