Auszug - Gesundheitsamt - Personelle Ausstattung - Kinder- und Jugendgesundheit (Einschulungsuntersuchungen, Ersthausbesuche ...) - Status ärztliche Versorgung im Bezirk - Status Sozialpsychiatrischer Dienst - Statusbericht zahnmedizinischer Diest BE: Bezirksamt, Frau Dr. Sissolak, stellv. Leiterin des Gesundheitsamtes; Frau Dr. Petra von Saurma, Leiterin Beratungsstelle für kindliche Frühentwicklung; Frau Maria Komlos, Leiterin KJGD; Herr Thomas-Helmut Lahusen, Leiter Sozialpsychiatrischer Dienst; Frau Dr. Susanne Adib, Leiterin des zahnärztlichen Dienstes  

 
 
28. öffentliche Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit
TOP: Ö 6.1
Gremium: Soziales und Gesundheit Beschlussart: erledigt
Datum: Di, 09.04.2019 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 20:25 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: Sitzungsraum 121
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
 
Wortprotokoll

Frau Komlos, Kinderärztin in der Kinder- und Jugendmedizin und Fachbereichsleiterin im Fachbereich 1, Gesundheitsamt Mitte, berichtet, dass zum Fachbereich 1 der Kinder- und Jugendgesundheitsdienst, der Kinder- und Jugendpsychiatrische Dienst, die Beratungsstelle für frühkindliche Entwicklungsförderung und der Zahnärztliche Dienst gehören.

Sie teilt mit, dass im letzten Sommer der KJGD neu gestartet wurde, nachdem der größte Teil der Abteilung aus der Reinickendorfer Straße zum 1. Juli komplett im Rathaus Tiergarten angekommen war. Sie habe dort zeitgleich die Leitung übernommen. Seit dieser Zeit habe es auch einige neue Stellenbesetzungen gegeben, wie neue Arztstellen und Umstrukturierungen. Man sei jetzt auf einem guten Weg. Es kommen Rückmeldungen, weil es eine Regelmäßigkeit gebe, im Controlling seien die Zahlen besser geworden, man sei von den Arztstellen her besser ausgestattet.
Der KJGD beschäftige sich mit den gesetzlich vorgegebenen Reihenuntersuchungen (Einschuluntersuchungen). Mitte habe 8 Teams, jeweils mit einer ärztlichen Leitung, medizinischen Fachangestellten, Sozialangestellten, Schreibkräften. In den 8 Teams gebe es pro Jahr 3.500 Einschulungsuntersuchungen (von Oktober bis Mai). In diesem Jahr seien es 3.800 Einschulungen. In den Sommermonaten gehe man in die Kitas und mache Reihenuntersuchungen. Es werden 3 1/2 bis 4-jährige Kinder untersucht. Da es in Mitte 319 Kitas gebe, könne man nicht alle schaffen, sie zu besuchen. Einige Teams können nur jedes 2. Jahr eine Kita besuchen. Die Kitareihenuntersuchungen dienen in erster Linie dazu, um eine Frühförderung in der Kita einleiten zu können, um entweder über die Kita, den Hausarzt, Gespräche mit den Eltern zu führen, ob pädagogische Unterstützung, Anbindung an sozialpädagogische Zentren u. ä. möglich sei, dass die Kinder rechtzeitig gefördert werden, bevor sie in die Schule kommen.

