Auszug - Schimmel in Gebäuden des Bezirks Mitte  

 
 
13. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin
TOP: Ö 9.2
Gremium: BVV Mitte von Berlin Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 21.12.2017 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 22:30 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
0949/V Schimmel in Gebäuden des Bezirks Mitte
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion der SPDFraktion der SPD
Verfasser:Kreitmair 
Drucksache-Art:DringlichkeitsanfrageDringlichkeitsanfrage
 
Wortprotokoll

  1. Seit wann ist dem Bezirksamt bekannt, dass das Bauaktenarchiv Mitte vom Schimmel befallen ist und was wurde wann dagegen unternommen?

Herr BzStR Spallek: Nach der Anzeige von Mitarbeitern der Bauaufsicht über einen feuchten und muffigen Geruch im Haus im Oktober 2017 wurde sofort ein vereidigter Sachverständiger für Schadstoffe mit der Prüfung beauftragt. Nach Vorlage des Gutachtens erfolgte eine Information an alle Nutzer sowie eine sofortige Sperrung des Hauses. Im nächsten Schritt wird ein Bausachverständiger hinzugezogen und auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse wird ein Konzept zur Wiederinbetriebnahme erarbeitet.

Es wird angemerkt, dass es in der Vorzeit schon ähnliche Untersuchungen gab, die dann herangezogen werden. Die Ursache kann demnach schon älterer Natur sein.

 

  1. Seit wann ist dem Bezirksamt bekannt, dass das Archiv im Rathaus Tiergarten vom Schimmel befallen ist, und was wurde dagegen unternommen?

Herr BzStR Spalllek antwortet: „Für eine Einschätzung eines möglichen Schimmelbefalls im Rathaus Tiergarten wurden in der jüngsten Vergangenheit mehrere Gutachten in Auftrag gegeben. Nach heutigem Kenntnisstand besteht laut […] Gutachten kein akuter Handlungsbedarf. In empfohlenen Intervallen werden Raummessungen beauftragt und durchgeführt.“

 

  1. Gibt es neben den o.a. Gebäuden, den Haus der Gesundheit und der Carl-Kraemer-Schule in Berlin-Gesundbrunnen weitere Gebäude des Bezirkes Mitte, die von Schimmel befallen sind, und was wurde dagegen unternommen?

Herr BzStR Spallek antwortet: „Ja. Die Ernst-Schering-Oberschule ist durch Schimmelbefall beeinträchtigt. Die Schimmelproblematik hat in den letzten Jahren allgemein stark zugenommen. Die Ursachen dafür sind sehr vielschichtig und meist in einer ungünstigen Kombination, mit beispielsweise steigendem Grundwasserspiegel, ungenügende oder fehlende Bauwerksabdichtungen, insbesondere bei Gebäude, die vor mindestens 100 Jahren entstanden sind, u.a.[…]. Weitere Ursachen zählen […], bauliche Gegebenheiten am Erdreich, mit Kontergefällen, defekten Entwässerungsleitungen oder Kellerlichtschächten. Weitere Ursachen sind Fassadenkleidungen, somit Wäremedämmung und anderes, die ohne den Einbau von kompensierenden Maßnahmen, wie Zwangslüftungen, eingebaut werden. Wie jedem bekannt, werden die Gebäude immer dichter gebaut, sodass konzentriertes Lüften erforderlich ist, damit ein Luftaustausch stattfinden kann. Bei undichten Fenstern erfolgt die Lüftung dauerhaft, mit dem Nachteil, dass es im Winter sehr zugig und kalt ist und viel Energie verbraucht. Der marode Zustand der Gebäude aufgrund des Sanierungsstopps kann dazu beitragen, dass sich Schimmel entwickelt. Grundsätzlich kann sich aufgrund der vielfältigen Ursachen überall Schimmel entwicklen. Somit muss auch erwähnt werden, dass an nahezu jedem Ort Schimmel existiert. Sowohl in diesem Gebäude als auch bei jedem Zuhause. Das Maß der Kontamination bedingt, welches Handeln notwendig ist. Die Diskussion ist frühzeitig erkannt worden, vor rd. 500 Jahren sagte Herr Paracelsus: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift, allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“ Die Schimmelbekämpfung beginnt mit der Frage, „was ist zu tun, was wird getan?“ Die Schimmelbekämpfung beginnt mit einer Ursachenanalyse, um geeignete Maßnahmen abzustimmen und die Problembehebung einzuleiten. Da sind individuelle Ursachen, die individuelle Lösungen nach sich ziehen. Die notwendigen Bauarbeiten setzen entweder sofort ein oder werden im Rahmen der Baumaßnahmen koordiniert.“

 

Frau BV Kreitmair von der Fraktion der SPD erkundigt sich, ab wann mit der Wiederinbetriebnahme des Bauaktenarchivs zu rechnen sei, damit die Akten wieder eingesehen werden können. Sie erkundigt sich weiter, ob sämtliche Gebäude, die vom Schimmelbefall und damit von einer Schließung bedroht sind, in eine vorrangige Investitionsplanung aufgenommen worden seien, so auch die Ursachenforschung, mit dem Ziel, den „Gau“ wie beim Haus der Gesundheit oder dem Archiv zu vermeiden. Herr BzStR Spallek berichtet, dass eine verlässliche Aussage zur Wiederinbetriebnahme des Bauarchivs nicht möglich sei. Die Beantwortung der zweiten Frage müsste mindestens 50 Schulen und weitere Gebäude umfassen. Den Bezirksverordneten sei die Investitionsplanung bekannt und damit auch die quantiative Planung der präventiven Sanierung von Kellerräumen. Zum Teil seien diese nur mittelfristig und sehr kostenintensiv durchzuführen. Auf hingewiesene Probleme, auch im Jahr 2014 der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr gegenüber, liegen noch keine geeigneten Antworten vor.

 

Herr BV Draeger von der Fraktion der SPD erkundigt sich bezugnehmend auf das Bauaktenarchiv, welche Größe der prozessuale Umfang einnehme, angefangen bei der Dekontamination der Akten. Herr BzStR Spallek antwortet dazu, dass das Vergaberecht Anwendung findet. Betroffen seien die Akten selbst, er sei aber auch mit Baumaßnahmen zu rechnen.

 

Herr BV Lehmann von der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen erkundigt sich, ob die „Gefahr in Verzug“ Ausnahmen und damit ein beschleunigtes Verfahren zulasse. Überlegt werden sollte, und eventuell wird es durch die Senatsverwaltung schon ausgeführt, ob kontinuierlich geprüft werde, auch in Hinblick auf zukünftigen Handlungsbedarf.

 
 

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