Drucksache - 0257/VII  

 
 
Betreff: Zur Werbeaktion zur Gewinnung von Pflegefamilien
Status:öffentlich  
 Ursprungaktuell
Initiator:BezirksverordneteBzStRin JugFamWeiKult
Verfasser:Witt, Juliane 
Drucksache-Art:Mündliche AnfrageMündliche Anfrage
Beratungsfolge:
Bezirksverordnetenversammlung Beantwortung
22.03.2012 
Öffentliche Sitzung der Bezirksverordnetenversammlung Marzahn-Hellersdorf schriftlich beantwortet   

Sachverhalt
Anlagen:
1. Mündliche Anfrage PDF-Dokument
2. Zusätzlich schriftliche Beanwtrotung PDF-Dokument

Wir fragen das Bezirksamt:

Die Umsetzung wirksamer Maßnahmen zur Gewinnung von Pflegeeltern ist entsprechend der Vereinbarungen mit dem Bezirk Marzahn- Hellersdorf ein Schwerpunkt der Arbeit des freien Trägerverbundes proFam gGmbH und Sozialarbeit und Segeln gGmbH, die sich zum  Pflegekinder-Service Marzahn-Hellersdorf zusammengeschlossen haben.

In der strategischen Weiterentwicklung dieses Bereiches stützen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Trägerverbundes aktuell auf die umfassende Branchenstudie „Gewinnung von Pflegeeltern durch mediale Kommunikation“.

 

Der vom Senat geförderte Träger „Familien für Kinder“ hat im Herbst 2010 die Studie „Gewinnung von Pflegeeltern durch mediale Kommunikation“ in Auftrag gegeben, um herauszufinden, ob und wie die gesamtstädtische Werbung und Öffentlichkeitsarbeit noch effekti­ver gestaltet werden kann.

 

Zentrale Fragestellungen waren:

 

·         Welche Medien und Aktionen sollten zur Gewinnung neuer Pflegeeltern ver­wen­det werden?

 

·         Welche Inhalte sollten in der Kommuni­kation in welcher Form angespro­chen werden?

 

Hierzu wurden qualitative Interviews mit Pflegeeltern geführt. Die Kommunika­tions­medien ausgewählter Träger in Berlin und deutschlandweit wurden inhaltlich und visuell ana­lysiert. Beiträge in Publikumsmaga­zinen und im Internet zum Thema Pflege­eltern wurden ausgewertet.

 

Inhaltliche und visuelle Analyse der Kommunikationsmedien

 

Die Kommunikationsanalyse ergab, dass Berlin im Vergleich zu anderen Bun­des­ländern eine sehr spezielle Struktur in der Pflegekinderhilfe hat: Dezentral aufge­stellte Jugendämter arbeiten mit verschie­denen Trägern zusammen, die ähnliche Angebote haben. Das wirkt auf die Interessentinnen und Interessenten bei der Informa­tions­suche ver­wirrend und erschwert der Zielgruppe den Zugang zum Thema.

In der Studie wurde unterschieden zwi­schen Push- und Pull-Kommunikation (pas­siv und aktiv). Die Push-Kommunika­tion erfolgt passiv, d. h. die Personen ge­lan­gen durch Zufall an das Thema und dabei wird ihr Interesse geweckt. Da­gegen erfolgt die Pull-Kommunikation durch akti­ves Handeln, d. h. die Per­so­nen sind be­reits am Thema interessiert und suchen nach Informationen. Die künftige Kommu­nikation des Themas muss entsprechend ausgerichtet sein und sowohl die Push- als auch die Pull-Kommunikation berück­sichtigen sowie geeignete Medien nutzen.

Die Analyse ergab, dass das Internet maßgeblich bei der aktiven Suche nach In­formationen genutzt wird und dass der am häufigsten genutzte Suchbegriff das Wort „Pflegekinder“ ist. Online-Kommuni­kation gewinnt immer mehr an Be­deutung und die Nutzung dieser Möglichkeit wächst altersübergreifend ste­tig.

 

Interviews mit Pflegeeltern

 

Die Auswertung der Interviews mit den Pflegeeltern ergab u.a., dass die meisten durch Freunde, Bekannte, Arbeitsumfeld und Medien auf das Thema Pflegekinder gestoßen sind. Viele wussten gar nicht mehr, woher sie es das erste Mal ge­hört haben. Hat sich dann die persönliche Situation geän­dert, brauchte es nur noch eine Initialzün­dung: Potentielle Pflegeeltern mussten noch einmal mit dem Thema in Kontakt kommen – von da an wurde aktiv nach Informationen gesucht.

Bei den Informationsquellen waren Erfah­rungsberichte von Pflegeeltern eine posi­tive Empfehlung. Als genauso wichtig wird die mediale Kommunikation zur Ge­winnung von neuen Pflegeeltern angese­hen.

Pflegeeltern nannten als Hauptgrund für die Aufnahme eines Pflegekindes: „Le­bendigkeit“ und „Abwechslung erfahren“ sowie „Liebe und Fürsorge“.

