Auszug - Werkstattverfahren Wiesenburg  

 
 
9. öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin
TOP: Ö 7.2
Gremium: BVV Mitte von Berlin Beschlussart: beantwortet
Datum: Do, 20.07.2017 Status: öffentlich
Zeit: 17:30 - 23:00 Anlass: ordentlichen Sitzung
Raum: BVV-Saal
Ort: Karl-Marx-Allee 31, 10178 Berlin
0558/V Werkstattverfahren Wiesenburg
   
 
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:Fraktion DIE LINKEFraktion DIE LINKE
Verfasser:Diedrich und die anderen Mitglieder der Fraktion DIE LINKE 
Drucksache-Art:Große AnfrageGroße Anfrage
 
Wortprotokoll

Werkstattverfahren Wiesenburg
Drucksache: 0558/V

 

  1. Welche Ergebnisse brachte die 3. und damit vorerst letzte Runde des Werkstattverfahrens für die Entwicklung des Areals Wiesenburg und wie bewertet das Bezirksamt die Ergebnisse?
  2. Beabsichtigt das BA die Ergebnisse des Werkstattverfahrens über einen B-Plan zu fixieren?
  3. Wie findet hierbei die zum Teil geräuschintensive Nutzung Berücksichtigung?
  4. Welche Bedarfe und Wünsche wurden von den Vertreter*innen des Wiesenburg e.V. geäußert und wie werden diese in die weiteren Pläne integriert?
  5. Wie soll die Beteiligung der Wiesenburger*Innen und der Öffentlichkeit ausgestaltet werden?
  6. Was wird konkret für den Fortbestand der derzeitigen Nutzer*Innen getan?
  7. Was hält das BA von einer kooperativen Entwicklung des Areals,  getragen von der städtischen degewo (für den Neubau) und einem genossenschaftlichen oder sonstigem gemeinnützig orientiertem Partner für die Bestandsentwicklung?