Frau Komlos teilt weiter mit, dass täglich Sprechstunden angeboten werden, wo einerseits sämtliche Kinder des Bezirks, die z.B. nicht krankenversichert seien oder bei sonstigen niedergelassenen Ärzten ankommen oder ankommen können, untersucht werden. Es werden Vorsorgen, Impfungen durchgeführt, es werden Gutachten erstellt für die Schule, für Sport, für Förderung und ähnliches. Hinzu komme noch der Kinderschutz. 18 Sozialarbeiter*innen haben einige Zahlen erarbeitet. Sie besuchen Frauen, die geboren haben. Es gebe pro Jahr 4 ½ tausend Geburten in Mitte pro Jahr. Aus personellen Gründen musste man Familien streichen, wo bereits ein Kind geboren wurde. Das Angebot eines Hausbesuches sei freiwillig. Von den tatsächlich besuchten Familien gebe es pädagogische Begleitungsbedarfe. Eltern werden in die Sprechstunde bestellt. Mitte sei ein Zuwanderungsbezirk mit Menschen mit niedrigem Bildungsstand. Die armutsgefährdete Quote sei sehr hoch. ¼ der Bevölkerung in Mitte beziehe ALG II. Bei den unter 15jährigen sei es über 43 %. Das Armutsrisiko betreffe Alleinerziehende und deren Kinder. Diese Klientel werde von den Sozialarbeiter*innen aufgesucht. Rein rechnerisch schaffe man es, 80 % der Eltern von geborenen Kindern anzuschreiben und einen Besuch anzubieten. Ziel sei es, an die 100 % zu kommen und dass auch die Zweitgeborgenen gesehen werden können. Es zählen nicht nur die Hausbesuche, sondern auch die Weiterbetreuung.

Zu den frühen Hilfen teilt Frau Komlos mit, dass die Sozialarbeiter*innen mit verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten. Dazu gehören die Familienhebammen – besonders ausgebildete Hebammen, die auf Honorarbasis arbeiten. Ab 2020 werde man Festeinstellungen machen können.

 

Herr BzStR Gothe fragt nach, worauf das zurückzuführen sei, wenn Hausbesuche angekündigt seien, aber niemand anzutreffen sei. Was könne man dagegen tun? Frau Komlos meint, da es verschiedene Klientel gebe, seien die einen vielleicht weniger organisiert und es gebe analphabetische Eltern. Gleiches Problem gebe es auch bei den Einschulungsuntersuchungen, weil Termine nicht eingehalten werden. Die Frage, ob man daran etwas ändern könnte, glaubt Frau Komlos nicht. Man könnte sich überlegen, ob man auf eine andere Art und Weise Termine kundtun könnte. Es gebe einige Familien, die nichts damit anfangen können. Diese denken, dass Jugendgesundheitsdienst etwas mit Jugendamt zu tun habe und man ihnen das Kind wegnehmen möchte.

 

Der Vorsitzende, Herr Lötzer, bemerkt die fehlenden nichtbesetzen Stellen und weist auf den Bericht von Herrn Dr. Mähl vom vergangenen Jahr hin, wo die gesetzlichen Aufgaben nicht immer erfüllt werden konnten. Er fragt nach, wie viel Personal erforderlich sei, um Kitareihenuntersuchungen und Beratungsangebote bei allen Geburten gewährleisten zu können?

 

Herr BV Kurt (Grüne) fragt nach, ob es Bezirke gebe, die mehr Menschen erreichen? Wie stehe der Bezirk zu den Stadtteilmüttern? Frau Komlos könne keine Zahlen nennen. Teilweise werden nur Angebote an die Eltern geschickt. Sie kenne keinen anderen Bezirk, der so wie Mitte Hausbesuche anbiete.

 

Frau BV Stein (Grüne) fragt nach, wie viele Hebammen es im Bezirk Mitte geben werde? Herr Beyer-Mecklemburg teilt mit, dass es bisher Honorarmittel gab. Man habe feststellen müssen, dass es sich um einen Gesundheitsberuf handele. Es wurde nun zwischen Jug und dem Gesundheitsamt vereinbart, dass Ges die Stellen haben werde. Das Mustergesundheitsamt sehe hier eine Stelle vor. Man werde auch Bundesmittel in Höhe von 90.000 € erhalten. Problem sei, dass man nur jemanden einstellen könne, wenn das Geld sicher vorhanden sei. Es wurde die Lösung gefunden, dass man im Rahmen der Dienstkräfteanmeldung 1,7 Stellen einstellen werde. Man hoffe, die Stellen zu bekommen, weil sie gegenfinanziert werden. Die 1,7 Stellen entsprechen den 90.000 €. Eine Stelle könne man gegenüber der Senatsfinanzverwaltung begründen, weil das Mustergesundheitsamt ein Anliegen des Senats sei. Man hoffe, dass sich das BA dafür entscheide. Einen Teil könne man selbst finanzieren, weil Honorarmittel in den letzten Jahren gegenfinanziert wurden. Der Plan sei, irgendwann ohne Bundeshilfen auszukommen.