 

Fazit

 

Die Studie belegt, dass durch ein gesamtstädtisches Angebot (einfache Struktu­ren, zentrale Anlaufstelle) mehr Interessenten gewonnen werden können als nur mit dezentralen Strukturen. Interessenten sind bereits mehrfach mit dem Thema in Berührung gekommen, bevor Sie sich auf den Bewerbungsweg machen, d.h. die „Früchte der Öffentlichkeitsarbeit“ können nur zeitversetzt geerntet wer­den. Gerade hier ist es von großer Bedeutung, dass es eine Konstanz und Kontinui­tät in der Trägerschaft des gesamtstädtischen Angebotes gibt.

 

Aufbauend auf diese Ergebnisse hat der Pflegekinder-Service Marzahn-Hellersdorf

 

·         die Website angepasst

·         die Flyer und Plakate neu gestaltet, um sie an Orten von öffentlichem Interesse auszulegen.

 

In regional relevanten Medien im Bezirk Marzahn-Hellersdorf wurden diverse Artikel und ergänzend Annoncen platziert.

 

·         Berliner Woche

Hier werden monatlich Anzeigen geschaltet. 5-mal im Jahr erscheinen  Artikel, die dem Leser den Alltag einer Pflegefamilie näher bringen sollen. Es wurde bereits nach zwei bisher erschienenen Artikeln festgestellt, dass diese oft und gerne gelesen werden und ein gedanklicher Anstoß für zukünftige Pflegeelternbewerber sein können.

·         Eastgate-Zeitung

·         Familienwegweiser für Marzahn-Hellersdorf

 

Des Weiteren wurden Infowände und Roll-Ups angefertigt, um diese in den Bürgerämtern der Regionen aufzustellen. Dafür wurde leider keine Genehmigung erteilt. Auch in den stark von Bürgern frequentierten Eingängen der Rathäuser durften diese nicht aufgestellt werden. Kurzzeitig wurde ein Roll-Up im Warteraum der Kita-Gutscheinstelle platziert.

 

Weiterhin trat und tritt  der Trägerverbund in nachstehenden Veranstaltungen aktiv in Erscheinung:

·         Sozialtage im Eastgate

·         Berlinweiter jährlicher Pflegefamilien-Tag

·         regionales Pflegefamilienfest des Pflegekinder-Service Marzahn-Hellersdorf in der Villa Pelikan in Anwesenheit der zuständigen Bezirksstadträtin und des Bezirksbürgermeisters.

 

Ziel der Arbeit des Trägerverbundes ist es, zufriedene Pflegeeltern als eine wertvolle Ressource in der Werbung weiterer Pflegefamilien zu nutzen. Diese Strategie hat sich bewährt und wird so weiter gefördert.

Die Rückmeldungen einer überwältigenden Mehrheit „unserer“ Pflegeeltern zeugen von einer großen Zufriedenheit mit dem Angebot des Pflegekinder-Services Marzahn-Hellersdorf und führten in der Konsequenz zu einer hohen Bereitschaft, Werbemittel im Bezirk (Kinderarzt, Kita, usw.) zu verteilen und im persönlichen Umfeld für diese „Berufung“ zu werben.

 

Ergebnis

 

Im Ergebnis dieser Maßnahmen gibt es seit November 2011 deutlich gestiegene Zahlen an Interessenten und Bewerbern.

Dies schlägt sich in der Praxis in einer hohen Anzahl laufender Überprüfungsprozesse nieder.

 

Im ersten Quartal 2012:

11 neue Pflegeeltern, 7 erfahrene Pflegefamilien, die weitere Kinder aufnehmen möchten

 

Im Vergleich dazu im Jahr 2011:

22 Überprüfungsgespräche insgesamt, davon 15 erfolgreich

 

Einschränkend ist jedoch darauf hinzuweisen, dass die breit aufgestellte Werbung auch Menschen anspricht, die den Anforderungen an Pflegeeltern (formal, in Bezug auf Erziehungs- und Reflexionsfähigkeit) nicht gerecht werden können, so dass sich ebenso die Zahl abgelehnter Interessenten und Bewerber erhöht.

 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Trägerverbundes sensibilisieren im Rahmen ihrer Vernetzungstätigkeit u.a. in Kitas, Schulen, bei Therapeuten und Kinderärzten für die Lebenswelt von Pflegekindern und Pflegefamilie mit dem Ziel,  das Ansehen von Pflegeeltern in der Öffentlichkeit und die Attraktivität dieser Tätigkeit zu erhöhen.

Am Ende des Jahres wird es eine ausführliche Auswertung der Vorhaben des Trägers mit dem Bezirksamt geben mit dem Ziel,  an der fortlaufenden Weiterentwicklung der bisherigen Werbestrategien zu  arbeiten.

 

 

 

Juliane Witt

Bezirksstadträtin für Jugend und Familie

Weiterbildung und Kultur

 
 

Legende

Ausschuss Tagesordnung Drucksache
Bezirk Aktenmappe Drucksachenlebenslauf
Fraktion Niederschrift Beschlüsse
Kommunalpolitiker Auszug Realisierung
   Anwesenheit Kleine Anfragen

Kontakt

Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin

Büro der Bezirksverordnetenversammlung

Leiterin:
Anne Nentwich, BVV L

Postanschrift:
12591 Berlin