Auszug - Projekt „Doppeltes Berlin“ und Planungen für die Kulturbahnhöfe Hansaplatz und Schillingstraße BE: Dr. Thomas Flierl (Projektkoordinator), Dr. Christoph Rauhut (Berliner Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin)   

 
 
28. öffentliche/nichtöffentliche Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Sanieren, Bauen und Bebauungspläne
TOP: Ö 10.1
Gremium: Stadtentwicklung Beschlussart: erledigt
Datum: Mi, 27.02.2019 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 17:30 - 21:01 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
 
Wortprotokoll

Herr Dr. Flierl berichtet zum Lenkungsausschuss „das doppelte Berlin – Karl-Marx-Allee / Interbau 1957“ mithilfe einer Präsentation, die den Ausschussmitgliedern im Nachgang zur Verfügung gestellt werde (siehe Anlage 1).

 

Er schildert und erläutert die sowohl finanziellen, fachlich-inhaltlichen als auch organisatorischen Rahmenbedingungen, die einander bedingen und begründet damit das Erfordernis einer Koordination aller Beteiligten Ämter und Stellen. Das Zusammenführen aller Beteiligten sei Bedingung, um das Vorhaben voranzubringen und den Antrag an die KMK qualitativ zu befüllen. Dabei sei Formulieren des Antrags nur ein kleiner Baustein des gesamten Vorhabens, es gehe vielmehr um den Aufbau eines funktionierenden Systems zum Erhalt und zur Pflege des welterbewürdigen Ensembles, in dem Kompetenzen der verschiedenen Ämter miteinander harmonieren. Erstellt werde ein Masterschaftsplan für vorgezogene Welterbefähigkeitsprüfung.

 

Herr Dr. Rauhut informiert über das Ergebnis des in Auftrag gegebenen Gutachtens, in dem zwei Empfehlungen ausgesprochen worden seien: die wissenschaftliche Vertiefung und die Zusammenarbeit für den umfassenden Schutz sowie Pflegemaßnahmen. Das „Welterbe-Management“ könne bereits jetzt angesetzt werden und müsse nicht auf die Aufnahme in die Liste warten. Der bei der KMK bereits gestellte Antrag um Aufnahme des Ensembles beider Viertel als Welterbe sei zurückgestellt mit der Bitte um Überarbeitung. Eine Ablehnung des Antrags könnte sich schmähend auf die Stadt auswirken, ein erneuter Antrag müsste politisch abgewogen werden. Die Fortführung der Projektkoordination werde seitens des Landesdenkmalamtes befürwortet, sodass im Haushaltsentwurf 2020/21 Mittel dafür vorgesehen seien. Auch für die drei Themenbahnhöfe, die auch auf den jeweils anderen verweisen sollen, seien Mittel vorgesehen. Es müsse erst noch erarbeitet werden, in welcher Form die Darstellung erfolgen solle. Es bestehe die Idee, einen aktiven Teil einzubauen. Der Antrag an die Wirtschaftsförderung des Landes Berlin sei bereits gestellt. Die erste Rückkopplung zeige großes Interesse, weise aber auch darauf hin, dass voraussichtlich ein Eigenanteil von 10% erwartet werde. Es müsse zudem geklärt werden, wer die Federführung übernehme und damit den Antrag verantworte.

 

Unter den Gästen sind drei Institutionen/Initiativen anwesend, die aus ihrer Sicht dazu Stellung nehmen.

 

Bürgerverein Hansaviertel e.V., Frau Voigt

Frau Voigt berichtet über die Initiativen und Intentionen des Bürgervereins Hansaviertel und formuliert vor diesem Hintergrund den Wunsch der Mitbeteiligung an dem Projekt. Das Booklet sei den Akteuren bereits übersandt worden und werde auch dem Ausschuss im Nachgang zur Verfügung gestellt (siehe Anlage 2). Sie schildert ein Beispiel, in dem deutlich wurde, dass Ämter bei der Bearbeitung von Vorgängen teilweise nicht wissen, dass das Denkmalamt beteiligt werden müsste und aufgrund dessen fehlerhafte Entscheidungen treffen.

 

Stalinbauten e.V. (KMA – Erster Bauabschnitt -), Herr Bahr

Herr Bahr wünscht ebenfalls eine Mitbeteiligung an der Ausarbeitung des Konzepts und berichtet, dass er ähnliche Erfahrungen wie seine Vorrednerin gemacht habe.

Er habe zudem den Eindruck, dass es bisher Kommunikationsmissverständnisse gegeben habe, die ausgeräumt werden müssten.

 

Nachbarschaftsrat KMA II e.V., Herr Nerger

Herr Nerger berichtet, dass der Vorteil des Zweiten Bauabschnitts der KMA das Vorhandensein des ISEK sei. Er appelliere an die Beteiligung, so wie vorgesehen, und wünsche zudem eine vertiefende Kommunikation.

Herr BzStR Gothe hebt hervor, dass alle Beteiligten das gleiche Ziel haben und sich nicht widersprechen. Er unterstütze den Appell, die Kommunikationsstrukturen zu verbessern.

 

Auch Nachfrage von Herrn Bausch (BüDep der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen) erläutert Herr Dr. Flierl, dass Ende der 50-er Jahre die Stadtplaner der beiden Stadthälften über die Baupläne und Umsetzungen in einen „Dialog“ getreten seien. Das mache die beiden Viertel (Hansaviertel im Westteil und der Erste Bauabschnitt der Karl-Marx-Allee im Ostteil) bauhistorisch so spannend.

Er unterstütze ausdrücklich das Ansinnen der Initiativen, gebe aber zu berücksichtigen, dass systemische Fragen zu klären seien, insbesondere bei Grünflächen.

 

Auch Herr BzStR Gothe hebt das Interessante am baulichen Dialog zwischen Westteil und Ostteil hervor und schließt mit den Worten Dumonts: „Man sieht nur, was man weiß“.

 

Herr Dr. Schulze (BüDep der Fraktion der CDU) referiert zur Entstehung der beiden Viertel und merkt an, dass mit der Hervorhebung der konträren Dinge das Vorhaben eine Chance habe.

 

Herr BV Schug von der Fraktion der SPD begrüßt das Engagement der Initiativen und appelliert an diese, das Engagement mithilfe von Publikationen auf „breitere Füße“ zu stellen.

Seine Nachfrage bezüglich der Frist zur Umsetzung der Themenbahnhöfe erläutert Herr Dr. Rauhut, dass mit dem Beschluss des Haushalts 2020/21 im positiven Fall die Mittel für das Projekt zur Verfügung stünden und erst dann die Ausschreibung zur Konzeptionierung möglich sei. Eine Frist können daher zum aktuellen Zeitpunkt nicht genannt werden.

 

Auf die Nachfragen von Herrn Kuhl (BüDep der Fraktion der SPD) schildert Herr Dr. Rauhut, dass die Erfahrungen mit anderen Welterbestätten einbezogen würden. Jede Stätte unterscheide sich in Beschaffenheit, Größe und Rahmenbedingungen, aber man tausche sich mit den anderen aus. Dass der U-Bahnhof Hansaplatz selbst unter Denkmalschutz stehe, werde bei den Maßnahmen berücksichtigt.

 

 
 

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