Frau Komlos teilt mit, dass im vergangenen Jahr 2 Sozialarbeiter*innen hinzugekommen seien. Eine zusätzliche Arztstelle und 1 ½ zusätzliche MFA sowie 2 zusätzliche Sozialarbeiter*innenstellen wären hilfreich.

 

Frau BV Linnemann (SPD) fragt nach, wie die Kitas auf Bedarfe für Sprachförderung vorbereitet werden? Frau Komlos teilt mit, laufe alles regulär, dann haben Kinder im Alter von 3 bis 4 Jahren die Voruntersuchung U8. Wenn der behandelnde Kinderarzt feststelle, dass das Kind Sprachförderbedarf benötige, werde er es zur Logopädie oder an ein Diagnostikzentrum schicken. Das funktioniere aber nicht regelmäßig. Bei allen Kitakindern werde ein Jahr vor der Schule eine Sprachstanderhebung gemacht, auch bei den Kindern, die nicht in die Kita gehen.

 

Herr BV Fritz (CDU) fragt nach, ob Aktivitäten von Seiten des Bezirksamtes Mitte unternommen werden, mit den Eltern ins Gespräch zu kommen, bei denen die Kinder nicht krankenversichert seien? Welche Gründe gebe es? Frau Komlos teilt mit, dass Romafamilien nicht krankenversichert seien, weil sie teilweise keinen festen Wohnsitz haben. Auch gebe es viele türkischstämmige Bulgaren, die nicht krankenversichert seien. Es gebe Botschaftsangehörige, einzelne Flüchtlinge. Die Sozialarbeiter*innen setzen sich mit den Familien hin und stellen Anträge.

 

Frau BD Herzig-Martens (DIE LINKE) möchte wissen, ob Schuleingangsuntersuchungen das gleiche seien wie Untersuchungen auf Schulreife? Im Sozialbericht von Herrn Buttler wurden mehr kompensatorische Hilfen von staatlichen Stellen gefordert. Sie fragt nach, ob das ausreichend sei?

Des Weiteren fragt sie nach, ob es Sozialarbeiter*innen mit arabischen, türkischen, französischen, englischen Sprachkenntnissen gebe? Seien alle Stellen besetzt? Frau Komlos teilt mit, dass es nur eine Art von Schuluntersuchungen gebe. Jedes Kind eines bestimmten Jahrgangs bekomme eine Einladung für eine Grundschule im Bezirk. Diese verteile Einschulungstermine. Es werde ein standardisierter Test durchgeführt, um den Entwicklungsstand heraus zu finden. Kinder im Bereich Gesundbrunnen haben alle Defizite. Es werde individuell erwogen, ob es sinnvoll sei, das Kind noch ein Jahr länger in der Kita zu belassen.
Des Weiteren vermittelt Frau Komlos, dass es 3 Arzthelferinnen türkischer Herkunft gebe, 2 Ärzte seien arabischer Herkunft, es gebe 1 russische Ärztin. Fast alle können englisch und französisch. In den Sprechstunden gebe es Dolmetscher*innen. Es gebe ein Telefondolmetscherdienst.

Zum jetzigen IST-Zustand der Stellenbesetzungen teilt sie mit, dass alle Arztstellen bis auf eine Schwangerschaftsvertretung besetzt seien. Auch seien die Stellen für Arzthelfer*innen und Sozialarbeiter*innen besetzt.

 

Anschließend stellt sich Frau Dr. Saurma vor, Fachärztin für Kindermedizin und Jugendheilkunde. Sie sei seit Januar 2019 im KJGD in der Beratungsstelle Leiterin für kindliche Entwicklungsförderung tätig.

Stellenmäßig gesetzt seien:

  • 1 Ärztin
  • 1 Therapeutenteam, welches 3 Physiotherapeuten, 1 ½ Stellen von Logopäden, 3 Ergotherapeuten, 1 Musiktherapeutin, 1 Verwaltungsangestellte umfasse.