Herr BzStR Gothe antwortet: Sie fragen zunächst nach den Ergebnissen des dritten und letzten Werkstattverfahren-Workshops, der gestern stattgefunden hat und in der Tat ist es da so, dass übe die drei Workshops eine ganze Reihe von unterschiedlichen städtebaulichen Lösungen für Neubau in dem Arial der Wiesenburg erhoben worden sind.
Verschiedene Architektur-Teams haben Vorschläge gemacht und es kristallisierte sich dann schon beim zweiten Workshop-Verfahren eine Vorzugsvariante heraus, die eigentlich bestechend einfach ist, wenn man weiß wie kleinteilig und aufgelöst die vorhandene Substanz ist in den unterschiedlichen Hallen, die alle sehr pittoresk aussehen, dann überrascht die Schlichtheit der Lösung, die nämlich darin besteht, dass man ein 10-geschossiges Gebäude hat, an den sich ein ziemlich langer Riegel dran anschließt, der nach Süden das Gelände quasi schnurrgerade abgrenzt. Und es gibt da noch ein weiteres 4-geschossiges Gebäude, was sich da mit einfügt, und so simpel diese Lösung erscheint und man sich fragt, kann die Lösung wirklich so simpel sein, desto reizvoller ist es doch tatsächlich, die öffentlichen Räume zu betrachten, die sich dann zwischen den Altbauhallen und diesem Neubau ergeben. Da wird es dann im Zentrum tatsächlich einen etwa 20m x 40m großen freien Platz geben, der schön gestaltet wird. Und es wird dann noch einen weiteren Zugang zur Kollberger Straße geben, eine zusätzliche Erschließung in das Gebiet hinein. Das ist eigentlich dann doch ganz gut getroffen und die Architekten hatten gestern dann dazu auch schon Fassaden- Überlegungen, mit Backstein –Fassaden und einer dann doch relativ kleinteiligen, vertikalen Gliederung vorgeschlagen, dass es wirklich sehr schön aussieht. Das kann eigentlich sehr gut sein. Allerdings gab es dann zwei Dinge, die zur Kritik führten. Das eine ist nämlich, dass in dem Neubauteil, der ja auch dann diesen Platz mitbelegen soll, wo durch die Architekten im Erdgeschoss irgendwie vorgesehen war, dass dort die Eingänge zu den Häusern sind und die Nebenflächen, sprich die Abstellräume für Fahrräder, Rollatoren, Kinderwagen, Mülltonnen, und davon kann man sich natürlich keine Belegung des Platzes aus dem Erdgeschoss heraus vorstellen. Deshalb kam dann die Debatte in die Richtung, dass man das Erdgeschoss anders gestalten sollte, anders nutzen sollte, nämlich durch Atelierwohnungen mit durchaus auch Werkstattcharakter, die dann ihre Öffnung, vielleicht großzügigen Öffnungen, Richtung Platz wenden. Und man sich dann auch aus diesen Ateliernutzungen heraus durchaus dann eine schöne Belegung des Platzes vorstellen kann. Das fanden dann auch alle ziemlich schnell ziemlich gut. Der Beauftragte war vertreten durch einen Vertreter und war ganz erfreut, dass das in diese Richtung gewendet wurde. Und dann gab es eine zweite Kritik, die kam von mir als Sozialstadtrat, ich hatte nämlich gesagt, dass ist insgesamt ein schönes Konzept, aber es sind doch recht wenige Wohnungen die da entstehen. Und habe dann den Verweis auf die vielen unterschiedlichen Schichten, für die wir als Bezirksamt ja letztendlich auch zuständig sind, was die Versorgung von Wohnraum angeht, zuständig sind. Angefangen bei den Jugendlichen, für die wir WG’s suchen, um dort betreut zu werden, bis hin eben auch zu Flüchtlingen, die in großer Zahl auf das zur Verfügungstellen von Wohnungen warten, habe ich doch sehr intensiv darum geworben, dass man bei dem langen Riegel noch ein Geschoss mehr berücksichtigen kann. Habe auch gesagt, die sollen nicht aufgestockt werden, sondern das neue Erdgeschoss mit den Atelierwohnungen soll unten eingeschoben werden, dann kommt der Rest ein bisschen höher. Das war nicht einfach, auch mein eigener Denkmalschutz glaubt, dass da [Worte unverständlich]. Ich glaube das in der Tat nicht. Wir haben dann im weiteren Verfahren festgehalten, dass das Bezirksamt und die DEGEWO das begrüßen würden, dass wir aber nochmal einen gesonderten Termin machen bei den Vertretern der Wiesenburg. Die waren nämlich nur mit zwei Personen, die durchaus sehr eloquent waren, vertreten, die sich damit auch anfreunden können, die aber sagten, so ganz alleine wollen sie das jetzt für die ganze Gruppe nicht entscheiden. Und es gäbe im Altbau Bereich auch noch eine ganze Reihe von Dingen, womit sie noch nicht richtig zufrieden sind. Und deshalb haben wir jetzt verabredet, dass es nochmal Mitte August einen Vor-Ort Termin gibt, bei dem wir mit der Gemeinschaft der Wiesenburg dann darüber sprechen, ob da ein Geschoss mehr möglich sein sollte, und dass wir aber auch noch über einige Dinge im Altbaubestand reden werden. Z.B. gibt es da die Idee eine Durchwegung durch das Gelände, die eigentlich sehr begrüßenswert ist, der allerdings ein Raum, ein Teil zum Opfer fallen würde und einer hätte dann seine Existenz verkauft, das ist dann nicht so schön. Es gibt dann auch einen ganzen Katalog von Wünschen zum Umgang mit dem Altbau, dass möchte ich jetzt aber im Einzelnen nicht referieren, sondern es wird ja im Protokoll dann nochmal sauber aufgelistet ist und was es noch alles für Wünsche gibt und ich denke wir werden auch bei dem Vor-Ort Termin die wichtigen Dinge lösen können und regeln können.
Sie fragen bei 2. Und 3, ob wir beabsichtigen, das alles in einem B-Plan zu fixieren und insbesondere die Frage wie man geräuschintensive Nutzung absichern kann. In der Tat ist es so, dass wir jetzt für den Neubau, so wie er sich darstellt, keinen B-Plan bräuchten. Allerdings ist es so, dass z.B. der eine Teilbetrieb, der da ansässig ist, wenn der mal aufhört und dann seinen Betrieb aufgibt und ein neuer käme, der dort auch einen Teilbetrieb machen wollte, dann würde es schwierig werden das zu genehmigen. Der alte hat quasi noch Bestandsschutz aber wenn ein neuer kommt,  wird’s schwierig und deshalb haben wir verabredet, zu prüfen, ob wir ein B-Plan über das Gelände legen mit der Ausweisung urbanes Gebiet, womit man dann ja auch das dichtere Nebeneinander von Gewerbe und Wohnen ermöglichen kann, zumindest sind dann höhere Schallwerte zulässig. Und ich denke mal, dass man diesen Schallschutzmaßnahmen auch noch ordentlichen Beitrag leisten kann, um die dann zu entschärfen. Aber in der Tat ist es ein guter Punkt. Sie fragen dann noch zu der weiteren Beteiligung mit der Öffentlichkeit. Das haben wir jetzt gestern noch nicht zu Ende fixiert, vermutlich wird es darauf hinaus laufen, dass das Quartiersmanagement (QM)mindestens erstmal eine Sitzung im Quartiersrat dafür benutzten wird, um das Projekt vorzustellen. Da erreichen wir ja schon eine gewisse Öffentlichkeit. Und vielleicht würde das QM ja auch noch eine öffentliche Veranstaltung dazu machen. Wenn man bedenkt was es für Vorbehalte zu Vorbeginn gab, Ängste und so weiter, ist es jedenfalls bis jetzt oder bis zum dritten Workshop-Verfahren, zu einem sehr befriedigendem Zwischenergebnis gekommen, und ich bin sehr zuversichtlich, dass das ein ganz tolles Projekt wird.

