Der Verbund für Nachbarschaft und Selbsthilfe Moabit* hat den Klara-Franke-Preis 2007 für freiwilliges soziales und nachbarschaftliches Engagement in Moabit verliehen.
Geehrt werden in diesem Jahr zwei Menschen, die sich freiwillig und engagiert für ihre Nachbarschaft in der Lehrter Straße einsetzen: Monika Raasch und Lothar Kohlbach.
Monika Raasch
Die frühere Rentensachbearbeiterin Monika Raasch wohnt im südlichen Teil der Lehrter Straße, in den Häusern an der Invalidenstraße. Dort ist sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Reiner Eismann im Mieterbeirat engagiert und setzt sich für die Rechte der Mieter ein. Vor noch nicht langer Zeit hat die WBM (vormals Bewoge) die Anfang der 80er Jahre im sozialen Wohnungsbau errichteten Blöcke privatisiert. Der Mieterbeirat versuchte sowohl auf politischer als auch juristischer Ebene wirksame Mieterschutzklauseln durchzusetzen. In den Wohnblöcken leben viele ältere Menschen, denen es schwer fällt, sich zu wehren. Mieterhöhungen werden befürchtet. Monika Raasch unterstützt ihre Nachbarn nicht nur bei Mietproblemen. Sie können sich an sie wenden bei Rentenfragen und in jeder sozialen Notlage.
Außerdem hilft sie tatkräftig alten und kranken Nachbarn, putzt, kauft ein, bringt frische Wäsche ins Krankenhaus. Doch fordert sie auch immer wieder die Hilfe von professionellen Stellen ein. “Alte und kranke Menschen mit wenig Geld, haben es wirklich schwer. Und wenn sie dann auch nicht über Unterstützungsmöglichkeiten Bescheid wissen oder zu stolz sind ihre Notlage offiziellen Stellen zu offenbaren, sieht es ganz schlimm aus,” erklärt Raasch.
Lothar Kohlbach
Seit 1999 arbeitet der gelernte Tischler Lothar Kohlbach ehrenamtlich in der Kulturfabrik Lehrter Straße 35 mit. Sein Arbeitsbereich ist die Hauswerkstatt. Gemeinsam mit anderen hält er seit Jahren das Haus in Schuss, soweit das durch selbstorganisierte Bauarbeiten möglich ist. Lothar ist nicht nur Handwerker, er musiziert auch gerne und spielte in der hauseigenen Band „Bis Denver“ schwungvollen Country-Punk. Ganz besonders sind ihm die Kinder der Lehrter Straße ans Herz gewachsen. Für die Kinder repariert er Fahrräder, bastelt auch mal eines zusammen, das dann für wenig Geld abgegeben werden kann. Er gibt Gitarrenunterricht in der Remise Lehrter Straße 27-30, wo das pädagogische Team der Kulturfabrik, ein ABM-Projekt, Kursangebote für die Kinder der Nachbarschaft macht. Von Tanz, Trommeln, Malen und Basteln, Hausaufgabenhilfe bis zum Gitarrenunterricht mit Lothar. Wer Hilfe braucht bei Reparaturen von Möbeln, Fahrrädern usw., kann sich
vertrauensvoll an Lothar Kohlbach wenden.
Hintergrundinformationen:
Der Klara-Franke-Tag wird alljährlich im März anlässlich ihres Geburtstages begangen. Klara Franke war mit ihrem Engagement und ihrer Zivilcourage vielen Moabiter Bürgern ein positives Beispiel.
Klara Franke war die Kiezmutter der Lehrter Straße. Hier lebte sie mehr als 60 Jahre. Bis zu ihrem Tode hat sie sich aktiv für die Interessen ihrer Mitbürger, für benachteiligte Gruppen der Gesellschaft und für gute Nachbarschaft eingesetzt. „Wenn Du was erreichen willst, musst Du den Politikern auf die Füße treten!“ war ihr Motto. Sie hat es oft erfolgreich getan, z.B. Menschenketten, Demonstrationen und Unterschriftenaktionenorganisiert. Mit ihrem engagierten, kämpferischen, aber immer menschlichen Auftreten war sie ein Moabiter Original. Sie hat viel für ihr Moabit erreicht. In der Lehrter Straße ist der Spielplatz neben der Kulturfabrik, der durch ihre Beharrlichkeit entstanden ist, nach ihr benannt.
Weitere Informationen:
Verein für eine Billige Prachtstrasse – Lehrter Strasse e.V.
c/o B-Laden
Lehrter Str. 27-30
10557 Berlin
Tel.: 397 52 38
E-Mail: billige.prachtstrasse-ev@lehrter-strasse-berlin.net