Arbeitsstandorte:

  • Mathilde-Jacob-Platz mit KJGD. Beratungsstelle, wo Diagnostik und Therapie.
  • Charlotte-Pfeffer-Schule, therapeutisch versorgt mit Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, geistige Behinderung.

Anschließend bezieht sie sich auf aktuelle Zahlen von 2019. Sie habe 186 Kinder untersucht, davon waren ca. 65 % Kinder, die nicht deutschsprachig seien. 32 % von diesen untersuchten Kindern bekamen eine Eingliederungshilfe (Integrationsstatus für die Kita). Die Therapeuten haben im I. Quartal 2019 268 Kinder gesehen, davon waren 89 % deutschsprachige Kinder und 64 % waren von ihrer Entwicklung her auffällig. Es werden Kinder diagnostiziert, die von den Kindertagesstätten, niedergelassenen Kinderärzten oder Einrichtungen, die dem KJGD zugeordnet seien, gemeldet wurden, weil sie in der Entwicklung auffällig seien. Sie als Ärztin führe eine Entwicklungsdiagnostik durch und die Therapeuten in ihren eigenen Bereichen. Es werden Therapien eingeleitet, es werden Therapien angebahnt. Es werden Empfehlungen für die niedergelassenen Ärzte, für die Einrichtungen gegeben oder es werden Beratungen vor Ort in den Kitas durchgeführt. Therapeuten geben dort eine beratende therapeutische Anleitung. Sie als Ärztin gehe in die entsprechenden Kitas und lasse sich die Kinder vorstellen.

Es werden aber auch Gruppentherapien durchgeführt in Form von Psychomotorikgruppen. In den Gruppen werden Kinder mit Entwicklungsauffälligkeiten an Koordinationsbewegungen, selbstbewusstes Bewegen in Form von Musikspielen, Bewegungsspielen in Kleistgruppen gefördert. In den Gruppen seien 5 bis 7 Kinder. Insgesamt gebe es 6 Gruppen.

Des Weiteren gebe es eine Sprachfördergruppe von insgesamt 6 Kindern. Hier werde durch Bewegung und mit Musik versucht, Kinder in Sprache zu bringen.

Zusätzlich wurde eine Säuglingsgruppe (Kleinstgruppe 3 bis 4 Mütter) installiert, in der versucht werde, Mutter an Kind – Interaktion Handling – Bindung - zu fördern.

Abschließend vermittelt Frau Dr. Saurma, dass versucht werde, Kooperationen mit entsprechenden Einrichtungen (SPZ) im Bezirksamt Mitte zu finden. Kooperationen sollen mit den niedergelassenen Kinderärzten geschlossen werden. Es sollen somit kurze Wege gefunden werden, um die Kinder in Therapien und Hilfen zu bekommen. Auch mit dem Sprachförderzentrum soll es Kooperationen geben.

Enge Verbindungen gebe es im KJGD mit den Schulärzten durch die Einschulungsuntersuchungen. Derzeit werde versucht, ein Projekt mit den Mitarbeitern*innen des KJGD aufzubauen. Man möchte schauen, ob die Daten standardisiert aufgebaut werden könnten, um entsprechende Hilfen und Fördermöglichkeiten zu entwickeln. Ziel der Beratungsstelle soll es ein, möglichst frühzeitig bei den Kindern zu erkennen und heraus zu filtern, um ihnen dann frühzeitig Hilfen anbieten zu können, damit eine drohende Behinderung nicht eintrete.

 

Herr BV Freitag (Piraten) fragt nach, ob alle Kinder fit gemacht werden können oder gebe es Kinder, bei denen trotz Hilfe nichts gelinge? Frau Dr. Saurma teilt mit, dass frühzeitig eine Auffälligkeit erkannt werde, die noch keine Behinderung oder drohende Behinderung darstelle. Diese Kinder könne man gut in Hilfe- und Fördermaßnahmen integrieren. Die Chance bestehe, dass diese Kinder ihre Zweitsprache erlernen und dass sie zu integrieren seien. Wenn Kinder erst mit 5 Jahren angeschaut werden und sie nur einige Worte deutsch sprechen, gebe es große Probleme. Diese Kinder haben dann einen hohen Förderbedarf in der Schule und es gebe ein großes Handicap für die Entwicklung.