 

Herr BV Bertermann von der Fraktion Bü90/Die Grünen ergänzt die Ausführungen, da er an dem Termin ebenfalls teilgenommen habe, insbesondere zu der Frage „wie geht’s weiter?“: Es wurde jetzt ein bisschen offen gelassen, dass es eine Vereinbarung gibt, dass das QM einen Prozess beginnt und das bis zum Ende diesen Jahres mindestens ein Termin zeitnah stattfindet, indem das QM einlädt, insbesondere die DEWEGO und die Wiesenburger und mit denen zusammen ein Konzept für eine zukünftige Bürgerbeteiligung ausarbeitet. Der grund ist, das war auch mein Ansatz, einfach eine Bürgerveranstaltung zu machen, da wird man natürlich gefragt „wie geht’s weiter?“, da muss man ein Konzept haben. Das sollte man vorher machen, bevor man jetzt einfach in eine Bürgerveranstaltung geht. Dies soll vom QM organisiert werden, das haben die auch zugesagt. Und ich gehe davon aus, dass das innerhalb dieses Jahres auch passiert, sodass dann auch ein abgestimmtes Öffentlichkeitskonzept was bisher noch nicht vorliegt, dann für die nächste Zeit umgesetzt werden kann. Insbesondere auch, das ist ja eine Forderung des Altelierbeauftragten, das nach meinem Kenntnisstand auch die Wiesenburger unterstützen, dass es ein ständiges Beteiligungsgremium gibt, wo man sich untereinander austauscht. Das eine ist, man mach eine Bürgerveranstaltung, das andere ist sowas ähnliches wie ein Sanierungsbeirat, wo die Wiesenburger beständig mit der DEWEGO zusammen sitzen und sich abstimmen, dass nicht die Unstimmigkeiten der Vergangenheit auch wieder in die Zukunft kommen. Das ist meiner Ansicht nach fest verabredet worden und alle haben zugestimmmt.

 

Herr BV Diedrich von der Fraktion DIE LINKE bittet das Bezirksamt (BA): Ich würde das BA ermuntern wollen, also nicht nur ermuntern, sondern gerade zu bitten und drängen wollen, das Gebiet gemäß Bebauungsplan, entsprechend urbanes Gebiet aufzustellen. Da gibt es einfach zu viele Ziele, die möglicherweise irgendwann mal im Zielkonflikt sein könnten, die durch den Bebauungsplan gütlich geregelt werden könnten. Ich denke, gerade mit Blick auf den Altbaubestand, wo viel Kultur stattfindet, wo viele Gärten stattfinden, das wir diese Art der gegenwärtigen Nutzung im Bebauungsplan perspektivisch sichern können und mit einem urbanen Gebiet tatsächlich auch den ein oder anderen etwas geräuschintensiveren Betrieb sichern können.
Nicht beantwortet blieb die 7. Frage. Da ging es ja darum, was das BA davon hält, wenn man dieses Areal zukünftig in irgendeiner Art und Weise als Zweit-Areal betreibt. Nämlich den Neubau den man durch die DEWEGO entwickeln lässt und den Altbau-Bereich den man ggf. durch einen anderen Partner entwickeln lässt. Also durch eine Genossenschaft oder durch einen gemeindeorientierten Bauträger, der möglicherweise mit dem Altbaubestand behutsamer umgehen würde, könnte, als es die DEGEWO aus nachvollziehbaren Gründen kann.

Herr BzStR Gothe antwortet: Ja, das mit dem urbanen Gebiet halten wir auch für eine gute Idee. Wobei, wenn man so durch die Tiefe geht man schnell erkennt, dass der Erhalt dieser wirklich beachtlichen und relativ einzigartigen Formation dort, dass das vor allem dann gelingt, wenn die Wohnungsbaugesellschaft und die Wiesenburger wirklich zu einem guten Miteinander kommen und die Verträge man miteinander abschließen muss, auch gutwillig gelebt werden, das ist essentiell. Dass man da noch einen weiteren Partner mit einbezieht, das halte ich eigentlich auch für einen klugen Gedanken, denn man kann sich schon vorstellen, wenn so eine Schicksalsgemeinschaft, wie die Wiesenburgler, die alle so ihr Spezialthemenfeld haben aber nicht unbedingt Sanierungsprozesse baulicher Art beurteilen können, die stehen dann so einem Überprofi wie der DEGEWO gegenüber, dann kann das schon sein das es leicht ungleichgewichtig wird. Und wenn dann ein dritter Partner, der auch was vom Baugeschäft versteht, quasi für diese Wiesenburgler da den Sachverstand mit reinbringt und deren Interessen vertritt, dann halte ich da für einen guten Gedanken und das sollte man auch weiter verfolgen.

 

 

 
 

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