 

Frau BV Stein (Grüne) fragt nach, was die Eltern daran hindere, ihrem Wunsch tatsächlich nach zu kommen, dass es ihrem Kind gut gehe? Seien es eigene Defizite, die sie an ihre Kinder weitergeben, oder gebe es andere Gründe, die hier noch nicht genannt wurden? Frau Dr. Saurma teilt mit, dass man davon ausgehen müsse, dass die Eltern es wollen, dass es ihrem Kind gut gehe. Das Handicap in Mitte sei (betrachte man Gesundbrunnen, Osloer Straße, Wedding) die Nichtdeutschsprachigkeit. Die Familien seien selbst nicht in der Lage, die deutsche Sprache zu vermitteln. Ihre Muttersprache werde gepflegt. Die Kinder werden mit einer Fremdsprache konfrontiert und haben das Problem zu Hause. Der niedrige Bildungsstand der Eltern komme noch hinzu.

 

Auf die Frage von Frau BD Schoeley (Grüne) teilt Frau Dr. Saurma mit, dass die Eltern die wichtigsten Ansprechpartner seien. Man müsse sie an die Therapie und Diagnostik mit einbeziehen. Die Familienzentren bieten Mutter-Kind-Gruppen, Sprachfördergruppen schon im Säuglingsalter an. Hier können Mütter die deutsche Sprache erlernen und sie können gleichzeitig ihre Kinder mitbringen. Die Kinder werden parallel betreut. Frau Dr. Saurma habe in Moabit einen Kindergarten (Kindergarten-City in der Emdener Str.) kennen gelernt. Während der Betreuungszeit hat eine Initiative einen Sprachkurs installiert. Frau Dr. Saurma betont, dass es viel zu wenig Sprachkurse gebe. Sie habe häufig bemerkt, dass arabischstämmige Mütter eine Hemmschwelle haben, solche Institutionen zu betreten bzw. selbständig dorthin zu gehen. Hier könnten die Kiezmütter als Verbindung eintreten, die das vermitteln könnten. Die Kiezmütter sollte man in den Stadtteilen fördern.

 

Anschließend stellt  Frau  Adib, Leiterin des Zahnärztlichen Dienstes und Fachzahnärztin im öffentlichen Gesundheitswesen, sich und ihre Arbeit vor. Im zahnärztlichen Dienst werden die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe und die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen in den Kindertagesstätten, Schulen und Schulen mit sonderpädagogischem Förderschwerpunkt, bis zum 12. Lebensjahr durchgeführt. Nach §21 SGBV werden bei überproportional hohem Kariesrisiko auch Kinder bis zum 16. Lebensjahr untersucht. Die Arbeit stütze sich auf weitere gesetzliche Grundlagen.

Sie betont, dass es in diesem Personalbereich Defizite gebe. Sie stellt als Beispiel die  Zahlen für 3 Schuljahre aller durchgeführten zahnmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen und zahnmedizinischen Gruppenprophylaxen mit mehr Personal vor und vergleicht die Zahlen mit dem Schuljahr 2017/2018 (durch Schimmelbefall längerer Ausfall der zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen und Gruppenprophylaxen, Umstellung auf 100% Außendienst) und dem aktuellen Schuljahr 2018/2019 (Umzug und 100% Außendienst) Beispielsweise lagen die zahnmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen im Schuljahr 2012/2013 und 2013/2014 bei über 15.500, 2016/2017 über 13800 Wegen des Schimmelbefalls im Gebäude des Gesundheitsamtes konnte man 2017/2018 einige Wochen lang keine Untersuchungen (nur insgesamt 6.452 zahnmedizinische Vorsorgeuntersuchungen und 16.000 zahnmedizinische Gruppenprophylaxen im Schuljahr 2017/2018) durchführen. In diesem Schuljahr liege man bei voraussichtlich 7.030 zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen.

In Mitte gibt es

  • 39 Grundschulen
  • Davon 3 Sonderschulen
  • Davon 24 Schulen, die fluoridiert werden müssen

Statistisch gesehen liege das Kariesrisiko bei diesen Schulen sehr hoch (über 50% Behandlungsbedürftigkeit). Man habe ein Ranking aufgestellt. Aufgrund des Personalmangels werden die Schulen nach prozentualem Kariesaufkommen aufgestellt und untersucht. Es gebe 12 Grundschulen, die keine Fluoridierungsschulen seien. Die Mundhygiene sei dort sehr gut und die Behandlungsbedürftigkeit ist sehr niedrig. Hier bedarf es keiner Fluoridierung. Diese Schulen wurden bisher in einem 2-Jahresrhythmus untersucht. Seit dem Schuljahr 2017/2018 und 2018/2019 komme man leider dem Auftrag nicht nach, alle Grundschulen zu untersuchen und ebenfalls nicht den 2-Jahres Rhythmus einzuhalten. Sekundarschulen und Gymnasien können nicht untersucht werden. 

Die Kindertagesstätten haben einen großen Bedarf. In Mitte befinden sich über 300 Kitas, wo die Kinder jährlich untersucht werden müssen. Mit dem vorhandenen Personal sei das nicht zu schaffen. Die Anzahl der Kitas steigen kontinuierlich.

In diesem Schuljahr sei man nur mit 2 Zahnärzten aufgestellt, die die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen durchführen. Derzeit laufe ein Bewerbungsverfahren mit ½ Stelle. Seit 2015 sei eine Vollzeitstelle durch Freizeitphase bis Mai 2020 nicht vakant. Sie bittet, die Vollzeitstelle in 2 halbe Stellen aufzuteilen, um die zahnärztlichen Vorsorgeuntersuchungen flächendeckend in den Kitas gewährleisten zu können. Die Stellen müssten vorzeitig ausgeschrieben werden.

Leider findet der Innendienst wegen fehlender Räume nicht mehr statt. Man hoffe auf den neuen Zahnärztlichen Dienst in naher Zukunft. Als die Räumlichkeiten geschlossen wurden, kam auf die Schulen ein immenser Aufwand hinzu. In den Schulen fand keine interne Organisation statt, was zu großen Verzögerungen führte Im Innendienst konnten unter anderem alle Leistungen wie das Anfärben der Zähne und die Zuckerausstellung durchgeführt werden

Zum Kinderschutz berichtet Frau Adib, dass er einen sehr hohen Stellenwert habe. Er könne aber leider nicht durchgeführt werden. Man habe Amtshilfe aus Reinickendorf erhalten. Nur einmal im Monat darf ein Kinderschutz angeboten werden. Wahllos dürfen keine Kinder eingeladen werden. 80 aktuelle Fälle wurden dem Jugendamt gemeldet. Die Zahlen steigen. Der Kinderschutznachmittag konnte durch den Zahnärztlichen Dienst variabel gehalten werden. Das gehe jetzt in Reinickendorf nicht. Man darf nur maximal 10 bis 15 Kinder bzw. Familien einladen.

 

Herr BzStR Gothe teilt mit, dass 20 Stellen bei der Dienstkräfteanmeldung beantragt wurden, um das Profil des Mustergesundheitsamtes zu erreichen. Wie sich das jetzt auf die unterschiedlichen Bereiche verteilen werde, könne er nicht mitteilen.

Herr Beyer-Mecklemburg teilt ergänzend mit, dass Mitte ein Gesundheitsamt habe, welches dem Mustergesundheitsamt entspreche. Teilweise habe das Bezirksamt in den vergangenen 10 Jahres das mit aufgenommen. Man habe in jedem Doppelhaushalt in einigen Bereichen einige Stellen mehr zur Verfügung, als es nach dem reinen leeren Mustergesundheitsamt zugestanden hätte. Der zahnärztliche Dienst sei aus unterschiedlichen Gründen ein „Nachzügler“. Deshalb habe das Bezirksamt Mitte noch mal geschaut, wie man jetzt im Vorgriff auf die Formeln, die das Mustergesundheitsamt im Laufe der Zeit fortentwickelt habe, zurückgreifen könnte. Man habe versucht, eine Extrastelle in die Dienstkräfteanmeldung hinein zu bringen. Wieviel der Bezirk erhalten werde und wie das verteilt werde, wisse man nicht.

 

Frau BV Stein (Grüne) bezieht sich auf die Ausschreibungen und fragt nach, ob die Möglichkeit bestehe, Ärzte*innen einzustellen, die sich noch in der Weiterbildung befinden oder werden nur Ärzte*innen eingestellt, die eine abgeschlossene Facharztausbildung haben? Herr Lahusen teilt mit, dass man im Gesundheitsamt mit einer hochkomplexen Auslese zu tun habe. Diese Auslese habe nicht nur einen medizinischen Bedarf. Das setze einen klinischen Blick voraus. Dieser klinische Blick entgehe einem gänzlich, wenn man aus dem Studium komme. Wenn z. B. Kinderschutzfälle detektiert werden, dann gehe es bei den Familien auch um was. Man könne das nur mit Fachpersonal detektieren. Es handele sich um eine Defizituntersuchung, die notwendig sei, um das hin zu bekommen. Deshalb benötige man einen Standard. Berufsanfänger*innen können nicht eingesetzt werden.

 

Abschließend stellt sich Herr Lahusen, Leiter des Fachbereichs 3 (Sozialpsychiatrischer Dienst, Hilfen für Erwachsene) vor. Dieser Bereich befinde sich derzeit im Umbruch – BTHG -. Leider wisse man nicht, wo es hingehe. Er betont, dass das Gesundheitsamt sehr großen Wert darauflege, die Klienten weiter zu betreuen und Hilfen weiter anbieten zu können. Man sei davon überzeugt, dass die zum Teil sehr kranken Personen von sich nur selten aussagen, dass sie die und die Hilfe benötigen und ins Amt gehen und das beantragen. Ein Großteil der Patienten*innen müssen zunächst motiviert werden, dass sie überhaupt Hilfe annehmen. Herr Lahusen betont, dass es sich bei den Personen um noch keine Obdachlosigkeit handele. Zu den Stellen teilt er mit: Nach Mustergesundheitsamt müssten es 10,5 Stellen sein. Besetzt seien aber nur 4,5 Stellen. IST-Stand: 7,5 Stellen. Der Mehrbedarf nach BTHG sein da noch nicht enthalten. Herr Lahusen begründet, warum es nicht mehr Stellen gebe. Man befinde sich in unterschiedlicher Weise in Konkurrenz. Die Psychiatrie sei traditionell nicht das begehrteste Fach. In Berlin gebe es noch in den Kliniken Psychiater, die in der Regel Deutsch sprechen. So gebe es in den Grenzbereichen in Brandenburg in einigen Kreisen das nicht mehr. Dort gebe es hochmotivierte Ärzte, die kein deutsch sprechen. Andererseits spricht Herr Lahusen die Bezahlung an. Es gab 2 hochqualifizierte Ärzte, die zusagten, aber als sie die Summe hörten, seien sie erst gar nicht gekommen. Eine Bewerbung liege für 3 ausgeschriebene Stellen vor. Die Person wurde aus einem anderen Bezirk abgeworben. Das sei kein Zugewinn für den ÖGD in Berlin. Auf diese Art und Weise habe man eine Kraft verloren.

 

Herr BzStR Gothe teilt ergänzend mit, dass er auf Senatsebene darum gebeten habe, damit ein Sonderkontingent an Stellen für die Ausfüllung des BTHG durch die Gesundheitsämter verhandelt werde. Mitte habe 32 Vollzeitstellen für die Umsetzung des BTHG angemeldet.

Es wurden 2 Stellen für die sozialpsychiatrische aufsuchende Arbeit angemeldet. Das sei im Profil des Mustergesundheitsamtes nicht vorgesehen.

Der Vorsitzende, Herr Lötzer, dankt allen für Ihre Berichte und für die Beantwortung der gestellten Fragen.

 
 

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